Dialogabende: Alibiübung oder mehr?

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24. Oktober 2025 – Der Gemeinderat lädt die Bevölkerung zum zweiten Dialogabend vom nächsten Mittwoch ein. Da fragt man sich, welche konkreten Schritte der Gemeinderat nach dem ersten Dialogabend vom 9. April unternommen hat. Das Resultat ist – leider – ziemlich ernüchternd.

Nach wie vor öde: Alte Landstrasse und Dorfplatz (Drohnenaufnahme: Adrian Michael)
Nach wie vor öde: Alte Landstrasse und Dorfplatz (Luftbild: Adrian Michael)

VON RENE STAUBLI

Nach dem ersten Dialogabend herrschte Aufbruchstimmung, für Zolliker Verhältnisse fast schon ein wenig Euphorie. Die Alte Landstrasse solle schon bald zu einer Begegnungszone werden, versprach Gemeinderat André Müller. Der Gemeinderat sei zudem offen für eine Umgestaltung des Dorfplatzes, fügte sein Kollege Patrick Dümmler hinzu. Und bei der Wiederherstellung der 910er-Busverbindung vom Dufourplatz zum Bahnhof Tiefenbrunnen sei das letzte Wort noch nicht gesprochen, schürte Gemeindepräsident Sascha Ullmann Hoffnungen.

Eine Umfrage der «ZollikerNews» zeigte hernach, dass alle Ortsparteien die Umwandlung der Alten Landstrasse in eine Begegnungszone gutheissen und alle den steinernen Dorfplatz möglichst bald zu einem freundlicheren Ort machen möchten, der Jung und Alt zum Verweilen einlädt. Die FDP schlug die Lancierung eines «breit angelegten Ideenwettbewerbs unter Einbezug der Bevölkerung» vor, um möglichst viele Ideen für die Umgestaltung zu sammeln.

Viel Enthusiasmus, Engagement und Vorfreude also bei den Anwesenden. Wir haben uns beim Gemeinderat erkundigt, welche konkreten Schritte er seit dem 9. April unternommen hat.

Alte Landstrasse: Machbarkeitsstudie

Gemeinderat Müller sagte am Dialogabend, man habe eine Machbarkeitsstudie zur Umwandlung der Alten Landstrasse in eine Begegnungszone mit Tempo 20 in Auftrag gegeben, zuständig sei die Bauabteilung von Gemeinderat Selz. Dieser zeigte sich davon überrascht. 

Frage: Gibt es diese Machbarkeitsstudie, von wann datiert sie und könnten wir sie einsehen?

Antwort: «Wie bereits im April im Anschluss an den Dialogabend mitgeteilt, handelte es sich dabei um einen konzeptuellen Entwicklungsprozess mit Variantenstudium (eine Variante davon ist die Begegnungszone), der aufgrund erster von der Polizei angedachten möglichen Massnahmen weiterverfolgt wird. Aufgrund des noch laufenden Prozesses können wir aktuell noch keine Ergebnisse öffentlich bekannt geben. Sobald der Prozess abgeschlossen ist, werden wir dies aber machen.»

Alte Landstrasse als Begegnungszone

Laut Gemeinderat Müller wäre der Bau von Leitungen für das Fernwärmenetz eine gute Gelegenheit für die Umgestaltung der Alten Landstrasse in eine Begegnungszone. Er sagte, mit dem Bau der Leitungen sei Mitte 2026 zu rechnen.

Sieht der Terminplan immer noch so aus? Gibt es inzwischen konkrete Pläne zur Gestaltung der Begegnungszone? Wie sehen diese aus?

Antwort: «Die Bauarbeiten an der Alten Landstrasse sind fürs 2028 geplant.»

