Der dritte Baustillstand, diesmal in Wettingen

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23. Mai 2025 – Der Zolliker RGPK-Präsident Viktor Sauter verantwortet ein weiteres Bauprojekt, das seit Jahren stillsteht. Wie bei den Bauvorhaben in Dulliken und Niedergösgen (SO), für die er ebenfalls zeichnet, lässt er in Wettingen die Behörden ratlos und die Wohnungskäufer frustriert zurück. (3 Kommentare)

23. Mai 2025 – Der Zolliker RGPK-Präsident Viktor Sauter verantwortet ein weiteres Bauprojekt, das seit Jahren stillsteht. Wie bei den Bauvorhaben in Dulliken und Niedergösgen (SO), für die er ebenfalls zeichnet, lässt er in Wettingen die Behörden ratlos und die Wohnungskäufer frustriert zurück.

Geschützter Bauernhof A (links), rechts der Neubau B mit Liftschacht, Garagentor und Türen zu 3 nicht erreichbaren Wohnungen (Fotos: ZN)
Geschützter Bauernhof A (links), rechts der Neubau B mit Liftschacht, Garagentor und Türen zu 3 nicht erreichbaren Wohnungen (Fotos: ZN)

VON RENE STAUBLI

Viktor Sauter ist Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift der Zuger Immobilienfirma ATAI AG. Sie ist die Bauherrin des Projekts «Murihof» im alten Dorfkern von Wettingen, für das im Juni 2016 eine Baubewilligung erteilt wurde. In 3 Gebäuden sollten 21 Eigentumswohnungen entstehen. Das war vor Viktor Sauters Zeit, er wurde erst im Mai 2021 Verwaltungsrat der ATAI AG.

Zwei Häuser mit je 6 Wohnungen wurden gebaut. Beim dritten Gebäude handelt es sich um einen denkmalgeschützten Bauernhof aus dem Jahr 1640. Er wurde im Oktober 2018 ohne Bewilligung zu zwei Dritteln abgerissen, was zu einem Strafverfahren der Aargauer Staatsanwaltschaft führte. Der verantwortliche Bauleiter bekam per Strafbefehl eine Busse von 4000 Franken.

Dank dem Beizug eines neuen Architekturbüros gelang es in der Folge, ein Konzept für die Wiederherstellung des historisch bedeutsamen Gehöfts zu entwickeln, das den Aargauer Heimatschutz ebenso zufriedenstellte wie die Gemeinde Wettingen. Sie bewilligte das revidierte Projekt im Februar 2022. Da war Sauter ein knappes Jahr im Amt.

Drei Jahre später steht die Baustelle noch immer still. Grünzeug umwuchert das Mauerwerk, Materialien liegen herum, die abgesperrte Baugrube klafft wie eine offene Wunde, ein trostloser Anblick.

Dass es nicht vorwärts geht, liegt gemäss Auskunft der Wettinger Behörden an der Bauherrin ATAI AG: «Die eingereichten Unterlagen sind unvollständig, so dass die Baufreigabe für den Wiederaufbau noch nicht erteilt werden konnte.»

Die Wohnungen wurden von einem Wettinger Immobilienmakler angeboten. Inzwischen hat er mit dem Projekt nichts mehr zu tun. Man habe ihn «hinausspediert», als Sauter das VR-Mandat bei der ATAI AG übernommen habe. Wer die Investoren hinter dem Projekt sind, habe er nie erfahren. Das ganze Konstrukt sei ihm «wie eine Blackbox vorgekommen».

Historischer Bauernhof A: Widerrechtlich zu zwei Dritteln abgebrochen (schraffierter Teil)
Historischer Bauernhof A: Widerrechtlich zu zwei Dritteln abgebrochen (schraffiert)

Prekäre Situation für die Betroffenen

Für die Käufer, die in die Häuser B und C eingezogen sind, ist die Situation prekär. Sie müssen mit einer Baustelle leben, die nicht vom Fleck kommt. Für ihre Autos gibt es zwar eine grosse Tiefgarage, die sie aber nicht benützen können, weil die Zufahrt fehlt. Von den 12 Wohnungen sind 11 verkauft, aber nur 6 bezogen. 3 Eigentümer können ihre Wohnungen nicht betreten, weil die Eingänge über der Baugrube liegen.

Von Bauarbeitern keine Spur
Von Bauarbeitern keine Spur
Die Natur gedeiht, das Bauprojekt weniger
Die Natur gedeiht, das Bauprojekt weniger

Betroffene berichten von nach wie vor bestehenden eklatanten Mängeln, obwohl etliche Käufer bereits einen grossen Teil der finanziellen Verpflichtungen erfüllt hätten: Unvollendete Gemeinschaftsräume und Umgebungsarbeiten, anhaltende Probleme mit der Kanalisation, kein Strom in den Kellern, keine Briefkästen.

Eine klare Kommunikation seitens der Bauherrin fehle weitgehend. Informationen würden nur sporadisch und oft informell weitergegeben. Die anhaltende Unsicherheit und Besorgnis der Betroffenen würden von der ATAI AG nicht anerkannt: «Dass wir als Wohnungskäufer in eine langwierige, unangenehme und stressige Situation geraten sind, scheint Herrn Sauter nicht zu interessieren.» Ein anderer Besitzer sagt, Sauter wiegle alles ab, wenn man ihn überhaupt erreiche. Mit ihm zu reden sei «verlorene Zeit», das ganze ein «Trauerspiel».

Sauter beantwortet zum Projekt «Murihof» – wie zuvor schon zu Dulliken und Niedergösgen – keine Fragen. Er schreibt: «Bei privat gehaltenen Gesellschaften sind weder die Eigentümerschaft noch der Verwaltungsrat verpflichtet, Dritten irgendwelche Auskünfte zu erteilen.» 

Keine Verwaltung, keine Hauswartung…

Die Probleme mit dem stillstehenden Bau in Wettingen sind vergleichbar mit jenen, die Sauter mit den Projekten im Kanton Solothurn hat, die er ebenfalls als Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift verantwortet.

In Dulliken sollten im Jahr 2014 Eigentumswohnungen in zwei grossen Mehrfamilienhäusern bezugsbereit sein, doch es kam zu jahrelangen Verzögerungen. Bauherrin ist die IIB Immobilien AG mit Sitz bei Sauters Treuhandfirma in Zürich. Als die ersten Bewohner endlich einziehen konnten, stellten sie fest, dass es keine Verwaltung gab, keine Hauswartung, keinen Lift-Servicevertrag, dafür ellenlange Mängellisten.

Vor zwei Jahren waren immerhin 11 der 14 Wohnungen bezogen, inzwischen sind nur noch 4 bewohnt, die andern Interessenten haben die Geduld verloren. Bislang ist kein einziger Kaufvertrag unterschrieben worden, die Wohnungen befinden sich alle noch im Besitz der IIB Immobilien AG. Inzwischen versuchen Anwälte, einen Ausweg aus der Misere zu finden. «Fortschritte haben wir bisher leider keine erzielen können», sagt eine Betroffene, «aktuell wird wieder einmal eine neue Mängelliste erstellt».

Vom zweiten Haus ist nach wie vor nur das Fundament zu sehen. Der benachbarte Verkaufspavillon ist zugewachsen, die Handynummer des Maklers ausser Betrieb. Auf dem Gelände steht ein mit Brettern eingezäunter Kran.

Stillgelegte Baustelle in Dulliken
Stillgelegte Baustelle in Dulliken
Die zweite Bauetappe lässt auf sich warten
Die zweite Bauetappe lässt auf sich warten

Dullikens Gemeindeschreiber Michael Steiner schreibt auf Anfrage der «ZollikerNews», man wisse «informell von Bemühungen der Bauherrin, die Kaufverträge mit den im Mehrfamilienhaus wohnhaften Parteien abzuschliessen und in diesem Zusammenhang auch die Modalitäten bezüglich der Mängelbehebung zu klären».

Was den Bau des noch fehlenden Mehrfamilienhauses angehe, habe man bei der Bauherrschaft «klare Angaben und ein verbindliches Bauprogramm eingefordert». Victor Sauter habe den Behörden in einem Schreiben von Anfang April 2025 in Aussicht gestellt, «bis im Sommer 2025 ein konkretes Bauprogramm vorzulegen».

Vertröstet, ohne Gründe zu nennen…

In Niedergösgen erfolgte der Spatenstich für das Mehrfamilienhaus «Casa 18» mit 4 Eigentumswohnungen im Jahr 2012. Das Grundstück gehört der Schweizerhof Immobilien AG mit Sitz in Ebikon (LU). Auch dort ist Sauter Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift. Die Wohnungen hätten 2015 bezugsbereit sein sollen, doch der Bau steht seit Jahren still. Die Bauherrschaft habe die Gemeinde immer wieder vertröstet, ohne Gründe zu nennen, sagte Michel Flaig, Präsident der Einwohnergemeinde, im Januar.

Daran hat sich nichts geändert. Die angemeldete Weiterführung des Baues sei nicht erfolgt, sagt Fleig. Man werde die Schweizerhof Immobilien AG «zeitnah wieder einmal anschreiben und ein Bauprogramm zur Vollendung einverlangen».

Stillgelegte Baustelle in Niedergösgen
Stillgelegte Baustelle in Niedergösgen
Am Rohbau nagt der Zahn der Zeit
Am Rohbau nagt der Zahn der Zeit

Die Sache mit der Glaubwürdigkeit

Wie in Dulliken und Niedergösgen stehen auch in Wettingen eine Menge Fragen im Raum: Warum ist die ATAI AG als Bauherrin nicht imstande, die nötigen Unterlagen für die Baufreigabe einzureichen? Wer sind die Investoren hinter dem Projekt «Murihof»? Sind es dieselben wie in Solothurn, worauf einiges hindeutet? Warum sind diese Investoren bisher weder Willens noch in der Lage, die Bauarbeiten wiederaufzunehmen und zu beenden? Und warum tritt Sauter als Verwaltungsrat nicht zurück? Gehört er selber zu den Investoren? Auf diese Fragen erhält man von ihm keine Antworten.

In Dulliken, Niedergösgen und Wettingen hält Sauter die Behörden seit Jahren hin – gleichzeitig schaut er in Zollikon den Behörden als RGPK-Präsident akribisch auf die Finger: für ihn lässt sich das eine problemlos mit dem anderen vereinbaren und hat nichts mit seiner Glaubwürdigkeit als RGPK-Präsident zu tun. Sauter schreibt: «Die von Ihnen beschriebenen Vorgänge, ob sie stimmen oder nicht, hatten und haben keinen Einfluss auf meine Tätigkeit als Präsident der RGPK Zollikon.»

Nach dem letzten Artikel in den «ZollikerNews» bestärkten ihn Kommentatoren in dieser Meinung. Sein Geschäftsgebaren «im fernen Kanton Solothurn» habe «weder mit dem Kanton Zürich, mit dem Bezirk Meilen noch mit der Gemeinde Zollikon zu tun». Als Mitglied und Präsident der RGPK habe er stets Kompetenz bewiesen und gute Arbeit geleistet.

Eine direkt Betroffene aus Dulliken reagierte und schrieb: «Schön, hat der Herr im nicht wirklich fernen Kanton Zürich so viele Freunde. Soll er doch bitte die verwahrlosten Grundstücke, die so vielen Familien Leid verursacht haben, an die jeweiligen Gemeinden abgeben.»

31. Januar 2025: Undurchsichtige Verstrickungen – die Immobiliengeschäfte des Viktor Sauter

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Vielen Dank, Herr Heer, dass Sie Ihr Ihre Meinung teilen. Es ist verständlich, dass man das Milizsystem als wichtigen Pfeiler unserer Demokratie ansieht und den Wert des Engagements auf kommunaler Ebene schätzt.
Gleichzeitig ist es auch wichtig, die Balance zwischen Transparenz und Privatsphäre zu wahren. Kritik an öffentlichen Persönlichkeiten, insbesondere wenn sie in verantwortungsvollen Positionen tätig sind, sollte stets sachlich und fair bleiben. Es geht nicht darum, einzelne Personen zu beschädigen, sondern um die Sicherstellung, dass das Vertrauen in unsere demokratischen Strukturen erhalten bleibt. Ja, Herr Sauter ist tätig in der Politik und hat auch mit den im Artikel erwähnten Baustellen zu tun. Der Artikel der «ZollikerNews» ist absolut fair und liegt richtig. Fakten zählen, und diese sind in diesem Bericht bestens beschrieben.
Wie kann man so Firmen führen und parallel politische Ämter ausüben, wenn man agiert wie Herr Sauter? Herrn Sauter würde ich wärmstens empfehlen, endlich für die vielen geschädigten Käufer etwas zu tun. Als Tipp an Herr Sauter: sich selber einmal durchleuchten, um Fehler bei den eigenen Machenschaften zu verstehen.

Milizsystem statt Medienschelte – wer sich engagiert, verdient Rückhalt!
Unser Milizsystem ist kein Relikt – es ist das Rückgrat unserer Demokratie.
Wer sich auf kommunaler Ebene freiwillig engagiert, verdient Respekt, nicht mediale Zurechtweisung. Wenn ein gewählter RGPK-Präsident wegen seiner privaten Geschäftstätigkeit öffentlich infrage gestellt wird, dann geht es nicht mehr um Transparenz, sondern um Grenzüberschreitung.
Hier wird nicht Viktor Sauter beschädigt – hier wird das Milizprinzip beschädigt. Solche Artikel schrecken Menschen ab, die sich für die Allgemeinheit einsetzen wollen. In einer Zeit, in der es für Parteien und Interessensgruppen immer schwieriger wird, Bürger für Behördenarbeit zu gewinnen, sind solche Signale fatal.
Entscheidender ist aber: Was treibt den Autor an, diesen Zusammenhang herzustellen?
Wenn ein Journalist bewusst die Grenze zwischen politischem Mandat und beruflicher Tätigkeit verwischt, dann trägt er Mitverantwortung am Vertrauensverlust in die politische Freiwilligenarbeit – nicht derjenige, der sich engagiert.
Wer das Milizsystem erhalten will, sollte nicht die Menschen treffen, die es tragen.
Meine Meinung – als Zolliker Bürger!

Herr Heer, niemand stellt das Milizsystem infrage – im Gegenteil, es verdient Schutz vor jenen, die es für private Interessen instrumentalisieren. Der Artikel kritisiert nicht das ehrenamtliche Engagement an sich, sondern das Geschäftsgebaren eines Amtsträgers, das seit Jahren Anlass zur Sorge gibt.
Eine funktionierende Demokratie lebt nicht nur vom Engagement, sondern auch von Transparenz und Verantwortlichkeit. Wer ein öffentliches Amt bekleidet, sollte bereit sein, sich kritischen Fragen zu stellen – besonders wenn es um Bauprojekte mit erheblichen Mängeln, fragwürdigen Abläufen und betroffenen Wohnungseigentümern geht.
Es ist Aufgabe der Presse, solche Missstände sichtbar zu machen – nicht um zu entmutigen, sondern um Fehlverhalten vorzubeugen. Wer dem Milizsystem wirklich dienen will, sollte zunächst für Klarheit und Integrität in den eigenen geschäftlichen Angelegenheiten sorgen.

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