Ein feines, aber teures Vergnügen

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21. Mai 2025 – Schon lange wollten wir im Péclard-Restaurant in der Seebadi essen gehen. Unser Besuch war dann in jeder Hinsicht einzigartig. Wer Chicken Nuggets oder einen Hot Dog sucht, ist allerdings am falschen Ort. Das Angebot ist kulinarisch und preislich deutlich weiter oben angesiedelt. (1 Kommentar)

21. Mai 2025 – Schon lange wollten wir im Péclard-Restaurant in der Seebadi essen gehen. Unser Besuch war dann in jeder Hinsicht einzigartig. Wer Chicken Nuggets oder einen Hot Dog sucht, ist allerdings am falschen Ort. Das Angebot ist kulinarisch und preislich deutlich weiter oben angesiedelt.

Fischknusperli, Ofengemüse, Salatteller mit Falafel und Badi Pommes (Fotos: ZN)
Fischknusperli, Ofengemüse, Salatteller mit Falafel und Badi Pommes (Fotos: ZN)

VON BARBARA LUKESCH

Wir hatten uns auf einen lauen Frühlingsabend gefreut mit der untergehenden Sonne vor Augen und vielen gutgelaunten Gästen, die wie wir ihren Feierabend geniessen wollten. Was uns erwartete, war etwas anderes. Ein kühler, wolkenverhangener Maiabend – und gähnende Leere auf der Terrasse des Restaurants Seebadi. Wir waren die einzigen BesucherInnen. Trotz einer leisen Enttäuschung blieben wir. Das Personal, Koch und Kellnerin, war schliesslich auch noch da. Für einmal konnten wir immerhin die schönsten Plätze direkt am Geländer mit freiem Blick auf den See wählen. In weiser Vorausschau hatten wir unsere warmen Jacken eingepackt, die uns jetzt gute Dienste leisteten.

Als wir mit einem perlfrischen Prosecco Conegliano (9.50 Fr.) anstiessen, war unsere Laune bereits wieder grossartig. Das Getränk wurde in rosa und hellblauen Plastikgläsern serviert, die hübsch anzusehen sind und irgendwie zu einer Badeanstalt passen. Wir liessen den Blick über den abendlichen See schweifen, auf dem noch ein paar Segelschiffe ihre Kreise zogen und ein Kursschiff Richtung Zürich unterwegs war. Es war schön.

Auch die Menükarte verhiess Gutes. Zur Vorspeise nahm mein Mann einen kleinen gemischten Salat (12.90 Fr.); ich entschied mich für eine Avocado mit Gemüsevinaigrette (11.50 Fr.) Der Salat war frisch und lecker. Er bestand aus grünen Blättern, Gurken, Cherrytomaten und feingeschnittenen Rüebli und war mit einer sämigen, gut gewürzten Sauce angereichert. Meine Avocado hatte den genau richtigen Reifegrad und schmiegte sich widerstandslos an meinen Gaumen. Das Beste aber war die Vinaigrette, bestehend aus minimalistisch klein geschnittenen Gemüsewürfeln und einer atemberaubend guten Sauce. Kulinarisches Glück pur!

Frischer Salat und reife Avocado an einer köstlichen Gemüse-Vinaigrette
Frischer Salat und reife Avocado an einer köstlichen Gemüse-Vinaigrette

Bei der Auswahl der Hauptspeisen versuchten wir einigermassen bescheiden zu bleiben. Das 200 g schwere Rindsfilet vom Stein für 59 Fr., ohne Beilagen, und das Entrecote für 52 Fr irritierten uns an einem Ort, der ja eigentlich für die breite Bevölkerung da ist.

So wählte ich einen kleinen Salatteller mit Falafel (21.50 Fr.) und Badi Pommes mit Kräutersalz (7.50 Fr.). Meinem Mann stand der Sinn nach Fischknusperli vom Zürichseefischer Adrian Gerny mit Tartarsauce (29.90 Fr.) und einer Portion Ofengemüse (14.50 Fr.). Dazu tranken wir 3 dl DW Cuvée Rouge vom Zürichsee (8.50 Fr. pro dl).

Die Falafel, die mit einer frischen Joghurtsauce serviert wurden, waren knusprig und gehaltvoll. Mein Mann liebte seine Fischknusperli, die innen weich und saftig und aussen dank frittierter Teighülle kross daherkamen. Seine Tartarsauce setzte den Reigen der leckeren Saucen fort. Das Ofengemüse bot eine tolle Auswahl, bestehend aus zweifarbigen Peperoni, Zucchetti, Fenchel, Frühlingsgemüse und Aubergine und bestach mit seinen köstlichen Röstaromen.

Wir assen mit grossem Appetit, glücklich, hatten wir uns zum Bleiben entschieden, und freuten uns über die bunt gemusterten viereckigen Teller, auf denen alle Speisen serviert wurden. Die Kellnerin war aufmerksam und zurückhaltend gleichermassen – eine gelungene Kombination. Zu unserer Freude linste dann auch noch die Abendsonne hervor und hüllte See und Uetliberg in goldenes Licht.

Bezaubernde Abendstimmung, goldenes Licht
Bezaubernde Abendstimmung, goldenes Licht

Ein Wermutstropfen fiel auf unser Essen, als wir unsere Desserts, einen Truffes-Schokokuchen und einen Apfelkuchen «wie vom Grosi» (je 9.90 Fr.) bekamen. Beide Stücke landeten etwas lieblos auf einem Teller, keinerlei Verzierung, kein Tupfer Rahm. Vor allem hatten sie aber ihren geschmacklichen Zenit bereits überschritten: Der Schokokuchen war hart und trocken und liess vermuten, dass er schon lange auf dieser Welt war. Beim Apfelkuchen hatte sich die gegenteilige Wirkung eingestellt: der Boden war bereits durchgesaftet und machte auch nicht wirklich Spass. Schade!

Etwas lieblos serviert: Schoki- und Apfelkuchen
Etwas lieblos serviert. «Schoggi»- und Apfelkuchen

Mit den Getränken hingegen waren wir zufrieden. Der Rotwein mit seiner herben Note entsprach ganz unseren Vorstellungen. Die beiden Espressi, die mit einem kleinen, sehr feinen «Schöggeli» kredenzt wurden, bildeten einen schönen Abschluss.

Auch wenn wir es ja hätten wissen können, schluckten wir leer, als die Rechnung kam: wir mussten knapp 180 Franken zahlen. Wer ins Restaurant der Zolliker Seebadi geht, sollte sich also bewusst sein, dass dieses Vergnügen seinen Preis hat.

Die Rechnung war hoch, doch die Abendsonne stimmte uns milde.
Die Rechnung war hoch, doch die Abendsonne stimmte uns milde.

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Ja das kennt man bei Péclard – siehe auch seinen Betrieb Ufnau: (sehr) effizienter Service, stolze Preise, Qualität – naja, je nachdem. Aber Plastikgläser gehen gar nicht – auch nicht in der Badi bei diesen Preisen!! Muss halt jede/r selber wissen, ob es für sie so stimmt. Für uns sicher nicht…

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