«Olympia-Speaker! Ich bin wirklich stolz!»

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7. Oktober 2025 – Der Zolliker Giovanni Marti wird an den Olympischen Winterspielen im Februar 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo Speaker im Eishockeyturnier sein. Im Gespräch erzählt «Giovi», wie es dazu kam und was ihm dieses Engagement bedeutet.

Giovanni Marti in seinem Element (Foto: zVg)
Giovanni Marti in seinem Element (Foto: zVg)

INTERVIEW: BARBARA LUKESCH

«Giovi», die Krönung Deiner Speaker-Tätigkeit ist besiegelte Sache. Du wirst die Olympischen Spiele in Italien im nächsten Februar als Speaker begleiten. Wann hast du die offizielle Zusage des Olympischen Komitées erhalten?

Erst Anfang September.

Dabei bist du ja schon vor knapp einem Jahr erstmals in dieser Sache kontaktiert worden. Wie lief das ab?

Im letzten Herbst habe ich einen Anruf vom Beauftragten des Internationalen Eishockeyverbands bekommen. Er fragte mich, ob ich im Februar 2026 schon etwas vorhabe, da finde ein nicht ganz unbedeutendes Turnier in Mailand statt… Bamm!! Da hat es bei mir Klick gemacht, und ich habe geantwortet: «Olympische Spiele? Was muss ich tun?» Er wollte zunächst wissen, ob ich bereit sei, mich für zwei Abende zur Verfügung zu stellen, damit das Organisationskomitee mich Englisch sprechen höre. Nichts lieber als das. Im Oktober 2024 war ich dann in Bozen am Continental Cup, einem internationalen Turnier, und habe zwei Spiele begleitet, auf Englisch und Italienisch. Offenbar habe ich überzeugt, denn das Echo war super. Nur Pluspunkte auf dem Bewertungszettel, kein einziger Negativpunkt.

Wie wichtig war dem OK Deine italienische Herkunft?

Sehr wichtig. Es hilft mir in diesem Fall ganz besonders, dass ich fliessend Italienisch, aber auch fliessend Englisch, fliessend Deutsch und fliessend Französisch spreche. Und dann noch akzentfrei und problemlos vor mehreren tausend Leuten, Stress hin oder her.

Trotzdem haben sie Dich anschliessend monatelang auf die Folter gespannt, bis die definitive Zusage kam. Stress?

Sagen wir es so: Ich bin nicht der geduldigste Mensch, folglich fand ich die Warterei mit der Zeit schon etwas anstrengend (lacht). Aber verschiedene Leute in meinem Umfeld haben mich immer wieder beruhigt. Ich müsse mir überhaupt keine Sorgen machen; die Vorbereitung eines solchen Turniers sei nun mal komplex und zeitaufwändig.

Jetzt ist die Zusage da.

Und ich habe mich wirklich riesig gefreut. Wow, es ist schon speziell, an den Olympischen Spielen dabei zu sein. 2009 konnte ich ja bereits einmal an der Eishockey-WM in der Schweiz als Speaker mitmachen, was ich übrigens im Mai nächsten Jahres auch wieder darf. Das ist echt cool.

Was genau ist so speziell an den Olympischen Spielen? Erzähl mal!

Unglaublich viel. Im Jahr 2026 bin ich genau 25 Jahre Speaker bei den ZSC Lions, dem Zürcher Schlittschuhclub. Ich habe in diesem Vierteljahrhundert grosse Erfolge miterlebt: mehrmals Schweizermeister, zuletzt vergangene Saison, 2009 und 2025 Champions-Hockey-League-Sieger. Und jedes Mal bekomme ich auch eine Medaille als Ausdruck der Wertschätzung. Doch die Olympischen Spiele sind nochmal etwas anderes, ganz Besonderes. Es wird wunderbar, davon bin ich überzeugt, und ich freue mich schon jetzt riesig.

Weisst Du schon, wie viele Einsätze Du haben wirst?

Ich bin auf jeden Fall für die gesamte Dauer des Turniers gebucht, also für zwei Wochen. Daher rechne ich schon mit ein paar Spielen. Genaueres weiss ich aber noch nicht.

Vielleicht bist Du ja sogar beim Final im Einsatz…

Oh, das wäre tatsächlich ein Traum. Mamma mia! Aber pssst! Als abergläubischer Mann mit süditalienischen Wurzeln werde ich mich hüten, jetzt schon etwas dazu zu sagen.

Beim ZSC bist Du als Speaker ehrenamtlich tätig. Wie sieht es bei den Olympischen Spielen mit der Entschädigung aus?

Ganz ehrlich? Ich übernehme diesen Job nicht wegen des Geldes.

Wie bereitest Du Dich auf Deine Einsätze vor?

Vor einem Match bin ich jeweils früh im Stadion. Dann gibt es den ersten Kaffee, bald schon den zweiten. An Essen ist nicht zu denken, denn ich bringe keinen Bissen runter. Um so wichtiger ist es, dass ich mich am Mittag gut verpflege. Sobald die Mannschaftslisten kommen, beuge ich mich drüber. Der Lohn der guten Vorbereitung sind dann die Komplimente vieler Leute, die mich nach den Spielen oft ganz erstaunt fragen, wie ich das mit den Durchsagen alles hinbekomme. Perfekt bin ich natürlich nicht, aber vielleicht zu 99 Prozent korrekt.

Wie sieht Deine Rolle bei internationalen Anlässen wie den Olympischen Spielen aus? Dort wirst du sicher anders auftreten als als bei Heimspielen des ZSC.

Da bin ich noch mehr der Beamte. Es kommt absolut nicht in Frage, dass ich die Stimmung auf irgendeine Art anheize. Nehmen wir an, die Schweiz spielt gegen Kanada und geht in Führung. Dann sage ich nur: «The first goal for Switzerland was scored by player number 15, assisted by player number 43 at dieser und dieser Spielminute.» Punkt.

Das hältst Du auch durch, wenn die Schweiz im Finale um die Goldmedaille kämpfen würde?

Muss ich, denn das ist mein Job. Ich darf meine Gefühle nicht zeigen und im Mittelpunkt stehen, darf aber auch nicht klingen, als würde ich gerade eine Grabrede halten. Der Sport ist ja eine hochlebendige Sache. Die Olympischen Spiele erfordern im Vergleich zur Klubebene auf jeden Fall eine mentale Umstellung, und wenn ich in Italien wirklich einen Match der Schweizer bekäme, müsste ich zu einem Trick greifen, der sich schon andernorts bewährt hat.

Den musst Du uns jetzt aber verraten!

Ich würde in diesem Fall wohl ein Bild mit den fünf olympischen Ringen an die Plexiglasscheibe kleben, die sich direkt vor meiner Nase befindet, und damit wissen: «Hey, Giovi, du bist an den Olympischen Spielen! Neutral bleiben, nicht zum Fan werden!»

Giovanni Marti (53) war viele Jahre als Print- und Radiojournalist tätig (u.a. beim Blick und bei Radio 24). Dann wechselte er die Seite und arbeitete an verschiedenen Orten als Mediensprecher. Zunächst beim Fussballclub Zürich FCZ, ab 2012 dann bei der Fifa und seit 2023 beim Fifa Museum. Sportbegeistert wie er ist, widmet er auch seine Freizeit dem Sport. So ist er seit 25 Jahren ehrenamtlicher Speaker beim ZSC. Genauso gross ist seine Leidenschaft für das Unihockey, einen Sport, für den er sowohl als Pressechef aber auch als Sportchef und Trainer tätig war beziehungsweise ist. Er hat einen Sohn und eine Tochter und stammt vom Zollikerberg.

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