Zollikon schafft es ins Hochparterre

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23. Dezember 2025 – Die Architekturzeitschrift «Hochparterre Wettbewerbe» zeigt in ihrer Dezember-Ausgabe die 5 prämierten Projekte für die Erweiterung des Schulhauses Buechholz. Sie kritisiert das Verhalten der Gemeinde, die den Wettbewerb nach der Preisvergabe unvermittelt abgebrochen hat. (4 Kommentare)

23. Dezember 2025 – Die Architekturzeitschrift «Hochparterre Wettbewerbe» zeigt in ihrer Dezember-Ausgabe die 5 prämierten Projekte für die Erweiterung des Schulhauses Buechholz. Sie kritisiert das Verhalten der Gemeinde, die den Wettbewerb nach der Preisvergabe unvermittelt abgebrochen hat.

Buechholz mit Aula, rechts der Mitte, und Gebäude mit Schulküchen, ganz rechts (Foto: Adrian Michael)
Buechholz mit Aula rechts der Mitte, Gebäude mit Schulküchen ganz rechts (Foto: Adrian Michael)

VON RENE STAUBLI

Zur Erinnerung: Die VertreterInnen der Schule Zollikon (Sachjury) und der aus Architekten bestehenden Fachjury hatten sich einstimmig für das Projekt «Eusi Mensa» der Zürcher Ryf Partner Architekten entschieden. Die Gemeinde wünschte sich zwei zusätzliche Klassenzimmer, zwei Schulküchen und Räume für einen Mittagstisch. Ryf Partner lösten die Aufgabe mit einer Aufstockung des Gebäudes am Abhang, in dem heute Schulküchen untergebracht sind, und dem Bau eines Mensa-Pavillons auf dem Pausenplatz vor der Aula.

Im September verfügte die Gemeinde mittels Brief an die 27 Teilnehmenden aus heiterem Himmel den Abbruch des Wettbewerbs. Begründung: das Siegerprojekt stelle den Verpflegungsbereich und die Aufenthaltsräume viel zu stark in den Mittelpunkt. Dadurch werde «die einmalige Qualität des offen gestalteten Platzes mit dem weiträumigen Panorama» so stark eingeschränkt, dass er seine «ursprüngliche Charakteristik» verliere.

Die Gemeinde überwies den fünf prämierten Wettbewerbsteilnehmern die ausgesetzten Preisgelder: 38‘000 Franken für das Siegerprojekt, 23‘000, 18‘000, 12‘000 und 9‘000 Franken für die Nächstplatzierten. Sie schrieb insgesamt 200‘000 Franken ab und hielt die prämierten Projekte unter Verschluss. Begründung: sie wolle zuerst über das weitere Vorgehen oder eine neue Ausschreibung entscheiden. Möglicherweise gebe es einen zweiten Wettbewerb.

Zentrale Fragen

«Hochparterre» stellt zentrale Fragen. Erstens: Warum waren weder die Schulpflege noch der Gemeinderat in der Sachjury vertreten? Die Gemeinde habe sich auf den Standpunkt gestellt, die Nichtvertretung sei bei solchen Wettbewerben «nicht unüblich». Damit liege sie völlig falsch, schreibt der Autor: «Die Politik muss in der Sachjury vertreten sein.» Denn nur so lasse sich der gesamte Prozess überblicken und beurteilen.

Die Zolliker Schulpflege verzichtete darauf, in der Sachjury Einsitz zu nehmen, obwohl ihr dort im Rahmen der Wettbewerbsorganisation ein Platz angeboten worden war. Weder Claudia Irniger (FDP, Präsidentin) noch ihr Vize David Sarasin (FDP, Dossier Finanzen) oder Brigitte Eigenmann-Gossauer (FDP, Dossiers Infrastruktur inkl. Liegenschaften und Sekundarschule Zollikon-Zumikon) fühlten sich verpflichtet, den Wettbewerb eng zu begleiten oder eine andere Person aus der Schulpflege damit zu beauftragen..

Die Schulpflege unterzog das Projekt erst nach der einstimmigen Vergabe des Siegerpreises «einer genaueren Prüfung» und riet dem Gemeinderat in der Folge zum Abbruch. Begründung: Der Verpflegungs- und Aufenthaltsbereich sei betrieblich unzweckmässig, überdimensioniert und stehe zu sehr im Mittelpunkt. Die Anforderungen des Schulalltags würden zuwenig berücksichtigt, und das Projekt sei schlicht zu teuer.

Gegenüber der Öffentlichkeit sagten Gemeinderat und Schulpflege, man sei an der Kürung des Siegerprojekts nicht beteiligt gewesen. Damit schoben sie den Vertretern der Schule in der Sachjury den Schwarzen Peter zu. Dort hatten die Schulleiterin Buechholz, der Projektleiter Liegenschaften der Schule sowie (als Ersatz) eine weitere Vertreterin der Schule Buechholz Einsitz.

Zweitens: Warum segnete die Gemeinde das Wettbewerbsprogramm ab, das einen Bau auf dem Pausenplatz ausdrücklich erlaubte? Wenn man das so festlege, folgert «Hochparterre», «dann bekommt man auch Projekte, die den Schulhof nutzen».

Drittens: Eine Wettbewerbsabgabe sei noch kein Bauprojekt, das sei «ein weitverbreiteter Irrtum von Beschaffungsstellen». Es wäre möglich und üblich gewesen, das Siegerprojekt zu überarbeiten oder zumindest in Teilen oder Etappen zu realisieren.

Viertens: War die Gemeinde aus juristischer Sicht überhaupt berechtigt, den Wettbewerb abzubrechen? Diese Frage werde das Verwaltungsgericht klären, das die Verfasser des Siegerprojekts «Eusi Mensa» angerufen haben. Wenn eine Gemeinde das einfach so dürfte, so der Fachautor von «Hochparterre», verlören Wettbewerbe für Architekturbüros deutlich an Attraktivität, «denn ein wichtiger Bestandteil des Wettbewerbs ist der garantierte Auftrag». Nur dank dieser Garantie im Siegesfall liessen sich «die Hunderten von unbezahlten Arbeitsstunden rechtfertigen, die die Teams an Verfahren leisten, bei denen sie nicht gewinnen».

«Nicht nachvollziehbare Begründungen»

Unter Fachleuten sorge zudem für Kopfschütteln, dass die Gemeinde den Jurybericht zurückhalte und die prämierten Projekte nicht veröffentlichen wolle, weil sie ein neues Vergabeverfahren plane. Gerade wenn ein neuer Wettbewerb aufgelegt würde, wäre es laut «Hochparterre» ein Gebot der Fairness und Transparenz, dass alle Teilnehmenden – die bisherigen und neue – auf demselben Informationsstand seien.

Irritiert ist auch das Büro Planzeit GmbH, das den Wettbewerb für die Gemeinde organisiert hat. Gegenüber nicht prämierten Teilnehmern am Wettbewerb liess es laut «Hochparterre» per Mail verlauten, es sei vom Abbruch-Entscheid der Gemeinde überrascht worden. Man sei nicht in diesen Prozess involviert gewesen: «Wir bedauern diesen Entscheid sehr.»

Gegenüber den «ZollikerNews» hatte sich Britta Bökenkamp, Architektin, Partnerin und Geschäftsführerin der Planzeit GmbH, bereits im Oktober dezidiert geäussert: obwohl ihr Büro viele Wettbewerbe durchführe, habe sie ein solches Verhalten einer Auftraggeberin gegenüber einem Projekt-Siegerteam noch nie erlebt.

Für den Verfasser des «Hochparterre»-Artikels «bleiben alle Begründungen des Zolliker Gemeinderats für den Abbruch des Projekts nicht nachvollziehbar». Mit dem Titel des Artikels – «Kein Wettbewerb ist je vergessen» – spielt er darauf an, dass die Gemeinde ihr Ansehen in der Architekturszene arg beschädigt haben könnte.

Publikation trotz Maulkorb

Der «Hochparterre»-Autor hält einleitend fest, dass es nicht einfach gewesen sei, an die Unterlagen heranzukommen. Niemand der Beteiligten habe offen reden wollen, weder die Organisatorin des Wettbewerbs, das prämierte Team noch Mitglieder der Jury. Personen im Umfeld der Gemeinde hätten von einem Maulkorb berichtet. Die Zeitschrift sei trotzdem in den Besitz der Unterlagen gekommen und stelle die fünf prämierten Arbeiten vor:

1. Rang: «EUSI MENSA» von Ryf Partner Architekten, Zürich. Einstimmige Empfehlung der Jury zur Weiterbearbeitung. Das Gebäude mit den heutigen Schulküchen wird aufgestockt, um zwei neue Klassenzimmer unterzubringen. Auf den Pausenplatz wird eine pavillonartige Mensa gebaut.

Geplante Mensa  (Visualisierungen: Hochparterre/ Ryf Partner Architekten)
Geplante Mensa (Visualisierungen: Hochparterre/ Ryf Partner Architekten)

2. Rang: «AUFS DACH» von LPA und Studio Luv, Zürich. Zusätzliches Stockwerk über der Turnhalle mit vollständig verglaster Fassade. Teile der bestehenden Dächer werden begehbar gemacht und als Terrasse genutzt – sie dienen zudem als Aussenbereich für den Mittagstisch.

Aufgestockte Turnhalle vom Pausenplatz her
Aufgestockte Turnhalle vom Pausenplatz her

3. Rang: «WE NEED FRESH» von Kollektiv Zebra, Zürich. Die bestehende Aula wird aufgestockt, die benachbarte Abwartswohnung mit- und umgenutzt. Zusätzlich entsteht neben der Aula ein begehbarer Dachgarten.

Aufgestockte Aula mit benachbartem Dachgarten
Aufgestockte Aula mit benachbartem Dachgarten

4. Rang: «FEUILLE» von Kuba & Yahedi, Zürich. Die mittlere Turnhalle C wird aufgestockt. Die Mensa in leichter, markanter Holzbauweise mit Veranda wird vom Pausenplatz her mit einer breiten Treppe erschlossen.

Zentrale Treppe als Erschliessung zur Mensa im ersten Stock
Zentrale Treppe als Erschliessung zur Mensa im ersten Stock

5. Rang: «BANKETT» von Dähler Dietschweiler, Zürich. Aufstockung einer Turnhalle mit Schulküchen, die Aula wird zum multifunktionalen Verpflegungs- und Veranstaltungssaal, der sich zum Pausenplatz hin öffnet. Die Hauswartwohnung wird entkernt und zur Regenerierküche umgebaut.

Die Aula als Verpflegungs- und Veranstaltungssaal öffnet sich zum Pausenplatz
Die Aula als Verpflegungs- und Veranstaltungssaal öffnet sich zum Pausenplatz

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Es ist nicht nur ärgerlich, dass der Architektur-Wettbewerb über die Erweiterung des Schulhauses Buechholz nach der Preisvergabe abgebrochen wurde – es ist ein Versagen in der Bildungspolitik vor Ort.
Gerade in solchen Situationen braucht es eine starke, vorausschauende und koordinierende Führung.
Leider hat aus meiner Sicht auch der Leiter Bildung, Urs Rechsteiner, seine Aufgabe nicht wahrgenommen:
Er hätte die Interessen der Schule und ihrer Nutzer:innen vertreten und auf eine transparente, partizipative und pädagogisch sinnvolle Lösung drängen müssen.
Stattdessen entsteht der Eindruck, dass Verantwortung delegiert und Probleme ausgesessen werden – was weder der Schule noch den Jugendlichen dient.

Ein weiteres Mal war der Leiter Bildung, Urs Rechsteiner, nicht auf der richtigen Flughöhe. In jedem Sportclub würde der Sportchef die Reissleine ziehen und den Headcoach entlassen.
Ob die Schulpflege diesen Schritt nun endlich wagt oder die Wahlen abwartet und hofft, dass dann von selbst alles besser wird?

Dies ist nur ein weiteres Beispiel dafür, dass unsere Schulpflege ihrer Verantwortung nicht nachkommt. Keine Einsitznahme in der Sachjury von so einem wichtigen Projekt – wozu auch? Keine rechtzeitige Planung eines neuen Betreuungshauses am Rüterwis – wozu auch? Keine Führung des Leiters Bildung – wozu auch? Keine gesamthafte Schulentwicklung – wo auch? Die Liste liesse sich einfach fortsetzen…

Es braucht einen kompletten Neuanfang bei der Schulpflege. Die bisherige ist sich ihrer grossen Verantwortung für unsere Kinder und Jugendlichen sowie für unsere Lehrpersonen offenbar nicht bewusst.

Ich finde diese Entscheidung sehr schade. Gerade eine Mensa ist für unsere Jugendlichen dringend notwendig. Eine gut gestaltete Mensa ist weit mehr als nur ein funktionaler Essraum – sie ist ein sozialer Treffpunkt, ein Ort der Begegnung und ein Baustein für ein lebendiges Schulleben. Wenn man schon bereit ist, Zeit und Geld in einen Wettbewerb zu investieren, sollte man auch den Mut haben, Lösungen zu realisieren, die den Bedürfnissen der Jugendlichen gerecht werden.

Insbesondere jetzt im Winter ist es unzumutbar, dass Schülerinnen und Schüler gezwungen sind, ihre Mittagspause im Freien zu verbringen. Die Jugendlichen sollten im Winter drinnen essen und sich aufhalten können, um gesund zu bleiben, sich zu erholen und soziale Kontakte zu pflegen – das gehört zu einer zeitgemässen schulischen Infrastruktur.

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