Warum Zollikon seinen Fussballclub braucht
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29. Mai 2025 – Der Sportclub Zollikon holt die Kinder von der Strasse und leistet unverzichtbare Jugendarbeit. Weil er stark wächst, braucht er mehr Platz. Ein neuer Kunstrasen würde viele Probleme lösen – doch der ist teuer. Plädoyer für einen beherzten Griff in die Gemeindekasse.

VON BARBARA LUKESCH
Als unser Sohn klein war, tschuttete er bei den E-Junioren des SC Zollikon. Einmal pro Woche musste er ins Training, am Wochenende standen jeweils Spiele auf dem Programm, Heimspiele oder Auswärtspartien. Er liebte es, mit seinen Kollegen dem Ball nachzujagen.
Mindestens so gross war die Anteilnahme von uns Eltern. Gemeinsam mit anderen Spielereltern klatschten und johlten wir auf dem Riet oder begleiteten die Kleinen als ambitionierte Fangruppe nach Hombrechtikon oder Stäfa. Es war alles sehr aufregend und hat grossen Spass gemacht. Man lernte neue Leute kennen, war froh, dass der eigene Sohn einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachging und in einem Team gut aufgehoben war. Später wechselte er zu den älteren Junioren und war jedes Jahr am «Grümpi» in der Mannschaft seiner kroatischen Freunde mit Leidenschaft dabei.

Wenn ich an diese Jahre denke, erfüllt mich noch heute Dankbarkeit für das grosse Engagement, das der SCZ zugunsten seiner Junioren leistet. Die treibende Kraft dahinter ist Ferry Hermida, der seit knapp zehn Jahren Präsident des Clubs ist und seit 40 Jahren selber Mitglied.
Er legt sich dermassen ins Zeug, weil er aus eigener Erfahrung weiss, was ein gut funktionierender Klub seinen Mitgliedern bedeutet. Sei es, wenn es darum geht, neue Juniorentrainer aufzutreiben, sei es, wenn sich zusehends mehr Mädchen melden, die Fussball spielen wollen, sei es aktuell, wenn er und seine Vorstandskollegen sich darum bemühen, die desolate Platzsituation zu entschärfen, in der sich der SCZ auf Grund verschiedener Bauprojekte in der Gemeinde befindet.
Der Erfolg des Klubs hat seinen Preis. Wenn man bedenkt, dass er 1962 gerade einmal 45 Junioren zählte und heute knapp 400 und dazu eine Warteliste mit 130 Interessierten führt, wird klar, dass er nicht nur mehr Platz, sondern auch Personal braucht. 90 Freiwillige sind momentan als Trainer und HelferInnen tätig; Ferry, wie ihn alle nennen, leistet selber zahllose Stunden an ehrenamtlicher Tätigkeit.
Der dreifache Familienvater und Primarlehrer betont die gesellschaftliche Bedeutung des Fussballs: «Es ist in erster Linie ein Wettkampfsport, der vielen Buben, aber zunehmend auch Mädchen gefällt.» Die Kids wollten sich messen; dabei lernten sie auch mit Niederlagen umzugehen: «Das macht sie im besten Fall widerstandsfähiger.» Dazu werde ihnen bewusst, dass sie trainieren und sich anstrengen müssten, um besser zu werden und in ihrem Team einen Stammplatz zu bekommen oder zu halten: «Sie erfahren, dass Trainingsfleiss, Pünktlichkeit und Verbindlichkeit die Voraussetzung für gute Leistungen sind.» Natürlich solle der Spass im SCZ nicht zu kurz kommen: «Wir sind ja keine Profis.»
Ferry meint es ganz ernst, wenn er ergänzt: «Wir holen die Jungen von der Strasse.» Es sei doch viel attraktiver, sich in einem Verein aktiv zu betätigen, als Abend für Abend und Wochenende für Wochenende «abzuhängen» und sich auch noch «zuzudröhnen»: «Fussball, aber auch andere Sportarten sind geeignete Massnahmen zur Gewalt- und Drogenprävention.»
Fussball sei ein Teamsport, der Fairness, Rücksicht und Respekt vor den Mannschaftskollegen, Trainern, Gegenspielern und Schiedsrichtern erfordere, in Training und Wettkampf machten die Jugendlichen «wichtige Erfahrungen für’s ganze Leben.» Er glaube sogar, dass die Mitgliedschaft in einem Club wie dem SCZ die Beteiligten auch gut auf die spätere Arbeitswelt vorbereite.
Dazu schliesse man Freundschaften, in manchen Fällen fürs Leben. Er selber treffe sich noch heute mit alten Teamkollegen, grilliere mit ihnen und ihren Familien; andere würden sogar miteinander in die Ferien fahren.
Für Kinder, die ohne Vater oder Geschwister aufwachsen, könne ein Trainer auch so etwas wie eine Vaterfigur oder ein Bruderersatz werden: «Ein Verein kann auch Hilfe und Halt bieten, wenn es einem Kind familiär nicht so gut geht.» Asylsuchende könne der Sport im besten Fall bei der Integration unterstützen.
Den Mitgliederbeitrag von jährlich 300 Franken könne sich eine Zolliker Familie normalerweise leisten. Sollte es einmal am Geld fehlen, suche man nach Auswegen, sei es in Form eines Zustupfs aus dem Juniorenfonds oder indem der betroffene Jugendliche als Gegenleistung ein Amt übernehme: «Wir bieten Hand», sagt Ferry, «zu uns kann jeder kommen.»
An der Gemeindeversammlung vom 18. Juni wird über einen neuen, dringend benötigten Kunstrasen auf dem Riet abgestimmt. Der Bau der unterirdischen Fernwärmezentrale hat zur Folge, dass der Rasenplatz für zwei Jahre gesperrt ist und die Gesamtkosten 4,753 Millionen Franken betragen. Ein Ja zu dieser Investition wäre ein grosses, verdientes Dankeschön an den SC Zollikon und seinen Präsidenten, einen der wichtigsten Jugendarbeiter der Gemeinde.

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