Bio, öko, nachhaltig und sozial

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14. Mai 2025 – Gegen 150 Frauen und Männer, darunter auch einige ZollikerInnen, bauen mitten in der Stadt gemeinsam Biogemüse an. Die Genossenschaft Pura Verdura bietet den Rahmen für dieses Projekt, das nicht nur Feines zum Essen hervorbringt, sondern auch Menschen vernetzt.

Isa und Silvia auf dem Acker Wynegg (Fotos: ZN / zVg)
Isa und Silvia auf dem Acker Wynegg (Fotos: ZN / zVg)

VON BARBARA LUKESCH

Isa ist Ökonomin und Marketingfachfrau. Die Zollikerin verbringt viele Stunden vor dem Computer und beim Lesen von Texten. Sie merkte, dass sie noch etwas anderes brauchte. Etwas für das Herz und die Hände. Als sie auf Pura Verdura stiess, die Zürcher Genossenschaft, deren Mitglieder gemeinsam Gemüse anbauen und ernten, war ihr schnell klar, dass dies etwas für sie sein könnte: «Ich gärtnere gern, liebe es, mit meinen Händen die Erde zu spüren, koche gern gesund und bin sehr auf Nachhaltigkeit bedacht.»

All das, liess sie sich sagen, könne ihr Pura Verdura bieten. Dort produziere sie biozertifizierte Rüebli, Fenchel, Pastinaken, Broccoli und 60 weitere Gemüse- und Kräutersorten auf Feldern, die direkt an ihren Wohnort grenzen. Sie könne also mit dem Velo hinfahren, wenn sie auf den Äckern Wynegg oder Lengg im Kreis 8 Dienst habe und ansäen, Unkraut jäten oder Tomaten ernten müsse. Dies alles zeitlich flexibel und ihren Bedürfnissen entsprechend. Dabei arbeite sie mit anderen GenossenschafterInnen zusammen, mit denen sie im Laufe der Zeit ein starkes Gemeinschaftsgefühl verbinden werde. So weit das Versprechen.

Isa liess sich überzeugen und wurde Mitglied. Heute sagt sie selber: «Als Gruppe so etwas Gutes wie gesunde Lebensmittel herzustellen, führt automatisch zu einer engen Bindung und fördert den sozialen Austausch.» Dass man dann auch zusammen Feste feiere, verstehe sich von selber.

Diese Kombination, erzählt Isa, erlebe sie als wertvolle Ergänzung zu ihrem Alltag, der nicht nur geprägt sei von ihrer Erwerbstätigkeit, sondern auch von ihrer Familienarbeit. Als Mutter zweier Kinder, darunter ein neunjähriger Knabe mit einer Cerebralparese, tue es ihr besonders gut, bei Pura Verdura einige Stunden etwas ganz anderes zu machen und dabei abschalten zu können.

40 Taschen Biogemüse pro Jahr

Wegweiser zum Glück
Wegweiser zum Glück

Die Regeln, die in der Genossenschaft gelten, sind klar und einfach. Neue Mitglieder zahlen einen Anteilschein in der Höhe von 500 Franken, Geld, das sie beim Austritt zurückerhalten. Wer ein Standard-Gemüseabo für 1265 Franken löst und jährlich 32 Stunden auf den Feldern mitarbeitet, erhält insgesamt 40 Taschen à ca. 3 Kilogramm saisonales Bio-Gemüse. Wer sich für das «stille Abo» entscheidet, verzichtet auf die Mitarbeit, greift dafür aber tiefer ins Portemonnaie und lässt sich sein Bio-Gemüse jährlich 1740 Franken kosten.

Die Taschen werden in verschiedenen Depots wöchentlich bereitgestellt, ausser von Januar bis März, wenn weniger Gemüse anfällt – dann nur alle zwei Wochen. Für Zolliker und Zollikerinnen gut erreichbar sind die drei Standplätze bei der Psychiatrischen Universitätsklinik PUK, im Gemeinschaftszentrum Riesbach und in der Mühle Tiefenbrunnen.

Die Mitarbeit lässt sich in 4 Stunden-Tranchen leisten und umfasst die Jungpflanzenanzucht sowie die Bereiche Ernte, Abpacken und Transport. Daneben gibt es «kleine Einsätze», die zwei Stunden dauern, und im Sommer, wenn es am meisten zu tun gibt, auch als «Feierabendeinsatz» geleistet werden können.

Isa hat gut zweieinhalb Jahre auf den Feldern mitgearbeitet. Zur Zeit ist sie gemeinsam mit einer Kollegin für die Öffentlichkeitsarbeit von Pura Verdura verantwortlich. Sie räumt ein, dass die Genossenschaft dringend noch 20 Mitglieder brauche, um die anfallenden Kosten decken zu können. Auch deshalb führt sie uns an einem schönen Freitag im Mai über den Acker Wynegg, der oberhalb der Tramhaltestelle Burgwies und in Sichtweite des Quartierhofs Wynegg angesiedelt ist.

Sogar ein Hermelin hilft mit

An diesem Morgen sind zwei GenossenschafterInnen am Jäten und befreien den Fenchel von Unkraut. Dazu ist Silvia, Agronomin und Gärtnerin aus Zollikon, an der Arbeit, während Noe, der Gartenfachmann aus Zürich, den Traktor über den Acker lenkt und den Boden auflockert.

Das macht Spass: Silvia lenkt den Traktor
Das macht Spass: Silvia lenkt den Traktor
Die Freude von Gärtner Noe: der Salat gedeiht

Noe weiss, was es braucht, um die Biodiversität zu erhalten. So zeigt er die Buntbrache, den breiten Streifen Land, der nach Aussaat einer Wiesenmischung von einem wilden Pflanzenmix bedeckt ist und nicht gemäht wird. Dieser Streifen, erklärt er, ziehe Schlupfwespen, Wildbienen, Lauf- und Marienkäfer und verschiedene Falter an. Tiere also, die Blattläuse, aber auch Schneckeneier fressen und den GärtnerInnen helfen, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten.

Auf dem Acker Lengg zwischen Schulthessklinik und Kinderspital gebe es dazu noch Stein- und Holzhaufen, in denen sich Eidechsen und Schlangen, ja, sogar ein kleiner Hermelin, eingerichtet haben. Sie helfen mit, die andernfalls überbordende Schnecken- und Mäusepopulation zu regulieren.

Noe und Silvia sind bezahlte Fachkräfte, die eine Jahresarbeitszeit von 60 Prozent leisten. Sie würden fair entlöhnt, gemäss den Stadtzürcher Vorgaben für GartenspezialistInnen. Auch das sei Teil ihrer Philosophie, sagt Isa, weil Pura Verdura auf allen Ebenen für soziale Nachhaltigkeit besorgt sei. So erlaube ihnen auch die Zusammenarbeit mit der Caritas, Familien in schwierigen finanziellen Verhältnissen, die eine Kulturlegi besitzen, mit einem Spezial-Gemüseabo zu unterstützen, für das sie nur 265 Franken pro Jahr bezahlen müssen.

Nach der Arbeit geselliges Beisammensein
Nach der Arbeit geselliges Beisammensein

www.puraverdura.ch, Instagram pura_verdura

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