Dorfplatz als Begegnungsort

Der Gemeinderat zeigte sich offen für den breit geäusserten Wunsch, den Dorfplatz in einen Begegnungsort für Jung und Alt mit Grün, Schatten, Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten zu verwandeln. Er nahm auch eine alternative Idee entgegen, den Dorfplatz ähnlich dem Zürcher Sechseläutenplatz zu bestuhlen und mit demontierbaren Sonnenschirmen oder -segeln zu bestücken.

Was hat der Gemeinderat diesbezüglich unternommen?

Antwort: «Wir sind noch nicht so weit, Konkretes zu kommunizieren, der Prozess läuft noch und es werden möglichst viele Bedürfnisse, die über den Dorfplatz befriedigt werden sollen, in die Analyse aufgenommen.»

Dorfplatz: Ideenwettbewerb

Die FDP sprach sich in einer Umfrage der «ZollikerNews» für einen breit angelegten Ideenwettbewerb unter Einbezug der Bevölkerung aus, der für die Gestaltung des Dorfplatzes «kreative, realisierbare und finanzierbare Vorschläge hervorbringen» solle. 

Hat der Gemeinderat vor, einen solchen Wettbewerb auszuschreiben? Wenn ja, wann will er ihn starten?

Antwort: «Auch hier können wir noch nicht weiter kommunizieren, da wie gesagt der Prozess noch läuft. Sobald wir so weit sind, werden wir dies kundtun.»

Ausdehnung/Verlegung des Markts

Es kam auch die Idee auf, den samstäglichen Markt vom Dorfplatz auf die Alte Landstrasse zu verlegen oder nach dem Vorbild von Chilbi und Weihnachtsmarkt zumindest auszudehnen.

Hat sich der Gemeinderat dazu eine Meinung gebildet?

Antwort: «Siehe vorherige Antworten.»

Dorfplatz: Parkplätze für Velos

Gemeinderat Müller sagte, auf dem Dorfplatz seien neue Parkplätze für Velos geplant, und man stehe in Verhandlungen mit den Eigentümern der Privatparkplätze rechts der Zufahrt zur Parkgarage, um diese Plätze der Öffentlichkeit und Handwerkern als Kurzzeitparkplätze zur Verfügung zu stellen.

Wie steht es um die Planung der Veloparkplätze? Zu welchem Ergebnis haben die Verhandlungen mit den Eigentümern zur Schaffung von öffentlich verfügbaren Kurzzeitparkplätzen geführt?

Antwort: «Mittlerweilen gibt es einen mobilen Veloständer bei der Bäckerei Hausamman, und sobald der Umbau resp. das Gerüst beim Gemeindesaal weg ist, wird ein zweiter mobiler  Veloständer auf dem Vorplatz (Anlieferung Gemeindesaal) platziert. Die Verhandlungen mit den Eigentümern zur Schaffung von öffentlich verfügbaren Kurzzeitparkplätzen sind noch ausstehend.»

Lösungsmöglichkeiten Bus 910

Am Dialogabend wurde der Wunsch geäussert, dass die Gemeinde die Wiederherstellung der Buslinie 910 vom Dufourplatz zum Tiefenbrunnen selber übernehmen und finanzieren solle. Der Gemeinderat will das Thema bei der öffentlichen Auflage des neuen Verbundfahrplans 2027/28  erneut einbringen. Der Quartierverein Zollikerberg hat den Gemeinderat aufgefordert, Alternativen zu prüfen und schneller zu handeln. Die Vorschläge der Co-Präsidentinnen Renate Diener und Esther Meier sind hier nachzulesen

Wie stellt sich der Gemeinderat zu diesen Vorschlägen?

Antwort: «Die Wiedereinführung der Linie 910 bis zum Bahnhof Tiefenbrunnen muss rechtlich über den ZVV/Fahrplanverfahren/Verkehrsrat gehen, auch wenn die Mehrkosten von der Gemeinde getragen würden. Eine ad-hoc-Einführung ist aus diesem Grund nicht möglich.

