Leben mit einem kleinen Fussabdruck

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13. April 2023 – Die riesige Baugrube bei der Forchbahn-Station Waldburg füllt sich allmählich. Unter dem Titel «Tiny Homes» (kleine Häuser) entstehen dort 39 Mietwohnungen, die im Frühjahr 2024 bezugsbereit sein sollen. Die Zielgruppe: Menschen mit wenig Gepäck.

Jede Wohnung mit eigenem Eingang (Fotos: zvg, Bild auf der Front: Adrian Michael)

Projektleiter Yves Rogger erzählt eine lustige Geschichte. Zuerst habe man der Überbauung den Namen «Tiny Houses» gegeben, was ebenfalls «kleine Häuser» bedeutet. Bald darauf hätten sich Interessierte gemeldet, sogar aus dem Ausland. Sie fragten, ob die Immobilienfirma Utorem im Zollikerberg so nahe bei der Stadt tatsächlich Häuschen mit einer Wohnfläche von weniger als 15 m2 auf die grüne Wiese stelle und vermiete? Rogger sagt: «Da wurde uns klar, dass wir den Namen ändern mussten.»

Der Begriff «Tiny Houses» steht für eine Bewegung, die in den USA nach der Finanzkrise 2008 entstand, das «Tiny House Movement». Nach der Völlerei der Investment-Banker fragten sich viele Menschen, wie wenig man für ein zufriedenes Leben brauche. Bescheidenheit beim Konsum, verbunden mit einem möglichst geringen ökologischen Fussabdruck waren die angesagten Tugenden. Ein original «Tiny House» mass 2,6 Meter in der Breite und 3,6 Meter in der Länge, 13 m2 Wohnraum.

«Flächenarme Wohnungen»

«Ein solches Extrem hatten wir natürlich nicht im Sinn», sagt Rogger, «aber wir haben uns mit dem grundsätzlichen Problem auseinandergesetzt: Die Baulandreserven in der Schweiz sind knapp, zumal in den Städten und der Agglomeration. In Zürich herrscht seit nunmehr zehn Jahren Wohnungsnot, und es sieht nicht nach Besserung aus.»

Auf dem 3800 m2 grossen Gelände im  Zollikerberg gegenüber der Forchbahn-Station Waldburg sollte «eine möglichst ökologische Siedlung mit flächenarmen Mietwohnungen entstehen, die über die Wohnqualität eines Einfamilienhauses verfügen». Also keine anonymen Treppenhäuser, sondern für jede Wohnung ein eigener Eingang, ein eigener Garten, ein Einstellplatz fürs Auto, in manchen Fällen auch ein eigener Hobbyraum (mit Waschmaschine) oder eine eigene Terrasse.

Für jede Wohnung ein eigener kleiner Garten

Als Sieger aus dem Wettbewerb gingen die Zürcher Architekten «Steib Gmür Geschwentner Kyburz» hervor. Sie brachten in vier separaten Bauten 38 Wohnungen unter: 4 x 1 ½-Zimmer mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 39 m2,  31 x 2 ½-Zimmer mit 54 m2 und 4 x 3 ½-Zimmer mit 69 m2. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche 3 ½-Zimmer-Wohnung in der Stadt Zürich hat eine Wohnfläche von 83 m2.

Die Hobbyräume und Garagenplätze liessen sich einrichten, weil die Siedlung auf die ursprüngliche, riesige Tiefgarage gebaut wird, die einst Gewerbezwecken diente. «Diese Wiederverwendung wirkt sich nicht nur in finanzieller Hinsicht günstig auf das Projekt aus», sagt Rogger, «wir sparen damit auch eine Menge grauer Energie.»

Ein Tisch, ein Bett, ein Notebook

Der Projektleiter geht davon aus, dass im Frühjahr 2024 vor allem Paare und Einzelpersonen einziehen werden, denn dorthin entwickle sich die Nachfrage. Er rechnet damit, dass in den 38 Wohnungen rund 60 Personen leben werden, wohl mehrheitlich «Menschen, die mit wenig Gepäck unterwegs sind» – ein Bett, ein Schrank, ein Esstisch, ein Schreibtisch; allzeit bereit, woanders eine neue Stelle anzutreten. Er könne sich aber auch vorstellen, dass ältere Menschen Gefallen an dieser reduzierten Wohnform finden – zum Beispiel, wenn das Haus nach dem Auszug der Kinder zu gross geworden ist.

Was die Mieten angeht, ist derzeit nur soviel zu erfahren: Eine Person mit einem durchschnittlichen Einkommen sollte sich eine kleine Wohnung leisten können, für zwei Personen mit je einem durchschnittlichen Einkommen sollten die grösseren Wohnungen bezahlbar sein. Die Vermarktung beginnt im Herbst. (rs)

Die «Tiny Homes» von der Forchstrasse her gesehen

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Zum Glück ziehen wir bald von Zollikerberg weg. Das Puff mit dem kommenden Balgrist-Moloch, Stau und Ausweichverkehr allenthalben wegen Bellerivestrasse-„Beruhigung“ und die Übervölkerung mit randständigen Familien in Zollikerberg waren mehr als genug Gründe.

Ein erfreulicher Beitrag, mal sehen wir viel Wohnwert solche Siedlungen generieren. Sicher ein Ansatz zum verdichten von Bauland in Stadtnähe.

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