Frohe Botschaften allüberall
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15. November 2025 – Heute geht es ausschliesslich um frohe Botschaften: Um den Bus 910, der wohnlicher wird. Um eine klimafreundlichere Güselabfuhr. Um die erfreuliche Zahl an Kandidatinnen und Kandidaten für die Behördenwahlen. Und um einen Blick durchs Schlüsselloch.
BARBARA LUKESCH UND RENE STAUBLI

Wir haben es selber erlebt und auch einmal mitangeschaut: Man kommt am Bahnhof Zollikon von der S-Bahn, friert seit 10 Minuten an der Bushaltestelle und geht über die Strasse, um schon jetzt in den talwärts fahrenden Bus 910 einzusteigen, statt zu warten, bis er von der Wendeschleife zurück ist. Da probt der Chauffeur einen regelrechten Aufstand und verweigert den Zutritt. Er lenkt den leeren Bus zur Wendeschleife und macht dort fünf Minuten Pause, ehe er wieder losfährt und bei der Haltestelle Bahnhof gnädig die Türen öffnet. Und nun die frohe Botschaft von der VBZ-Medienstelle, die wir angefragt haben: «Fahrgäste dürfen schon beim Erreichen der Endhaltestelle in den Bus einsteigen und so an der Wendehaltestelle die fünf Minuten bis zur Abfahrtszeit ‹an der Wärme› verbringen. Das Fahrpersonal ist entsprechend instruiert.» Das Frieren beim Warten auf den 910er am Bahnhof hat also ein Ende – jetzt hoffen wir nur, dass die Buschauffeure die «ZollikerNews» lesen.
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Seit Anfang Jahr verkehren in unserer Gemeinde die orangen Güselwagen der Firma Obrist. Die Aargauer haben den Auftrag von der Gemeinde für vorerst fünf Jahre bekommen – unter der Bedingung, dass sie für die Abfallentsorgung überwiegend Elektrofahrzeuge einsetzen. Nun ist der Anfang gemacht und weitere Schritte sollen folgen: Seit Mitte Oktober kurvt der erste E-Güselwagen durch Zollikon, im Dezember nimmt laut Geschäftsleiter Thomas Benz der zweite seinen Dienst auf. Ein solches Fahrzeug kostet um die 700’000 Franken und ist deutlich teurer, aber auch leiser und umweltschonender als herkömmliche Diesel-Lastwagen. Die Firma Obrist will damit in Zollikon pro Jahr rund 60 Tonnen CO2 einsparen. Der Strom kommt laut Benz aus einer Biogasanlage in Küsnacht, der Akku reiche für den ganzen Tag und werde in der Nacht schonend aufgeladen.

