Der Wunsch nach Erleuchtung
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«2025 war für mich ein tolles Jahr, ein Jahr, in dem ich zusammen mit meinem Partner sechs Monate durch Afrika und Südostastasien gereist bin und mir im September Zeit genommen habe, um nach Bologna zu fahren und dort während vier Wochen der italienischen Sprache mächtig zu werden.
2025 war für mich ein tolles Jahr, ein Jahr, in dem ich zusammen mit meinem Partner sechs Monate durch Afrika und Südostastasien gereist bin und mir im September Zeit genommen habe, um nach Bologna zu fahren und dort während vier Wochen der italienischen Sprache mächtig zu werden.

Ich bin mit viel Neugier aufgebrochen. Neugier auf die verschiedenen Kulturen, die Menschen, das Essen und auch darauf, ob sich in mir noch eine andere Olivia befindet. Eine Version meiner Persönlichkeit, die mich selbst überraschen wird. Möglicherweise habe ich mir sogar etwas Druck gemacht, erleuchteter als vorher zurückzukommen.
Reisen wird einem ja auch immer als lebensverändernde Aktivität verkauft. Reise erstmal durch fremde Länder, und du wirst nie mehr diejenige sein, die du einmal warst. Natürlich habe ich viel Neues gesehen und schaue heute Dinge anders an als vorher. Viel mehr vermutlich, als mir bewusst ist.
Was ich mit Sicherheit sagen kann: Ich habe die letzten acht Monate extrem genossen und möchte lieber heute als morgen wieder aufbrechen. Aber eine andere Olivia bin ich nicht geworden. Ich habe mir noch nicht mal ein Tattoo als Reisesouvenir stechen lassen. Dafür aber glaube ich, mich besser kennengelernt zu haben. Ich weiss jetzt, dass ich wirklich gerne alleine bin und viel Zeit für mich brauche. Mir ist klar geworden, dass ich nach zwei Abenden mit viel oberflächlichen Gesprächen am dritten Abend wirklich lieber zu Hause bin und mich mit einer Netflix-Serie vergnüge. Dass ich tatsächlich nicht mehr 21 bin und darüber auch ganz froh bin. Und dass ich mich auf mich verlassen kann.
Vielleicht ist genau das die Pointe: Reisen verändert einen Menschen nicht zwangsläufig. Vielleicht muss es das ja auch gar nicht. Manchmal genügt es, unterwegs gewesen zu sein – und trotzdem mit sich selbst nach Hause zu kommen.

Olivia Eberhardt (geb. 1994) arbeitete bis vor einem Jahr als Redaktorin beim Online-Stadtmagazin «Züri Today». Sie bezeichnet sich als «Beobachterin mit feinen Antennen und dem Wunsch, die Essenz dieser Beobachtungen mit einem humoristischen Ansatz niederzuschreiben». Während ihrer Reise hat sie als «ZollikerNews»-Kolumnistin pausiert. Wir freuen uns sehr, sie jetzt wieder an Bord zu haben.