Arge Schieflage

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11. März 2024 – Erneut hat sich die Zolliker Schule in eine völlig verfahrene Situation manövriert. Diesmal geht es um die Schulverwaltung, «Dienstleistungszentrum, Dreh- und Angelpunkt der Schule Zollikon», wie es im Stellenbeschrieb für die gesuchte Leitungsperson hiess. (1 Kommentar)

11. März 2024 – Erneut hat sich die Zolliker Schule in eine völlig verfahrene Situation manövriert. Diesmal geht es um die Schulverwaltung, «Dienstleistungszentrum, Dreh- und Angelpunkt der Schule Zollikon», wie es im Stellenbeschrieb für die gesuchte Leitungsperson hiess.

Ehemaliges Dorfschulhaus, Sitz der Schulverwaltung (Foto: Adrian Michael)
Ehemaliges Dorfschulhaus, Sitz der Schulverwaltung (Foto: Adrian Michael)

Zur Erinnerung: Vor kurzem stellten wir dem Leiter Bildung Urs Rechsteiner folgende Frage: «Im letzten Jahr ist es in der Schulverwaltung zu einem beachtlichen Personalwechsel gekommen. Wo liegen die Gründe?».

Die Antwort erhielten wir überraschenderweise nicht von ihm, sondern von Melanie Marday-Wettstein, der Medienverantwortlichen der Gemeinde. Sie stellte eine «ausserordentlich hohe Fluktuation» in Abrede. Folglich erübrigte sich auch eine Antwort auf den zweiten Teil der Frage nach den Gründen.

Unsere Recherchen hatten allerdings zu einem anderen Ergebnis geführt: Mehrere hochqualifizierte und weitherum anerkannte Kräfte – auch Kaderleute – hatten gekündigt. Teure «Springerinnen», von denen manche ihren Dienst nach kurzer Zeit wieder quittieren, müssen die Lücken füllen.

Deshalb erneut die Frage: Warum ist die Zolliker Schulverwaltung in eine solche Schieflage geraten?

Häufig haben personelle Abgänge mit der Leitung zu tun. Es gibt denn auch von verschiedener Seite erhebliche Zweifel an der seit letztem Sommer amtierenden Leiterin Schulverwaltung. Ihr fehle die fachliche Qualifikation, heisst es. Tatsächlich hat sie bisher noch nie in einer Schulverwaltung gearbeitet und verfügt auch nicht über eine entsprechende Ausbildung. Sie war im Kita-Bereich Leiterin einer Tagesstätte und einer Stiftung.

Schule Zollikon – ein komplexes Gebilde

Das fachliche Defizit fällt besonders schwer ins Gewicht, weil es sich bei der Zolliker Schule um ein äusserst komplexes Gefüge handelt: mit mehreren Schulhäusern an verschiedenen Standorten, zwei Primarschulen, etlichen Kindergärten, einer Sekundar- und Musikschule, 1300 SchülerInnen und gut 300 Mitarbeitenden. Um ihre Wissensbasis zu erweitern, absolviert die Kaderfrau noch bis im November dieses Jahres auf Kosten der Gemeinde die Ausbildung zur Leiterin Schulverwaltung.

Weil sie nun zwei Tage pro Woche die Schulbank drückt, ein 80 Prozent-Pensum bekleidet und mindestens einen Tag pro Woche im Home Office verbringt, ist ihre Präsenz vor Ort dürftig. Auf diese Weise lasse sich eine so vielfältige Führungsaufgabe nicht befriedigend lösen, sagen BeobachterInnen. Dies insbesondere in einer Phase, in der die ständigen personellen Wechsel und der Beizug von Springerinnen zu grosser Unruhe führe und erst recht eine straff ordnende Hand und klare Vorgaben verlangten.

