«Ohne die Bürger wäre die Polizei verloren»

0 KOMMENTARE

7. April 2025 – Er sei «ein begeisterter Dorfpolizist», sagte Zollikons Polizeichef Peter Zimmermann im «Talk am Puls» mit Barbara Lukesch. Er schätze den geregelten Dienst und die Nähe zur Bevölkerung, die in der Gemeinde mit ihrer Wachsamkeit eine wichtige Aufgabe erfülle.

Peter Zimmermann im «Talk am Puls» mit Barbara Lukesch (Foto/Video: ZN)
Peter Zimmermann im «Talk am Puls» mit Barbara Lukesch (Foto/Video: ZN)

Kürzlich habe er an einer Konferenz zum Thema Dämmerungs-Einbrüche teilgenommen, sagte Peter Zimmermann. Vertreter verschiedener Kantone seien zusammengekommen, um sich auszutauschen. Eines der wichtigsten Ergebnisse sei die Tatsache gewesen, dass in allen vertretenen Kantonen ausschliesslich Hinweise aus der Bevölkerung zur Verhaftung von Einbrechern auf frischer Tat geführt hatten: «Ohne die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger wären wir verloren.»

Mit welchen mittel- und kurzfristigen Aufgaben er sich denn in Zollikon aktuell beschäftige, wollte Barbara Lukesch wissen. Ein wichtiges, im Sommer anstehendes Thema sei die Gewährleistung der Sicherheit an der Chilbi. Die mit Autos verübten Anschläge auf Märkte in Deutschland könnten sich auch in der Schweiz ereignen. Die Polizei erwäge den Aufbau gemieteter Barrikaden, um solche Amokfahrten zu verhindern.

Kurzfristig komme eine Aufgabe auf die Polizei zu, die sich jedes Jahr stelle: In der Sommerzeit läute ab 22 Uhr vermehrt das Telefon – Reklamationen wegen Nachtruhestörung. Man rücke dann mit der Absicht aus, mit den Verursachern das Gespräch zu suchen und zu schlichten. Dabei müsse man immer auch den gesunden Menschenverstand walten lassen – «und wenn das nichts nützt, erklären wir in deutlichen Worten, dass wir nun einmal dazu da sind, die Ordnung aufrechtzuerhalten und die geltenden Gesetze anzuwenden».

Ein Kompliment sprach der Polizeichef den Zolliker Hundehaltern aus, die während der Setzzeit der Rehe ihre Vierbeiner im Wald an die Leine nehmen müssen. Weder die Jagdaufseher noch die Polizisten hätten bislang eine Busse aussprechen müssen. Auch hier nütze ein klärendes Wort manchmal mehr als die Androhung einer Busse.  

«Der Polizist hat nicht auf mich geschossen»

Im angeregten Talk kam die Rede sodann auf die Bewaffnung der Polizei. Barbara Lukesch stieg mit einer lustigen Geschichte ein, die sich vor Jahren ereignet hatte:

Die Waffe gehöre nun einmal zum Polizeidienst, sagte Zimmermann. Wenn ein uniformierter Polizist in der Öffentlichkeit ohne Waffe auftreten würde, zumal bei einem Konflikt, käme das den Leuten komisch vor. «Sie würden denken, der kann sich ja nicht einmal wehren.»

Allerdings sei die Waffe das letzte Mittel, das zum Einsatz komme, etwa wenn man bedroht werde und um das eigene Leben oder das von Kollegen fürchten müsse. «Wir haben auch immer einen Taser bei uns, einen Elektroschocker, mit denen wir einen Angreifer mit viel kleinerem Risiko als mit der Schusswaffe gezielt ausschalten können, dazu auch einen Pfefferspray.» Er habe bei Einsätzen schon mehrmals seine Waffe zücken müssen, denn man müsse vorbereitet sein, wenn man beispielsweise in eine Wohnung gehe und nicht wisse, ob sich noch ein Einbrecher darin verstecke. Aber er habe in seiner 20jährigen Dienstzeit im Einsatz noch nie schiessen müssen.

