Die Schule hat im Rüterwis Handlungsbedarf

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31. Oktober 2025 – Die jüngste Schulbeurteilung des Kantons stellt dem Rüterwis ein mittelmässiges Zeugnis aus. Dieses leidet offenbar immer noch unter den Auswirkungen der Krise im Schuljahr 2022/23 und den zahlreichen Wechseln in der Schulleitung und im Lehrkörper.

Evaluationsbericht zur Schule Rüterwis (Foto: PD)
Evaluationsbericht zur Schule Rüterwis (Foto: PD)

VON BARBARA LUKESCH

Die Volksschule Auzelg in Schwamendingen ist die beste Schule im Kanton Zürich. Zu diesem Ergebnis kam die Fachstelle für Schulbeurteilung bei ihrer jüngsten Prüfung. In acht von neun Bereichen verteilte sie Höchstnoten. Gefragt, was das Geheimnis ihres Erfolgs sei, nannte der Schulleiter die grosse Konstanz. Der Anteil langjähriger Mitarbeitenden sei hoch, er selber steht der Schule seit 18 Jahren vor.

Von solchen Verhältnissen kann das Rüterwis in Zollikerberg nur träumen. Seit dem Schuljahr 2022/2023 erlebt die Schule immer wieder personelle Turbulenzen. Während der Leitungstätigkeit von David Leipold und Sabrina Peter kündigten mehr als 20 Lehrpersonen. Nachdem Leipold die Schule verlassen hatte, folgte ein Jahr mit Interimslösungen, deren Aufgabe es primär war, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die pädagogische Entwicklung wurde in dieser Zeit vernachlässigt.

Im Anschluss daran folgte mit dem 50-jährigen Frank Bierlein ein erfahrener Pädagoge und Schulleiter, der sich die Aufgabe mit der bisherigen Co-Schulleiterin Sabrina Peter teilte. Zum Zeitpunkt der Evaluation war Bierlein ein knappes Jahr im Amt, Peter drei. Inzwischen haben beide die Schule bereits wieder verlassen. Ihre Nachfolger sind Sabine Spahn und Oliver Suter, dessen Wahl bereits wieder mit Nebengeräuschen verbunden war: Er ist verwandt mit einem Schulpflegemitglied.

Angesichts von so viel Unruhe, wiederholten Neubeginnen, Verlust auch von Know-how verwundert es nicht, dass das Rüterwis von der Fachstelle für Schulbeurteilung nur ein mittelmässiges Zeugnis erhalten hat.

Umfangreiche Abklärung

Das kantonale Gremium evaluiert alle Volksschulen in den Gemeinden regelmässig, normalerweise alle fünf Jahre. Das mehrstufige Prozedere umfasst nebst Schulbesuchen Interviews mit Lehrpersonen, SchülerInnen, Eltern und Teilen der Schulbehörde. Der Aufwand ist nach Aussagen von Beteiligten gross; allein die Schulleitung müsse mit einer zeitlichen Beanspruchung von rund 30 Stunden rechnen.

Nach der Sichtung der umfangreichen Dokumentation erstellen die Fachleute dann einen zusammenfassenden Evaluationsbericht. Dieser biete, so heisst es im Vorwort, «eine fachliche Aussensicht, welche für die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung der Schule nützlich ist».

Die Zolliker Bevölkerung stellt grosse Ansprüche an ihre Schulen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Eltern erwartet, dass ihre Kinder nach der sechsten Klasse ins Gymnasium wechseln können. Entsprechend tönt die Selbstdarstellung der Schule auf ihrer Website: «Wir schaffen die geeigneten Rahmenbedingungen für eine moderne Bildung und vermitteln Ihrem Kind eine starke Basis für eine erfolgreiche Zukunft.»

Der letzte Evaluationsbericht der Schule Rüterwis ist 7 Jahre alt und stammt aus dem Jahr 2017/18. Die Krise in der Schulleitung verbunden mit der Kündigungswelle innerhalb der Lehrerschaft bewog die Fachstelle des Kantons, die Beurteilung um zwei Jahre zu verschieben.

4 Bereiche gut, 5 Bereiche nur teilweise erfüllt

Nun liegt der neue Bericht vor. Überprüft wurden 9 Bereiche. In 4 Bereichen – Schulgemeinschaft, Unterrichtsgestaltung, Beurteilungspraxis und Zusammenarbeit – erfüllt das Rüterwis gemäss Evaluationsbericht «den Qualitätsanspruch umfassend». Dies entspricht laut einem Fachmann aus dem Bereich Schule und Bildung, mit dem wir den Bericht analysiert haben, «einem Gut auf der Notenskala». Die Zusammenarbeit mit den Eltern sei «schulweit differenziert geregelt». Ihre Mitwirkungsmöglichkeiten seien «zweckmässig eingerichtet». Die Lehrpersonen sorgten «umsichtig für eine respektvolle Lernatmosphäre», das Schulteam stärke die Gemeinschaft «mit vielfältigen Aktivitäten».