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Am Mittwoch war Einsendeschluss für die Behördenwahlen vom 8. März 2026. Mindestens 35 Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um die 29 Ämter: 19 Männer und 16 Frauen (die definitiven Listen veröffentlicht die Gemeinde nächste Woche). Das ist sehr erfreulich, andere Gemeinden wären froh um eine so komfortable Ausgangslage. Was uns jedoch auffällt: 24 KandidatInnen wohnen im Dorf und nur 11 im Zollikerberg. Wie lässt sich dieses Ungleichgewicht erklären? Wir haben die PräsidentInnen der Ortsparteien um ihre Meinung gebeten.
Bernhard Ecklin (SVP) findet, dass «aus der Wohnadresse alleine, ebensowenig wie aus Alter, Zivilstand, Herkunft, Konfession oder Einkommen belastbare Rückschlüsse auf das Selbstverständnis der Mandatsträger gezogen werden können». Trotzdem würde es die SVP begrüssen, «wenn sich mehr Zolliker vom Berg für Behördenämter meldeten, unserer direkten Demokratie zuliebe».
Jürgen Schütt vom Forum 5W findet «die Eignung der Kandidierenden wichtiger als die konkrete Adresse». Die Mieten im Dorf seien teurer als im Berg und «die Segmentierung im Berg soziologisch etwas anders verteilt als im Dorf», was auf die Behördenvertretung Einfluss haben könnte.
Felix Heer von der FDP rechnet vor, dass rund 60 Prozent der Bevölkerung im Dorf und rund 40 Prozent im Berg wohnen. Von einem Ungleichgewicht – 68 Prozent KandidatInnen vom Dorf, 32 Prozent vom Berg – könne daher keine Rede sein, im Gegenteil: «Die Zusammensetzung entspricht ziemlich genau der demografischen Realität unserer Gemeinde.» Massgeblich sei ohnehin nicht der Wohnort, «sondern dass die Gewählten die Verantwortung für die gesamte Gemeinde wahrnehmen» und «unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit über die notwendigen Kompetenzen verfügen und bereit sind, ihr Amt mit Engagement, Motivation und dem klaren Anspruch auszuüben, einen konstruktiven Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten».
Felix Wirz (EVP) könnte sich vorstellen, «dass im Zollikerberg mehr Menschen leben, welche sich generell nicht für Politik interessieren, zumindest nicht für die Lokalpolitik». Diesbezüglich unglücklich sei sicher der Umstand, «dass die Gemeindeversammlung schon seit einigen Jahren nur noch im Dorf stattfindet». Das motiviere viele Bergler nicht, aktiv an der Gemeindepolitik teilzunehmen.
Für Nicole Waechter (GLP) ist die leichte Überrepräsentation des Dorfes dadurch zu erklären, «dass sich das Gemeindehaus, die Verwaltung und viele politisch relevante Schauplätze im Dorf befinden». Dadurch seien politische Prozesse sichtbarer, und potenzielle Kandidierende kämen «häufiger direkt mit Politik in Berührung». Allenfalls wirke auch «ein selbstverstärkender Sogeffekt: wo bereits viele Menschen aus dem eigenen Umfeld kandidieren, steigt die Bereitschaft, selbst aktiv zu werden».
Über mögliche Gründe könne sie nur spekulieren, sagt Franziska Steiner (SP). Eine «blosse Zufälligkeit» scheine ihr am wahrscheinlichsten. Eine Mehrheit von Behördenmitgliedern aus dem Dorf dürfe aber «sicher nicht dazu führen, dass die Interessen des Berges zu wenig berücksichtigt werden».
Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen: Gemäss Einwohnerkontrolle leben derzeit 8‘293 EinwohnerInnen im Dorf und 5‘355 im Berg (total 13‘648). Stimmberechtigt sind 4‘958 im Dorf und 3‘189 im Berg (total 8‘147) .
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Nun noch zum Blick durchs Schlüsselloch. Die Sitzungen des Gemeinderats finden seit 85 Jahren im «Bodmersaal» statt. Kaum jemand kennt diesen geschichtsträchtigen Raum im Gemeindehaus, geschmückt mit Fresken des Zolliker Malers Paul Bodmer, denn er ist öffentlich nicht zugänglich. Bodmer lebte und arbeitete im Zollikerberg. Weitherum bekannt wurde er mit seinem grossen Freskenzyklus im Kreuzgang des Fraumünsters. Kein Wunder, fragte ihn der Zolliker Gemeinderat für die Ausgestaltung des Sitzungszimmers an. Für 20‘000 Franken Honorar schuf der damals 54jährige Künstler zwischen 1941 und 1945 eine Reihe beeindruckender Bilder. Interessierte können sie sich morgen Sonntag unter kundiger Führung anschauen, entweder um 14 Uhr, 14.30 Uhr oder 15 Uhr. Dann kommt der Bodmer-Experte und frühere Primarlehrer Adrian Michael an die Eingangstür des Gemeindehauses, lässt jeweils ein Grüppchen ein, begleitet es in den Bodmersaal und erzählt anhand der Bilder allerlei Wissenswertes aus der Zolliker Geschichte.

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