Schöne Bescherung für den Gemeinderat
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4. Dezember 2025 – 164 Stimmberechtigte versammelten sich am Mittwoch im Gemeindesaal. Sie erlebten engagierte Diskussionen und fällten wichtige Entscheide: der Gemeinderat wird künftig besser entschädigt. Und eine grosse Erholungszone im Zollikerberg wird freigehalten.

VON RENE STAUBLI
Angesichts der vielfältigen Geschäfte beschloss die Versammlung eine Redezeitbeschränkung auf 5 Minuten. Bei den insgesamt 16 RednerInnen aus dem Publikum – 13 Männer und 3 Frauen – musste Gemeindepräsident Sascha Ullmann nur bei Felix Heer mit der Glocke intervenieren. So fehlte dem FDP-Präsidenten am Schluss die Zeit, seinen Antrag auf Erhöhung der Entschädigungen für RGPK-Mitglieder um je 2000 Franken zu begründen. Ullmann blieb unerbittlich – «wir müssen uns an die Regeln halten!» –, und Heers Antrag wurde mit 86 zu 46 Stimmen abgelehnt.
SVP-Präsident Bernhard Ecklin disziplinierte sich selber. Während seiner flammenden Rede gegen die Erhöhung der Gemeinderats-Entschädigungen klingelte sein Mobiltelefon. Er habe sich eine eigene Redezeitbeschränkung einprogrammiert, sagte er zum Vergnügen des Publikums, jetzt gebe er Gas, um ans Ende zu kommen: Es sei dreist, Behördenämter mit Kaderstellen in der Wirtschaft und Verwaltung zu vergleichen und ähnlich zu entlöhnen, monierte Ecklin. Bei ersteren handle es sich um Miliz-Ämter, bei letzteren um eine Berufsausübung. Er wittere bei den Amtsinhabern «mangelnde Selbstreflexion».
Ecklin drang mit seiner Argumentation jedoch nicht durch. Die StimmbürgerInnen genehmigten die Erhöhung der Bezüge, über die wir in einem grossen Vergleich mit den angrenzenden Gemeinden berichtet haben, mit klarer Mehrheit. Die neuen Ansätze treten am 1. Juli 2026 in Kraft.
BZO: Gemeinde soll die Kontrolle behalten
Bei der anstehenden Teilrevision der Bau- und Zonenordnung BZO stellte der Gemeinderat den Antrag, aus der grossen Erholungszone in der Oberhueb, wo früher einmal ein Golfplatz geplant war, eine Landwirtschaftszone zu machen.
EVP-Präsident Felix Wirz und der Architekt Guido Küng, ehemals Mitglied der Baubehörde, sprachen sich vehement dagegen aus. Eine Landwirtschaftszone sei de facto eine «bäuerliche Bauzone», sagte Wirz, der sich als Landwirt in der Materie auskennt. Da könne man beispielsweise ein Mehrfamilienhaus für eigene Angestellte bauen oder eine Biogasanlage hinstellen. Die Beurteilung solcher Bauprojekte liege ausschliesslich beim Kanton. In einer Freihaltezone könne man ebenfalls bauen, aber hier habe die Gemeinde die Möglichkeit «über konkrete, sinnvolle Bauvorhaben selber zu entscheiden». Es gehe bei der geplanten Umzonung deshalb «einzig um die Frage, wer bei Bauprojekten künftig etwas zu sagen hat – wir oder der Kanton?»
Küng erinnerte daran, dass in der Schweiz immer mehr Flächen zugebaut werden. Zollikon sei gut beraten, «den grünen Puffer zwischen unserer Gemeinde und Zumikon zu erhalten». Die Argumente der beiden gut vorbereiteten Redner überzeugten, wenn auch knapp. Die Versammlung wies den Gemeinderat mit 77 zu 73 Stimmen an, aus der Erholungszone nicht wie geplant eine Landwirtschaftszone, sondern eine Freihaltezone zu machen.
Kritisierte Mehrwertabgabe
Zu Diskussionen gab auch die Festsetzung der sogenannten Mehrwertabgabe Anlass. Auf- und Umzonungen erhöhen den Wert einer Liegenschaft, weil die Eigentümer höher oder dichter bauen können. Viele Zürcher Gemeinden schöpfen einen Teil dieses Mehrwerts ab, sobald die Eigentümer ihre neuen Möglichkeiten nutzen. Das Geld verwenden die Kommunen für Investitionen im öffentlichen Raum, beispielsweise für Quartiertreffpunkte, Spielplätze oder Parkanlagen. Die Idee dahinter: auch die Allgemeinheit soll von der Wertsteigerung profitieren.
Der Gemeinderat schlug vor, die Mehrwertabgabe in der anstehenden Teilrevision auf null Prozent festzusetzen. In der späteren Gesamtrevision könne man dann immer noch über eine Erhöhung diskutieren, sagte Bauvorstand Selz.
Von Seiten des Forum 5W, der EVP und der SP kamen Anträge, den Artikel 35 zur Mehrwertabschöpfung ersatzlos aus der BZO zu streichen. Die StimmbürgerInnen folgten jedoch mit 87 zu 64 Stimmen der Argumentation von Selz. Das eröffnet der Gemeinde nun die Möglichkeit, mit dem Diakoniewerk Neumünster im Zollikerberg eine schon länger geplante Abmachung umzusetzen. Die Diakonie möchte nach einer Umzonung im Westen des Spitalareals höher bauen. Die Gemeinde will ihr das erlauben und auf die Abschöpfung des Mehrwerts verzichten. Im Gegenzug verpflichtet sich die Diakonie, den grossen Park so unberührt zu lassen, wie er heute ist.
Insgesamt wurde die Teilrevision der BZO mit grossem Mehr angenommen. Ebenso die Revision der kommunalen Richt- und Nutzungsplanung, bei der es darum geht, die mittel- und längerfristige Zukunft der Gemeinde in groben Zügen zu planen und zu gestalten. Dabei geht es um grundsätzliche Fragen: Wo wollen wir bauen? Wie wollen wir bauen? Wie gehen wir mit dem Verkehr um? Was dient den kommenden Generationen am besten? Die Kosten für die beiden Projekte belaufen sich auf insgesamt 900’000 Franken.
Grosse Zustimmung zu Budget und Steuerfuss
Am schlanksten ging das Budget 2026 über die Bühne. Finanzvorsteherin Sylvie Sieger (FDP) begründete den prognostizierten Verlust von rund 6 Millionen Franken mit anstehenden Investitionen von rund 50 Millionen Franken. Der grösste Teil entfällt auf die Sanierung des Schwimmbads Fohrbach, auf Investitionen in Abwasseranlagen und den Strassenunterhalt sowie den Bau des provisorischen Betreuungshauses Rüterwis im Zollikerberg.
Dass der Steuerfuss bei tiefen 76 Prozent bleibt, verdankt die Gemeinde dem hohen Nettovermögen von derzeit 108 Millionen Franken. Sie kann in den nächsten Jahren davon zehren. Das Budget wurde von den StimmbürgerInnen bei nur 3 Gegenstimmen nahezu einstimmig abgesegnet.
Gemeindepräsident Sascha Ullmann (GLP) schloss die Versammlung um 22.05 Uhr unter Applaus, sodass für den Apéro noch genügend Zeit blieb.
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