Fachkraft wurde übergangen

Man kann der neuen Leiterin allerdings nicht alle Probleme anlasten. Eine entscheidende Weiche wurde bereits vor ihrem Stellenantritt gestellt. Eine erfahrene Mitarbeiterin in der Zolliker Schulverwaltung hätte über den nötigen fachlichen Abschluss verfügt, den ihr ebenfalls die hiesige Schule finanziert hatte. Gefragt, warum man nicht auf diese ausgewiesene Fachkraft zurückgegriffen habe, heisst es bei der Gemeinde: «Die Stelle zur Leitung Schulverwaltung war öffentlich ausgeschrieben; jede/r konnte sich bewerben.» Kein Wunder, hat die Frau, mit der man offenbar nicht einmal das Gespräch suchte, ihre Stelle inzwischen gekündigt.

Inzwischen erinnert der «Fall Schulverwaltung» in weiten Strecken fatal an den «Fall Rüterwis». Auch dort hatte die Co-Schulleiterin die fehlende Ausbildung nachholen müssen, der Schulleiter erwies sich als Fehlbesetzung und musste gehen. Die Klagen zahlreicher Lehrpersonen und die Beschwerden von rund 200 Eltern wurden in den Wind geschlagen mit der Folge, dass ein Drittel der Lehrerschaft kündigte. Die Schulpräsidentin hielt eisern am einmal eingeschlagenen Weg fest, was zu einer sukzessiven Verschärfung des Problems und schliesslich zur Eskalation führte.

Gemeinde übernimmt Kommunikation

Interessanterweise betonte Gemeindepräsident Sascha Ullmann damals, dass er sich nicht zur Situation an der Schule Rüterwis äussern werde, denn weder er als Gemeindepräsident noch der Gemeinderat habe dazu die Befugnis; die Schulpflege sei eine eigenständige Behörde.

Das gilt nun offenbar nicht mehr. Wie es scheint, hat man der Schulpräsidentin, der die Leiterin Schulverwaltung direkt unterstellt ist, und dem Leiter Bildung die Verantwortung für die Kommunikation gegen aussen abgenommen – mit der Begründung, dass bei der Rekrutierung der Leiterin Schulverwaltung die Geschäftsleitungen Gemeinde und Schule den gemeinsamen Lead gehabt hätten.

Im Gegensatz zum «Fall Rüterwis» stehen im «Fall Schulverwaltung» nun also nicht mehr die Schulpräsidentin und der Leiter Bildung Red und Antwort, sondern die Gemeinde. Dort hiess es auf Anfrage der «ZollikerNews», eine Leiterin Schulverwaltung müsse unter anderem über einen «adäquaten Uni/Fachhhochschul-Abschluss» verfügen, eine «Affinität für Digitalisierung und Organisations-Entwicklung» sowie «Verständnis für politische Prozesse und Abläufe in Organisationen» mitbringen – alles dehnbare Begriffe, um nicht zu sagen schwammige.

Nichtsdestotrotz kommt die Gemeinde zu einem klaren Fazit: «All diese Auswahlkriterien – und natürlich noch etliche mehr – erfüllt unsere Leiterin Schulverwaltung bestens, weshalb die Wahl auf sie gefallen ist und wir überzeugt davon sind, mit ihr die richtige Person gefunden zu haben.» (bl)

05.03.24: Und wieder brodelt es in der Schule

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Ob die hohe Fluktuation in der Primarschule Rüterwies und die vielen Abgänge in der Schulverwaltung mit dem Führungsstil und der Kommunikationsfähigkeit des Leiter Bildung in Zusammenhang stehen, kann ich nicht beantworten und steht mir auch nicht zu.
Augenscheinlich ist aber, dass während vielen Jahren sowohl in den Schulen Zollikons und Zollikerberg als auch in der Schulverwaltung eine hohe Kontinuität und grosse Zufriedenheit unter den Mitarbeitdenden herrschte.
Seit der Schaffung der neuen Stelle Leiter Bildung und dessen Arbeitsbeginn änderte sich dies aber ziemlich schlagartig. Da müsste sich der Verwaltungsrat – sprich die Schulpflege – sicherlich einmal grundsätzliche Gedanken machen und allenfalls über Konsequenzen nachdenken.

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