Rätselhafter Rückgang des Reh-Bestands

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6. Dezember 2021 – Die Zolliker Jäger stehen vor einem Rätsel. Sie fragen sich, wo die Rehe geblieben sind. Weil die Zählungen einen extrem tiefen Bestand ergaben, mussten sie die Gesellschaftsjagd absagen, die in diesen Tagen hätte stattfinden sollen.

Reh am Waldrand in Zollikon
Zolliker Reh beim Äsen am Waldrand (Foto: Louis Wirtz)

Louis Wirtz ist Jagdaufseher und Pächter des Zolliker Jagdreviers, das nebst unseren Wäldern auch Forste in Zumikon, Küsnacht, Fällanden, Maur und Teilen der Stadt Zürich umfasst, insgesamt 350 bis 400 ha.

Mit seinen Kollegen zählt er jeweils Ende Februar, Anfang März die Tiere, die dann zur Äsung aus dem Wald auf die angrenzenden Wiesen kommen. Die Jäger fahren mit Autos bestimmte Routen ab und suchen im Licht spezieller Scheinwerfer leuchtende Rehaugenpaare; die Tiere stehen meist in grösseren Gruppen beieinander. In normalen Jahren sind es im Zolliker Revier 75 bis 100 Rehe.

Doch diesmal erlebten die Jäger eine Überraschung. Die Zählung ergab nur 50 bis 60 Rehe. «Das ist extrem, wir sind sehr erschrocken», sagt Louis Wirtz, «so wenige haben wir noch nie gehabt.»

Der Kanton legt den «Abgang» fest

Ende Jahr müssen die Zolliker ihren Bestand jeweils dem Kanton melden, der dann über den «Abgang» entscheidet – die Zahl der Tiere, die gejagt werden dürfen. In der Rechnung sind als Schätzung jene Rehe enthalten, die alljährlich von Autos überfahren, von Hunden gerissen oder tot aufgefunden werden.

«In normalen Jahren können wir etwa 30 bis 40 Rehe als Abgang melden», sagt Louis Wirtz, «es kam aber auch schon vor, dass wir eine dritte Gesellschaftsjagd ansetzen mussten, um auf die nötigen Abschüsse zu kommen.»

Bei einer solchen Jagd dürfen maximal 12 Flinten und 6 Treiber eingesetzt werden. Dieses Jahr mussten die sieben Zolliker Pächter auf die Jagd verzichten; der Kanton bewilligte angesichts der kleinen Rehpolulation nur einen reduzierten Abgangsplan.

Ruhestörungen haben zugenommen

Wie erklärt sich der Rückgang des Bestands? «Wir stehen vor einem Rätsel», sagt Louis Wirtz, zumal nicht mehr Rehe als in anderen Jahren angefahren oder tot aufgefunden worden seien. Rehe seien auch keine Nomaden, die in grösseren Gruppen in andere Wälder abwandern. Sie lebten sehr kleinräumig in ihren gewohnten Revieren.

Allerdings hätten die Ruhestörungen in letzter Zeit zugenommen, nicht zuletzt wegen der Pandemie. Es hätten deutlich mehr Leute an den Waldrändern grilliert und Feste gefeiert. Auch seien immer mehr Jogger und Velofahrer nachts mit Helmlampen unterwegs.

Zudem habe in den Zolliker Wäldern die Schatzsuche Hochkonjunktur; Leute streiften mit ihren Handys fernab von den Wegen quer durchs Unterholz. Kürzlich habe er mit einem Mann zu tun gehabt, der bei Nacht eine Drohne mit Scheinwerfer über einer Wiese kreisen liess, auf der Rehe sonst gerne äsen.

Verstecken sich die Rehe?

«Angesichts dieser Störfaktoren gehe ich davon aus, dass sich die Rehe nicht mehr aus den Wäldern trauen und sich im Unterholz verstecken», sagt Louis Wirtz. Dagegen spreche, dass laut dem Förster im Wald weniger Triebe als sonst abgefressen worden seien. Anderseits hat Louis Wirtz festgestelt,«dass die gesichteten Rehe wegen des permanenten Stresses magerer sind als üblich». Das würde für seine These sprechen.

Der tiefe Bestand bleibt vorderhand ein Rätsel. Lösen könnte es sich in drei Monaten, wenn die Jäger wieder mit ihren Autos und Scheinwerfern die Waldränder absuchen. Sie hoffen auf erholte Bestände und einen «Abgang», der ihnen nächstes Jahr wieder Gesellschaftsjagden erlaubt. (rs)

Gruppenbild mit Zolliker Jägern
Zolliker Jäger: Gutgelaunt trotz ausgefallener Jagd (Foto: Louis Wirtz)

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Bei dem Gruppenfoto sind nur zwei Jäger abgebildet!!! Das Bild ist kaum repräsentativ für unsere Jagdgesellschaft. Zudem zeigt das Bild einen Ausschnitt aus dem Arbeitstag nach getaner Waldarbeit und steht nicht im Zusammenhang mit dem Artikel. Solche Fehltritte sollten vermieden werden.

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