Hoffen auf neues E-Bus-Depot in Küsnacht

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5. Dezember 2022 – Elektrischen Bussen gehört die Zukunft. Auch der Zolliker Autobusbetrieb möchte solch umweltschonende Gefährte anschaffen, aber es fehlt an Garagenplätzen. Die sollen beim Fallacher entstehen, sofern die Küsnachter StimmbürgerInnen ein Einsehen haben.

Parzelle für geplantes E-Bus-Depot in Kürnacht
Parzelle beim Fallacher für Dreifachturnhalle und Busdepot (Fotos: rs, Abb. Gemeinde Küsnacht)

Regula Baumgartner leitet den Autobusbetrieb Zollikon – Zumikon – Küsnacht (AZZK) in dritter Generation. Ihr Grossvater Hans hatte das Unternehmen 1932 gegründet. Rund 3,5 Millionen Fahrgäste steigen pro Jahr in die 8 hellbraunen Gelenkbusse, 12 Linienbusse und 4 Kleinbusse ein, mit denen der AZZK 6 Linien zwischen Bellevue und Ebmatingen bedient.

Der Familienbetrieb hat einen Transportauftrag der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) mit einer klaren Aufgabenteilung. Offerten einholen für neue Busse, die Flotte warten, Chauffeure und Chauffeusen anstellen und Dienstpläne ausarbeiten – das alles sind Aufgaben, die Regula Baumgartner mit ihrem Team erfüllt. Die VBZ sind zuständig für den operativen Betrieb. Man merkt es unter anderem daran, dass in den Bussen die Durchsagen der VBZ-Leitstelle zu hören sind.

Grosse Platznot

Die starke Zunahme der Fahrgäste bringt den AZZK allmählich an seine Grenzen. Regula Baumgartner formuliert es so: «Selbst wenn es nötig wäre, könnten wir derzeit keinen zusätzlichen Bus anschaffen, denn wir haben in unseren Depots schlicht keinen Platz mehr.»

Und selbst wenn es in den beiden Garagen an der Seestrasse 15 und an der Gustav Maurer-Strasse beim Gewerbezentrum noch Plätz hätte, wäre dieser nicht geeignet für den Unterhalt von Elektrobussen. Nur schon die massive Stromzufuhr beim Laden wäre an beiden Orten mit massiven Investitionen verbunden.

In den Depots sind die Bedingungen ganz allgemein suboptimal. An der Gustav Maurer-Strasse fehlt es beispielsweise an zeitgemässen Aufenthaltsräumen für das Fahrpersonal. Derzeit beschäftigt der Betrieb 39 Chauffeure und 3 Chauffeusen, zu denen sich demnächst eine vierte gesellen wird. Weitere 8 Arbeitsplätze gibt es in den Werkstätten, im Büro und der Reinigung.

Küsnacht soll helfen

In dieser beengenden Situation ruhen die Hoffnungen nun auf den Stimmberechtigten von Küsnacht. Die treffen sich heute Montag Abend in der Heslibachhalle zur Gemeindeversammlung. Unter dem Traktandum 3 «Einzelinitiative Dreifachturnhalle für Küsnacht» versteckt sich das Geschäft, das so wichtig ist für die Zukunft des AZZK: der Bau einer Garage für 20 Elektrobusse neben der Kunsteisbahn Küsnacht (KEK).

Wie immer bei solchen Projekten regt sich Widerstand. Die Anwohner fürchten den zusätzlichen Verkehr und den Lärm, der Tennisclub bangt um seine Plätze. «Wer einen effizienten öffentlichen Verkehr haben will, muss auch Ja sagen zur nötigen Infrastruktur», hält Regula Baumgartner dagegen. «Irgendwo müssen wir unsere Busse ja parkieren und laden; wir können sie nicht gut draussen stehen lassen. Und kurze Anfahrtswege vom Depot zu den Strecken sind für uns aus betrieblichen Gründen unabdingbar.»

Die Zürcher Verkehrsbetriebe haben Standorte in den Gemeinden Zumikon, Küsnacht und Zollikon evaluiert. In Zumikon war die Wiese neben dem Hallenbad Juch ein Thema. In Zollikon wurde erwogen, die Garage unter die Fussballplätze im Riet zu bauen. Die Kosten wären jedoch nicht tragbar gewesen. Schliesslich machte der Standort Küsnacht / Fallacher das Rennen.

1 Million für einen E-Bus

Als Nächstes will Küsnacht einen Masterplan für die Nutzung des Geländes in Auftrag geben. Wann über den Bau des Depots abgestimmt wird, steht noch in den Sternen. Erst bei einem Ja der KüsnachterInnen kann sich Regula Baumgartner zusammen mit den Zürcher Verkehrsbetrieben an die Planung der neuen Elektroflotte machen. Ein E-Bus kostet heute rund 1 Million Franken und ist damit doppelt so teuer wie ein Dieselbus. Nach 6 bis 7 Jahren ist ein Batteriewechsel für (derzeit) rund 400’000 Franken fällig. Bei sinkenden Verkaufspreisen und tieferen Betriebskosten sollen E-Busse langfristig jedoch nicht teurer sein als Dieselbusse.

Inzwischen haben die E-Busse eine Reichweite von rund 350 km, die Ladezeit beträgt statt 4-5 nur noch 2-3 Stunden. Dieser Ausdauerwert gilt allerdings nur für flache, städtische Verhältnisse. Die Zolliker Busse müssen namhafte Steigungen bewältigen, was die Kilometerleistung reduziert.

Ein neuer Beruf entsteht

Der Wechsel von Diesel- auf reine E-Fahrzeuge wird keine grossen Auswirkungen auf das Fahrpersonal haben – auch Elektrobusse wollen anständig gelenkt sein. In der Werkstatt entstehen jedoch neue Berufsbilder. Dort reicht es nicht mehr, eine Ausbildung als Busmechaniker zu haben. Man hat es künftig auch mit Starkstrom-Komponenten zu tun.

Auch dieses Problem sei lösbar, sagt Regula Baumgartner: «Ich gehe davon aus, dass unsere Leute dereinst direkt beim Hersteller der E-Busse geschult werden. (rs)

Pasquale Pepe, Chef Werkstatt Zolliker Busbetriebe
Werkstatt-Chef Pasquale Pepe legt Hand an einen Dieselmotor

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