In 5 Bereichen fällt das Urteil der Prüfer und Prüferinnen allerdings deutlich schlechter aus. Der Qualitätsanspruch in der Schul- und Unterrichtsentwicklung, Schulführung, Zusammenarbeit im Team, Digitalisierung im Unterricht und individuellen Förderung werde «nur teilweise erfüllt». Gemäss dem beigezogenen Experten entspreche das «einem knappen Befriedigend im Kernbereich der Schule, von dem alles andere beeinflusst wird». Darüber hinaus lege der Terminus «teilweise erfüllt» nahe, dass es in gewissen Bereichen «nicht gut oder sogar schlecht läuft».

Dazu ein Beispiel aus dem Bereich Schulführung: «Die Kommunikation zwischen den Führungsebenen ist teilweise unklar und erschwert die Aufgabenerfüllung.»

Im ebenso relevanten Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung heisst es zwar, die Schule lege relevante Entwicklungsschwerpunkte fest, bearbeite diese aber nur «ansatzweise mit geeigneten Instrumenten». Ein systematisches Vorgehen entlang eines Qualitätskreislaufs sei an der Schule jedoch «wenig etabliert».

Strukturen sollten überprüft werden

Welche Konsequenzen hat denn nun ein solcher Evaluationsbericht? «Das hängt vollständig von den Verantwortlichen einer Schule ab und deren Bereitschaft, sich mit der Kritik auseinanderzusetzen», sagt der Experte. Die Fachstelle für Schulbeurteilung verfüge über keinerlei Weisungsrecht, es sei denn, sie treffe auf absolut unhaltbare Zustände, was er allerdings noch nie erlebt habe.

Immerhin formuliert sie «Empfehlungen» für jene «Handlungsfelder», deren Qualitätsanspruch sie als nur «teilweise erfüllt» beurteilt hat. Einleitend dazu schreibt sie: Das seien Bereiche der Schul- und Unterrichtsqualität, deren «gezielte Bearbeitung und Weiterentwicklung» das Evaluationsteam empfehle.

Zum zentralen Punkt der Schulführung, welche sowohl dem Leiter Bildung wie der Schulpflege und der Schulleitung obliegt, sprechen die Prüfer Klartext: «Die Evaluation zeigt, dass das Zusammenspiel der beiden Führungsebenen in Kommunikation und Organisation vom Schulteam noch wenig nachvollzogen werden kann und teilweise als hinderlich für eine effiziente Arbeitsweise empfunden wird.» Man empfehle daher, den Bedarf innerhalb des Schulteams systematisch zu erfassen und die bestehenden Strukturen  diesbezüglich zu prüfen: «Definieren und kommunizieren Sie zentrale Zuständigkeiten und Abläufe klar und transparent. Ein offener Umgang mit wahrgenommenen Herausforderungen schafft Vertrauen und fördert eine tragfähige, verlässlich geregelte Zusammenarbeit.»

Am 4. Februar 2026 findet im Rüterwis ein Impuls-Workshop statt, den ein Mitglied des Evaluationsteams leiten wird. Dass dieser erst ein halbes Jahr nach dem Abschluss des Berichts und deutlich später als in den Schulhäusern Oescher und Buechholz anberaumt ist, hat einmal mehr mit den personellen Wechseln in der Schulleitung zu tun: Spahn/Suter soll Zeit eingeräumt werden, um sich mit der Situation im Rüterwis vertraut zu machen.

Positive Ergebnisse

Die Schule Zollikon hat auf die Publikation des Evaluationsberichts mit einem Newsletter unter dem Titel «Schulevaluation mit positiven Ergebnissen» reagiert. Im zweiseitigen Schreiben heisst es: «In allen Schuleinheiten der Schule Zollikon werden die Qualitätsansprüche in den Bereichen der Schulgemeinschaft, Unterrichtsgestaltung und der Zusammenarbeit mit den Eltern umfassend erfüllt.» Die «Handlungsempfehlungen» der Fachstelle hätten der Schule im zentralen Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung wertvolle Hinweise gegeben, «in welchen Bereichen die Organisationsentwicklung noch vertieft und Instrumente zur systematischen Weiterentwicklung geschaffen werden müssen.» Allerdings habe die Schulpflege «die übergeordneten Strukturen und Prozesse bereits im Frühjahr 2025 in Form des angepassten Organisationsstatuts verabschiedet».

Just dieses Organisationsstatut ist vom Evaluationsteam aber unmissverständlich kritisiert worden. 

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