Vertrauen ist wichtig

Peter Zimmermann ist nicht nur Polizeichef von Zollikon (und interimistischer Abteilungsleiter Sicherheit und Umwelt), er unterrichtet auch an der Polizeischule. In seinem Fach «Community Policing» geht es um die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und der Bevölkerung auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Damit dieses Vertrauen entstehen könne, müsse die Polizei in der Öffentlichkeit sichtbar sein. «Ich möchte, dass meine Leute möglichst oft draussen in den Quartieren sind und sich zeigen. Das nützt mehr, als wenn sie im Büro sitzen und Rapporte schreiben.»

Barbara Lukeschs Bemerkung, dass der Zolliker Polizeiposten über die Woche mehr geschlossen sei als offen, parierte Zimmermann: Man habe die Öffnungszeiten gezielt reduziert – mit dem Ergebnis, dass sich die Leute offenbar problemlos danach richten und dass er deswegen weniger Personal in den Innendienst einteilen müsse. Nur so könne er sicherstellen, dass im Verbund mit Zumikon und Küsnacht immer ganztags eine Patrouille mit dem Polizeiauto unterwegs sei.

Zimmermann räumte auf Nachfrage ein, dass die Polizei ein Personalproblem habe. So habe er vor einiger Zeit die Stelle einer Polizistin ausgeschrieben, die gekündigt habe, und noch keine einzige Bewerbung erhalten. Was er suche, seien keine tatendurstigen Jungspunde, sondern Kolleginnen oder Kollegen um die 40, die im Beruf schon einiges erlebt haben, die einen geregelten Dienst schätzen, der auch familien- und sozialverträglich sei, und die Lust hätten, mit der lokalen Bevölkerung in den Austausch zu treten.

Es sei schon eine ganz andere Aufgabe, in einem Dorf für Recht und Ordnung zu sorgen, als bei der Kantons-, Stadt- oder Kriminalpolizei. Als Zolliker Polizist müsse man nicht ausrücken, wenn es am 1. Mai bei Demos in Zürich zu Ausschreitungen komme oder das Fussball-Stadtderby mit aufgestachelten Fangruppen anstehe. Der lokale Dienst sei überschaubarer: «Wenn in Zollikon etwas passiert, sind wir oft als erste vor Ort. Wir sichern Unfallorte, leisten erste Hilfe, bieten wenn nötig die Sanität auf. Aber wenn es Verletzte gibt, rücken immer auch Spezialisten der Kantonspolizei aus und übernehmen die Arbeit.»

«Welche Einsätze machen Ihnen denn am meisten zu schaffen?», fragte Barbara Lukesch. «Es sind Einsätze in privaten Wohnungen, wenn es um einen Ehestreit geht und Kinder involviert sind. Das kann auf der menschlichen Ebene sehr schwierig sein, und das geht mir auch deshalb nahe, weil ich selber eine Tochter habe und froh bin, dass sie so etwas nicht erleben muss.»

«Natürlich auch ein wenig Action»

Das zahlreich erschienene Publikum erfuhr, dass Peter Zimmermann zuerst Mechaniker gelernt hatte. Im Militär reifte bei ihm der Gedanke, Polizist zu werden. Zunächst war die familiäre Prägung allerdings stärker, denn der Vater war Fluglotse, und auch der Sohn, in der Nähe des Flughafens aufgewachsen, interessierte sich sehr für die Aviatik. Er begann eine Ausbildung an der Flugverkehrsleiterschule, sattelte dann aber um auf Polizist. «Draussen sein, nicht die ganze Zeit statisch in einer Firma sitzen und natürlich auch ein wenig Action», das habe ihn gereizt.

Wenn Sie unseren wöchentlichen Gratis-Newsletter erhalten möchten, können Sie sich gerne hier anmelden.

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

10 + neun =

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht