Die Immobiliengeschäfte des Viktor Sauter
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31. Januar 2025 – Als langjähriger Präsident der Zolliker RGPK verkörpert Viktor Sauter das finanzielle Gewissen der Gemeinde. Im Kanton Solothurn ist er seit Jahren in Immobiliengeschäfte verwickelt, die schlecht zu seinem sorgsam gepflegten Image passen. (6 Kommentare)
31. Januar 2025 – Als langjähriger Präsident der Zolliker RGPK verkörpert Viktor Sauter das finanzielle Gewissen der Gemeinde. Im Kanton Solothurn ist er seit Jahren in Immobiliengeschäfte verwickelt, die schlecht zu seinem sorgsam gepflegten Image passen.

VON RENE STAUBLI
Regelmässige BesucherInnen der Zolliker Gemeindeversammlungen kennen das Ritual: Der Gemeindepräsident erteilt dem Präsidenten der Rechnungs- und Geschäftsprüfungs-Kommission (RGPK) das Wort. Viktor Sauter (FDP) schreitet in seinem grauen Anzug zum Rednerpult und gibt mit ernster Miene sein Statement zur anstehenden Vorlage ab. Dabei lässt er kaum eine Gelegenheit aus, um dem Gemeinderat und den StimmbürgerInnen ins Gewissen zu reden. Er beklagt die stetig steigenden Kosten des Gemeindehaushalts und fordert einen sorgfältigeren Umgang mit den Mitteln.
Ganz anders funktioniert Sauter offenbar bei privaten Unternehmungen, zumindest in den Solothurner Gemeinden Dulliken und Niedergösgen, wo er seit Jahren in zwei undurchsichtige Immobiliengeschäfte verwickelt ist. Längst haben sich Gemeindebehörden und Anwälte eingeschaltet, um Auswege aus der verfahrenen Situation zu finden – bislang ohne Erfolg.
Die Misere «Imbad»
2011 erfolgte in Dulliken der Spatenstich zur Überbauung «Imbad». Die Eigentumswohnungen sollten 2014 bezugsbereit sein. Nach kurzer Zeit kam es zu Baustopps und einem Rechtsstreit zwischen der Bauherrin und dem Bauunternehmen. Bauherrin ist die IIB Immobilien AG mit Sitz in Zürich. Einziger Verwaltungsrat: Viktor Sauter.
Als die ersten Eigentümer einzogen, stellten sie fest, dass es keine Verwaltung gab, keine Hauswartung, keinen Lift-Servicevertrag, dafür ellenlange Mängellisten. Die Eingangstüren sind bis heute unverputzt, provisorische Regenrinnen haben dazu geführt, dass Wände schimmeln, die Umgebung verwildert. Vor zwei Jahren waren 11 der 14 Wohnungen bezogen, inzwischen sind nur noch 4 bewohnt. Die Betroffenen haben angesichts dieser Zustände die Geduld verloren. Die beiden Attika-Wohnungen befinden sich nach wie vor im Rohbau.
Finanzieller Schaden ist nur zu erahnen
Von den «ZollikerNews» vor Ort angesprochen, schildern Betroffene das Chaos: Vor sechs Jahren hätten sie einen Vorvertrag unterschrieben und eine Reservationszahlung geleistet. Vor drei Jahren seien sie eingezogen. Der Kaufvertrag, den man ihnen vorgelegt habe, sei inakzeptabel: «Unter anderem befürchten wir, dass uns die Bauherrschaft einen Teil der nicht absehbaren Sanierungs- und Instandstellungskosten überwälzt.»
Bis jetzt haben die Bewohner noch keinen Kaufpreis bezahlt und auch keine Miete entrichtet – alle Wohnungen sind im Grundbuch auf die IIB Immobilien AG eingetragen. Lediglich die Kosten für Strom, Wasser und die Hauswartung werden beglichen, welche die BewohnerInnen in eigener Regie organisiert haben. Was das für die Bauherrin – die von Sauter vertretene IIB Immobilien AG – in finanzieller Hinsicht bedeutet, kann nur erahnt werden: bislang keine Verkaufserlöse für Wohnungen, keine Mieterträge, und das über Jahre.
Vom geplanten dritten Gebäude ist nur das Fundament zu sehen. Der benachbarte Verkaufspavillon ist zugewachsen, die Handynummer des Maklers ausser Betrieb. Auf dem Gelände steht ein mit Brettern eingezäunter Kran.
Familien sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Im letzten Frühling seien vom stillgelegten Kran grosse Eisklumpen heruntergefallen. Auf die Frage der «ZollikerNews», ob der Kran nicht abgebaut werden könnte, schreibt ein Sprecher der Baufirma, er werde für die Fertigstellung des dritten Hauses noch gebraucht. Nachfrage: Können Sie sagen, wann die Bauarbeiten beginnen? Antwort: «Leider nein, der Entscheid liegt bei der Bauherrschaft.»

Sauter verweigert sich selbst der Gemeinde
Die angesprochenen Bewohner sagen, man habe immer wieder versucht, mit Viktor Sauter Kontakt aufzunehmen – vergeblich: «Eingeschriebene Briefe kamen ungeöffnet zurück.» Inzwischen sind Anwälte beigezogen worden. Einer von ihnen spricht von «katastrophalen Zuständen». Auch er habe vergeblich Kontakt zur Bauherrin IIB Immobilien AG gesucht: «Ich habe Herrn Sauter mehrfach angeschrieben und auch eingeschriebene Briefe geschickt, aber nie eine Antwort bekommen. Es gab auch nie eine Möglichkeit, direkt mit ihm zu reden.»
Das Grundstück, auf dem die Häuser stehen, gehört der IIB Immobilien AG. Bei früheren Gesprächen mit Betroffenen verwies Sauter zuweilen auch auf seinen Geschäftspartner A., dessen Rolle allerdings für alle Beteiligten ungeklärt blieb. Auf Anfrage der «ZollikerNews» will sich A. weder zum Bauprojekt noch zur Aufgabenteilung mit Sauter äussern. Alles in allen stehen die Betroffenen vor einer völligen verfahrenen Situation.
Irgendwann verlor auch die Gemeinde Dulliken die Geduld und ersuchte das Solothurner Verwaltungsgericht, der IIB Immobilien AG die Baubewilligung zu entziehen. Mit der Begründung, dass seit November 2015 keine Bauarbeiten mehr verrichtet worden seien und die zumutbare Frist zur Vollendung des Bauvorhabens verstrichen sei. Das Gericht lehnte die Beschwerde ab: die Gemeinde sei nach solothurnischem Recht nicht dazu legitimiert. Diese versuchte die Bauherrschaft in den letzten Jahren mehrfach brieflich zu erreichen, erhielt aber nie eine Antwort.
Die IIB Immobilien AG ist laut Handelsregister in Zürich domiziliert – an derselben Adresse, an der Sauter seine TSZ Treuhandgesellschaft betreibt. Am Briefkasten sucht man den Namen der Immobilienfirma vergeblich, was die Zustellung von Postsendungen erschwert.
Wer sind die Eigentümer der IIB Immobilien AG, deren Interessen Sauter als Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift vertritt? Was sind das für Investoren, die nicht willens oder nicht mehr in der Lage sind, die Bauten «Imbad» fertigzustellen, die Wohnungen zu verkaufen und das Trauerspiel zu beenden?

Baustillstand an der Kanalstrasse
Auch in Niedergösgen steckt der Wurm drin. Dort erfolgte der Spatenstich für das Mehrfamilienhaus «Casa 18» mit 4 Eigentumswohnungen mit Aussicht auf die Aare im Jahr 2012. Das Grundstück gehört der Schweizerhof Immobilien AG mit Sitz in Ebikon (LU). Einziger Verwaltungsrat mit Einzelunterschrift: Viktor Sauter.
Keine Absperrung hindert Passanten daran, das Gebäude über die Tiefgarage zu betreten, wo angelieferte Bauteile des Lifts vor sich hingammeln. Die Wohnungen hätten 2015 bezugsbereit sein sollen, dann wurde der Termin verschoben: 2017, 2020, nichts geschah. Inzwischen sollen gemäss einem Nachbarn Vögel im Rohbau nisten.





Die Bauherrschaft habe die Gemeinde immer wieder vertröstet, ohne Gründe zu nennen, sagt Michel Flaig, der Präsident der Einwohnergemeinde. Wie in Dulliken stellt sich auch hier die Frage, was der jahrelange Baustopp für die Immobilienfirma bedeutet, deren einziger Verwaltungsrat Sauter ist.
Die Bürgergemeinde Niedergösgen erwog, der Schweizerhof Immobilien AG das Land abzukaufen und den Bau selber fertigzustellen. Präsident Patrick Friker sagt, man habe seit mehr als einem Jahr nichts mehr von Sauters Firma gehört. Vor 8 Jahren habe er sich noch selber für eine der Wohnungen interessiert und das Verkaufsdossier studiert. Er kenne jemanden, der 30‘000 Franken Reservationsgebühr bezahlt und letztlich sein Geld zurückbekommen habe. Er vermute, dass die Immobilienfirma ein Finanzierungsproblem habe und fügt hinzu: «Für die Gemeinde und die Nachbarn ist dieser Zustand ein Riesenproblem.»
Mitte Januar schöpfte Gemeindepräsident Flaig neue Hoffnung. Sauters Geschäftspartner A. habe der Niedergösger Baukommission versichert, dass noch im Januar «mit der Fertigstellung der Baute an der Inneren Kanalstrasse 18 gestartet werden soll». Gegenüber den «ZollikerNews» relativierte A. nur Tage später: das Problem werde sich «noch nicht im Januar, aber in absehbarer Zeit lösen».
«Schadensbegrenzung auf allen Seiten»
Das «Oltner Tagblatt» berichtete 2014, 2023 und im September 2024 über die Dauerbaustelle in Dulliken. 2014 gab Sauter der Zeitung noch Auskunft: Mit der ersten Bauunternehmung habe es Probleme gegeben, «weil sie die Spielregeln änderte». Wer den finanziellen Schaden wegen der Verzögerungen trage, müssten die Gerichte entscheiden.
2023 liess er die Zeitung wissen, er sei nicht in der Lage, auf einen Fragenkatalog konkrete Antworten zu liefern, «da wir, nach dem Konkurs der mit der Bebauung beauftragten Generalunternehmung auf allen Seiten Schadensbegrenzungen vorzunehmen haben». Er könne aber «versichern, dass wir alles daransetzen, dass alles geordnet abläuft und kein Käufer oder Interessent zu Schaden kommt». 2024 reagierte Sauter nicht mehr auf Fragen.
Nach einem ersten telefonischen Kontakt schickten wir Sauter am 20. Januar schriftliche Fragen: Ob er als Verwaltungsrat der IIB Immobilien AG und der Schweizerhof Immobilien AG auch Miteigentümer sei? Ob er die Probleme bei den beiden Bauvorhaben erklären könne und wie er sie lösen wolle?
Sauters Antwort kam zwei Tage später per Mail: «Ihre Fragen haben keine Relevanz für Zollikon. Bei privat gehaltenen Gesellschaften sind sowohl Eigentümer als auch Verwaltungsrat nicht verpflichtet, Dritten irgendwelche Auskünfte zu erteilen. Die von Ihnen beschriebenen Vorgänge, ob sie stimmen oder nicht, hatten und haben keinen Einfluss auf meine Tätigkeit als Präsident der RGPK Zollikon.»
Aufgaben des Verwaltungsrats gemäss Obligationenrecht, Art. 716a
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6 KOMMENTARE
Aussergewöhnlicherweise teile ich die Meinung des SVP-Ortspartei-Nucleuses (fehlt nur noch eine Lobpreisung durch Norbert Brestel): Viktor Sauter macht als Präsident der RGPK einen guten Job. Trotzdem stellt sich die Frage, was die SVP antreibt, in so grosser Zahl eine Lanze für Viktor Sauter zu brechen? Darf da Anbiederung/Stimmenfang bei der FDP für die «ewige» RGPK-Kandidatin Ute Krieger (ehemals Baum) angenommen werden? Bei der FDP, welche von der SVP bei anderer Gelegenheit schambefreit als die «Netten» (die U40 kennen die heutige Bedeutung dieses Begriffs) oder «Weichsinnige» bezeichnet wurde? Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die FDP nicht als Steigbügelhalterin einspannen lässt.
Schön, hat der Herr im nicht wirklich fernen Kanton Zürich so viele Freunde. Soll er doch bitte die verwahrlosten Grundstücke, die so vielen Familien Leid verursacht haben, an die jeweiligen Gemeinden abgeben, dann können auch wir vielleicht mal Freunde werden. Es zeigt sich halt wieder mal: Geld regiert die Welt, die Normalsterblichen können da nur verlieren. Immerhin hat jemand mal alles auf den Tisch gelegt.
Ohne die Fakten aller involvierten Parteien und die dazu notwendigen Hintergrundinformationen zu den erwähnten Vorkommnissen im fernen Kanton Solothurn zu kennen, erlaube ich mir doch folgenden Kommentar zu obigem Artikel: die erwähnten Vorkommnisse haben weder mit dem Kanton Zürich, mit dem Bezirk Meilen noch mit der Gemeinde Zollikon zu tun. Fakt aber ist, dass sich Viktor Sauter als Mitglied und Präsident der RGPK Zollikon stets als sehr kompetent aber auch kritisch zu den Finanzen und neu auch Geschäften der Gemeinde geäussert hat – auch dank ihm, verfügt die Gemeinde seit Jahren über einen gesunden Finanzhaushalt und verschiedene Geschäfte werden im Sinne des Souveräns und Steuerzahlers kritisch hinterfragt.
Viktor Sauter hat in der RGPK einen hervorragenden Job gemacht. Klar, macht man sich in dieser Rolle nicht nur Freunde, und es gibt bei verschiedenen Themen Differenzen. Aber er ist in meiner Wahrnehmung jemand, mit dem man diskutieren kann und der sich in seiner Rolle ganz der Gemeinde verschrieben hat.
Erstaunlich, dass sich gleich drei Exponenten der SVP für Viktor Sauter einsetzen, und bis jetzt niemand aus seiner eigenen Partei. Ich teile aber, trotz Erstaunen über den Artikel, ebenfalls die Auffassung, dass Viktor Sauter als RGPK-Präsident immer korrekt und im Sinne der Gemeindefinanzen handelt.
Dass die Gemeinde Zollikon heute auf soliden finanziellen Füssen steht, ist nicht zuletzt auf Viktor Sauters jahrelangen und unermüdlichen Einsatz zugunsten gesunder Gemeindefinanzen zurückzuführen.