«Ich traue mir das Gemeindepräsidium zu»

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30. September 2025 – Die Erlenbacher Gemeindeschreiberin Adrienne Suvada (39) will Zolliker Gemeinderätin werden – besser gleich Präsidentin. Sie hat einen bemerkenswerten Werdegang und steht voll und ganz hinter dem SVP-Parteiprogramm. (1 Kommentar)

30. September 2025 – Die Erlenbacher Gemeindeschreiberin Adrienne Suvada (39) will Zolliker Gemeinderätin werden – besser gleich Präsidentin. Sie hat einen bemerkenswerten Werdegang und steht voll und ganz hinter dem SVP-Parteiprogramm.

Adrienne Suvada beim Gespräch am Dorfplatz (Foto: ZN)
Adrienne Suvada beim Gespräch am Dorfplatz (Foto: ZN)

VON RENE STAUBLI

Wenn man sie fragt, wo sie sich auf dem SVP-Spektrum verortet, kommt die Antwort klar und schnell. Sie stehe «voll und ganz hinter dem Parteiprogramm», sagt Adrienne Suvada, sie sei jedoch «kein Polteri», sondern versuche mit Argumenten und Fachwissen zu überzeugen: «Ideologisieren verhindert gute Lösungen.»

Ihre Wahlchancen als unbekannte Quereinsteigerin schätzt sie als «absolut intakt» ein. Ihr sei schon klar, dass die FDP in ihrer Zolliker Hochburg den eigenen Gemeinderat Patrick Dümmler zum Nachfolger von Sascha Ullmann (GLP) küren möchte. Sie bringe aber eine Menge Knowhow aus der Privatwirtschaft und der Verwaltung mit.

Die Reorganisationsphase in Erlenbach, wo sie seit September 2023 Gemeindeschreiberin ist, sei abgeschlossen. Nun stehe für sie der nächste berufliche Schritt an. «Ich möchte in Zollikon das Gemeindepräsidium übernehmen», sagt sie, «und ich traue es mir zu.»

Sollte es nicht zum Sprung an die Spitze des Gremiums reichen, würde sie sich auch mit einem Sitz im Gemeinderat begnügen. Der hohe Anteil der SVP-Wähler in Zollikon rufe geradezu nach einer Vertretung in diesem Gremium. Derzeit hat die SVP in keiner einzigen Behörde einen Sitz.

Migranten aus der Slowakei

Suvadas Eltern kamen in den 1960er-Jahren unabhängig voneinander aus der Slowakei in die Schweiz, wo sie eine Familie gründeten – zwei Buben, zwei Mädchen, Adrienne als Jüngste. Die Mutter arbeitete als Sanitärzeichnerin in einer Firma im Seefeld, der Vater war Berater bei der Softwarefirma SAP. «Wir waren eine typische Zürcher Mittelstandsfamilie und hatten nicht so viel Geld zur Verfügung.»

Nach der Matura ging sie nach Rom, um Kommunikation zu studieren. Suvada spricht Italienisch, Französisch, Englisch, Slowakisch «und ein wenig Spanisch». Zunächst wohnte sie zur Untermiete, fand dann eine Einzimmerwohnung und hielt sich als akkreditierte Journalistin im Vatikan für Agenturen und Schweizer Medien finanziell über Wasser.

Nach der Rückkehr in die Schweiz folgte eine ebenso bewegte wie steile Karriere: Red Bull Schweiz (Kommunikation), TCS Sektion Zürich (Leiterin Kommunikation und Marketing, Mitglied der Geschäftsleitung), Bistum Basel (Leiterin Kommunikation), Stiftung RgZ für die Betreuung und Beschäftigung von Menschen mit einer Beeinträchtigung (Kommunikation, Marketing, Fundraising), Institut für Marketing Management der ZHAW (5 Jahre Leiterin der Fachstelle Communication & Branding.

Ihr akademischer Leistungsausweis: Master in Kommunikations-Wissenschaften, dann Promotion. Zusätzlich Master of Law nach einem berufsbegleitenden Studium.

Mit Pistole und Gewehr

Suvada beschreibt Zollikon als ihre «Herzensgemeinde». Sie habe als Jugendliche mit ihrem Bruder auf dem Buechholz Basketball gespielt und sei im Sommer mit dem Ferienpass ins Fohrbach gegangen; per Velo vom Seefeld hin und abends zurück: «Zollikon war seit Kindstagen ein Teil von mir.» Sie ist ledig, kinderlos und seit sechs Jahren Mieterin einer Genossenschafts-Wohnung an der Schützenstrasse. Ganz besonders schätze sie die Nähe zur Stadt, den dörflichen Charakter der Gemeinde, die Präsenz des lokalen Gewerbes und die Gemeindeversammlung, an denen sie regelmässig teilnehme. Als Mitglied und frühere Aktuarin des Zolliker Schützenvereins weiss sie mit Pistole und Gewehr umzugehen, dank dem Samariterverein beherrscht sie aber auch die Wundversorgung.

Ihre bislang zweijährige Tätigkeit als Gemeindeschreiberin und Leiterin der Abteilung Präsidiales und Sicherheit in Erlenbach bezeichnet sie als «Traumjob». Das Pensum beträgt 100 Prozent. Sie profitiere davon, dass sie «kein reiner Verwaltungsmensch» sei, sondern auch Erfahrungen in der Privatwirtschaft gemacht habe: «Ich weiss, wie schwierig es ist, Geld zu verdienen und die Mitarbeitenden zu bezahlen.» Die Kombination aus Verwaltungs-, Wirtschafts- und Führungserfahrung, gepaart mit Fachwissen in den oben genannten Bereichen sei eine gute Voraussetzung, um eine Gemeinde zu führen, denn in der Behördenarbeit werde «alles immer komplexer und juristischer».

Lob und Kritik

Von ihrem Gemeindepräsidenten Philippe Zehnder (parteilos) erhält sie viel Lob:«Ich habe Frau Suvada als äusserst fokussierte und zielorientierte Gemeindeschreiberin kennen gelernt. Sie duldet keine Halbheiten und verlangt auch vom Personal einen hohen Grad an Professionalität und Selbständigkeit. Ihr Leistungsausweis ist beeindruckend. Alleine in diesem Jahr sind über 20 Gemeindeversammlungs-Geschäfte und 2 lokale Urnengänge unter ihrer Leitung vorbereitet worden.»

Harsche Kritik setzte es letzte Woche nach einem Artikel in der «Zürichsee-Zeitung» ab:Die hohe Fluktuationsrate von langjährigen, kompetenten Mitarbeitenden in der Erlenbacher Gemeindeverwaltung sei die Folge ihres «rücksichtslosen Stils» als Gemeindeschreiberin, hiess es. Die Übernahme eine Gemeinderatspostens in Zollikon würde zu fachlichen und organisatorischen Interessenkonflikten führen und sei nicht im Sinne der Erlenbacher Bevölkerung – auch Suvadas Tag habe nur 24 Stunden.

Da seien mehrheitlich Alt-Gemeinderäte am Werk, entgegnet Suvada. Man kenne die Verfasserinnen und Verfasser der Kommentare auf der Verwaltung bestens. Die negativen Äusserungen seien «nicht repräsentativ» und entsprächen «in keinster Weise den Tatsachen».

«Alles eine Frage der Organisation»

Der «ZüriWoche»-Chefredaktor Karl Lüönd sagte einst zu seinen Journalisten, der Tag habe 24 Stunden, «und wenn das nicht reicht, nehmen wir die Nacht». Lässt sich ein volles Pensum als Erlenbacher Gemeindeschreiberin und Abteilungsleiterin tatsächlich mit einem zusätzlichen Job als Zolliker Gemeinderätin oder -präsidentin vereinbaren? Die Gemeinde veranschlagt den Aufwand für gewöhnliche Mitglieder auf 40 bis 50 Stunden pro Monat beziehungsweise 70 bis 80 Stunden für das Präsidium.

Es sei alles eine Frage der Organisation, sagt Suvada. Heute funktioniere vieles digital. Sie würde der Verwaltung nicht dreinreden. Auf ihrem Arbeitsweg fahre sie jeden Tag am Gemeindehaus vorbei und könnte schnell ein Meeting machen. Die operative Führung der Gemeinde liege bei der Verwaltung, der Gemeinderat habe eine strategisch-politische Aufgabe. Als Präsidentin müsse man «nicht 40 Prozent seiner Arbeitszeit im Gemeindehaus sitzen und dem Gemeindeschreiber über die Schulter schauen – ich möchte die Leute machen lassen.»

Sie sei aber bereit, «sehr viel zu investieren». Dafür, dass solche Aufgaben vereinbar seien, gebe es in der eigenen Partei einige Beispiele, etwa Magdalena Martullo-Blocher, Chefin der Ems-Chemie und Nationalrätin, oder Linienpilot Thomas Hurter, der im Ständerat politisiert.  Sie sagt: «Ich habe meine Stunden im Griff, bin sehr schnell und brauche deshalb für die Erledigung von Aufgaben weniger Zeit. Die Doppelbelastung ist absolut machbar.»