Beide Strecken würden via Bahnhof Zollikon führen. Am Bahnhof Tiefenbrunnen müsste eine neue behindertengerechte Haltestelle geschaffen werden, die ein Linksabbiegen nach Zollikon ermöglicht. Die Haltestelle der Buslinien 912/916 könnte hierfür nicht genutzt werden, da diese nur ein rechtsabbiegen erlaubt. Das Areal gehört der SBB. Ob sie bereit wäre, eine zusätzliche Haltestelle zu akzeptieren, ist zurzeit unklar. Dies kann jedoch im Rahmen des Fahrplanverfahrens mit der SBB angesprochen werden.

Zu den vorgebrachten Ideen: Die Wartezeit könnte grundsätzlich in der Wendeschlaufe beim Bahnhof Zollikon erfolgen. Jedoch könnten Fahrgäste vom Tiefenbrunnen dort nicht aussteigen, weil es sich bei der Wendeschlaufe um keine Haltestelle handelt. Die Haltestelle Bahnhof Zollikon könnte sodann erst nach der Wartezeit bedient werden.  Daher sieht der Gemeinderat diese Vorschläge als nicht praktikabel an.»

Forchbahn-Schnellzüge

Jürgen Schütt (Präsident Forum 5W) hat den Gemeinderat am Dialogabend aufgefordert, mit der Geschäftsleitung der Forchbahn das Gespräch über das Schnellzugkonzept zu suchen. Man ärgere sich immer wieder, wenn an der Haltestelle Zollikerberg praktisch unbesetzte Schnellzüge an den zahlreich Wartenden vorbeirauschen. Ein Halt an dieser wichtigen und stark frequentierten Station dränge sich auf.

Hat der Gemeinderat inzwischen ein Gespräch mit der Geschäftsleitung der Forchbahn zu diesem Thema geführt? Was ist dabei herausgekommen?

Antwort: «Massgebend ist hierbei, wie sich die Schnellzüge auf der Strecke Rehalp-Stadelhofen in den eh dichten Trambetrieb ‹einschlaufen› können. Ein weiterer Halt im Zollikerberg ist vor allem in den Spitzenzeiten, wenn das Trassee in Zürich eh voll ist, nicht einfach so machbar. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Forchbahn heute den Zollikerberg im 15-Minuten-Takt bedient.»

Alles bleibt vorläufig beim Alten

In einem Kommentar zum Dialogabend schrieben wir: «Weil im nächsten Jahr die Alte Landstrasse wegen der Verlegung von Rohren für das Fernwärmenetz aufgerissen wird, drängt sich die anschliessende Gestaltung als Begegnungszone nur schon aus Kostengründen auf. Es ist planerisch sinnvoll, die Projekte Alte Landstrasse und Umgestaltung Dorfplatz gemeinsam zu denken, weil es sich um eine einzige, durchgehende Begegnungszone handelt.»

Fazit: An der Alten Landstrasse werden die Fernwärmerohre nicht 2026, sondern erst 2028 verlegt. Mit einer Begegnungszone und einem neu gestalteten Dorfplatz ist auf die Schnelle folglich nicht zu rechnen. Die Umsetzung des «Leitbildes Ortskern» aus dem Jahr 2016 lässt weiter auf sich warten.

Begegnungszone im Dorf: gelb und schraffiert (Abb. «Leitbild Ortskern», 2016)
Begegnungszone im Dorf: gelb und schraffiert (Abb. «Leitbild Ortskern», 2016)

11. April 2025: Erster Dialogabend: Kommt nun die grosse Umgestaltung?

24. April 2025: Umgestaltung des Dorfzentrums: Die Parteien sind mehrheitlich dafür

25. April 2025: Kommentar zum Dorfzentrum: Taten statt Worte

Themen des zweiten Dialogabends vom Mittwoch, 29. Oktober, 19.30 Uhr im Gemeindesaal: Wie weiter mit der Forchstrasse im Zollikerberg? Wie weiter mit dem Beugi-Areal im Dorf? Wie weiter mit dem ehemaligen Altersheim am See?

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