Appomania – ein gigantisches Dateneldorado
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12. Februar 2024 – Wir alle kennen die zahllosen farbigen Icons auf unserem Handy, die Apps. Das Kürzel App leitet sich von dem englischen Wort «application» ab und bedeutet ganz simpel Anwendung. Doch damit ist es nicht getan.
VON JÜRG SCHMID
Seit dem Jahr 2008 ist ein regelrechter Run auf Apps aller Art entstanden und hat innert Kürze alle Industrien weltweit erfasst. Mittlerweile gibt es global schon Millionen Apps für fast alle Lebensbereiche. Manche sind beim Kauf des neuen Mobilephones bereits vorinstalliert – was zu kartellrechtlichen Fragen führen könnte. Andere Apps kann man aus den beiden massgeblichen App-Bibliotheken Google Play Store und Apple App Store problemlos auf sein Handy herunterladen, viele davon kostenlos. Gemäss Google hat ein Mobilephone-Besitzer heute durchschnittlich 40 bis 50 Apps auf seinem Gerät.
Populäre Anwendungen sind Spiele, Fahrpläne, Routenplaner, Music-Playlisten, eShops, Urlaube buchen, Rechnungen bezahlen, Schnellübersetzungen (mit Audio-Aussprache in vielen Sprachen), Filme anschauen, Videos produzieren, Live Streams von Sportanlässen geniessen und, und, und.
Gigantisches Dateneldorado
Eine App entwickeln darf grundsätzlich jede Person, jede Firma oder jede Organisation auf dieser Welt. Eine globale Datenschutzkontrolle ist aus meiner Sicht deshalb regulatorisch fast nicht machbar – durch wen auch? Nun, all diese Apps wollen sich, einmal installiert, natürlich schnell und sinnvoll mit den Inhalten auf meinem Handy verbinden und fragen mich deshalb um Zustimmung zu den AGB. Einmal zugestimmt, nimmt der Datenfluss im Hintergrund seinen Lauf, und ich als App-Benutzer freue mich über die umfangreichen neuen Möglichkeiten auf meinem Handy.
Rechnen wir mal pragmatisch: 7 Milliarden Mobilephones mal durchschnittlich 40 Apps ergibt ein theoretisches Potential von rund 280 Milliarden Datenzugriffsmöglichkeiten täglich – und dies sieben Tage pro Woche 24 Stunden lang. Das ist doch wirklich ein gigantisches Dateneldorado, auf jeden Fall für alle zukunftsträchtigen Firmen und führenden Organisationen dieser Welt. Täglich knackfrische Enduser-Profildaten kostenlos serviert über die App-Nutzung.
Profildaten sind spannend: Wer nutzt was und wann? Was wird bestellt? Wer schaut was, wie lange? Wer liest was, wann, wo? und vieles mehr. All diese Daten, mit KI aggregiert in Echtzeit, sagen doch schon eine ganze Menge über das tägliche Verhalten eines Menschen aus. Da bleibt nur die Hoffnung auf möglichst viele positive Nutzungen.
Unser KI-Kolumnist Jürg Schmid (61) war zunächst Lehrer und wechselte dann in die Privatwirtschaft, um zu verstehen, welche Ansprüche Unternehmen gegenüber den Schulen haben. Er leitete diverse Ausbildungsabteilungen für weltweit tätige, börsenkotierte Konzerne. Nach seiner Frühpensionierung betätigte er sich als Vikar und Co-Schulleiter. Er ist Referent und Sparringpartner zum Thema «Quo Vadis – Ausbildung & Digitalisierung».