«Selber an die Front»

Suvada sagt, sie sei «schon immer SVP-affin» gewesen. Ihre Familie habe in der Slowakei ein kommunistisches Umfeld erlebt. Wie für viele Secondos bedeute ihr «Freiheit» viel. So konstant sie selber in dem sei, was sie tue und sage, so konstant und authentisch vertrete die SVP ihre Werte und Inhalte, «auch wenn es mal Gegenwind gibt». Das unterscheide sie von der anderen bürgerlichen Partei, der FDP, die «immer stärker nach links rutscht».

Die ersten politischen Erfahrungen habe sie in der Gymizeit gesammelt. Nach der Rückkehr aus Rom sei sie dann der SVP-Kreispartei Zürich beigetreten. Man habe sie damals oft angefragt für Kandidaturen, aber sie sei lieber im Hintergrund geblieben.

Bei Projekten der ZHAW habe sie verschiedene Gemeinden und Parteien im Bereich der politischen Kommunikation und des politischen Marketings beraten. Der breite Einblick habe sie darin bestärkt, dass die SVP für sie der richtige Ort sei. Daran ändere auch nichts, dass linke Parteien aus fachlicher Sicht ebenfalls sehr gute Kampagnen machten. Welche Massnahmen zu welchen Resultaten führen beobachte sie «bei Parteien jeder Couleur sehr pragmatisch-analytisch», auch international.

Nun wolle sie «selber an die Front und Verantwortung übernehmen». Bekannte – «nicht nur aus der SVP» – hätten sie aufgefordert, doch endlich für ein Amt zu kandidieren. Da habe sie bei der SVP Zollikon angeklopft und sei von Bernhard Ecklin mit offenen Armen empfangen worden. Der Ortspräsident sagt, Suvada sei «das Gegenteil von 08.15 – sie hat Format, Charakter und Wille.»

Politischer Handlungsbedarf

Wo sieht Suvada politischen Handlungsbedarf in Zollikon? Im Gespräch schält sie drei Punkte heraus.

  • Bauprojekte müssten sorgfältiger geplant und kalkuliert werden, so dass nicht ständig Nachtragskredite und zusätzliche gebundene Ausgaben nötig seien. Es müsse auch nicht immer das Teuerste angestrebt werden wie beispielsweise bei der Fohrbach-Sanierung mit dem Restaurant.
  • Wenn der Mittelstand weiter bröckle, werde Zollikon «schleichend zu einer Monaco-Gemeinde». Es seien die Leute in der Feuerwehr, in den Vereinen und im Gewerbe, welche die Dorfgemeinschaft am Leben halten. Für solche Leute und ihre Familien brauche es gute Rahmenbedingungen und bezahlbaren Wohnraum. Die Gemeinde müsse da deutlich mehr tun.
  • Bei grossen Planungen wie etwa für das Ortszentrum im Zollikerberg sei es Aufgabe des Gemeinderates, «drei bis fünf konkrete Varianten vorzuschlagen, anschliessend eine Vernehmlassung durchzuführen und dann den Souverän entscheiden zu lassen». Heute laufe es genau umgekehrt, man sammle Ideen und sei nachher angesichts der Vielfalt der Wünsche keinen Schritt weiter.

Turnschuhe oder High Heels?

Wie charakterisiert sich die 39-Jährige als Mensch? «Sehr analytisch, auf gute Lösungen bedacht, emotional nahe bei den Leuten.» Und als Politikerin? «Pragmatisch, lösungsorientiert, kompetent.»

Wo liegen ihre persönlichen Vorlieben? Kino oder Netflix? «Weder noch.» – Wein oder Bier? «Weder noch.» – Rumpsteak oder Fischchnuschperli? «Weder noch.» – Ferien in den Bergen oder am Meer? «Am Meer.» E-Bike oder Bio-Bike? «Ganz klar Bio-Bike.» Turnschuhe oder High Heels? «High Heels.» Fussball oder Eishockey? «Geht auch Eiskunstlauf?», fragt sie. Den Sport habe sie auf der Dolder-Eisbahn selber betrieben – «heute bin ich Richterin bei Eiskunstlauf-Wettbewerben».

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Politik interessiert mich nicht wirklich. Die SVP etc. auch nicht, aber aufgrund dieser umnfassenden, interessanten Beschreibung denke ich, dass Frau Suvada Fähigkeiten besitzt, die der Gemeinde Zollikon gut tun und erneuernd, gewinnbringend, erfrischend (frischer Wind) sein können. Eiskunstlauf: wunderschöne, hohe Kunst, kombiniert mit Musik. Eine Kunst, die fasziniert! Meine Meinung ist gemacht.

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