«Queen of Crime» im Zollikerberg

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5. Mai 2022 – Christine Brand ist die Krimi-Königin der Schweiz. «Der Unbekannte» ist der vierte Band ihrer erfolgreichen Reihe mit der Journalistin Milla Nova. Die Autorin ist am 12. Mai zu Gast bei der ZollikerNews-Redaktorin Barbara Lukesch im «Talk am Puls».

Poträt Christine Brand
Die erfolgreiche Krimiautorin Christine Brand (Foto: zvg)

Der eben erschienene vierte Milla Nova-Krimi «Der Unbekannte» ist über Nacht auf Platz 1 der Bestsellerliste gestürmt. Im Zentrum steht ein Schweizer Ableger der linksextremistischen deutschen Terrororganisation RAF. Eine wichtige Rolle spielt auch ein Nationalratspräsident, der für harte Schutzmassnahmen gegen die Coronapandemie kämpft und sich damit nicht nur Freunde macht. Damit ist dieser Band mit der unerschrockenen Journalistin Milla, die am liebsten Verbrecher zur Strecke bringt, ausgesprochen politisch geraten. Mord und Totschlag und grosse Spannung sind gleichwohl garantiert.

Frühe morbide Ader

Christine Brand, die selber Journalistin ist, kam als Tochter eines Bestatters zur Welt. Dank dem Beruf ihres Vaters, erzählt sie, habe sie schon früh eine morbide Ader entwickelt. Der Anblick von Toten war ihr vertraut, darunter auch ihre Urgrossmutter, die sie sogar im Sarg schmücken durfte.

Als dann in den 80er-Jahren mehr als 20 Kinder und Jugendliche in der Schweiz entführt oder ermordet wurden, drangen Spuren dieser Verbrechen auch in ihr sorgloses Kinderleben ein. Ihre Mutter warnte sie immer wieder besorgt davor, mit einem fremden Mann mitzugehen: «Sie sagte zu mir, ich müsse laut schreien und wegrennen, wenn mich jemand Unbekannter anspreche.»

Das seien «schlimme Erfahrungen» gewesen, erinnert sie sich, die aber auch ihr Interesse an der Kriminalistik geweckt – und letztlich den Hintergrund ihres dritten Kriminalromans «Der Bruder» gebildet hätten, in dem erstmals die Gerichtsmedizinerin Irena Jundt im Zentrum steht.

Irena Jundt war für die Leserschaft von Christine Brands Krimis keine Unbekannte; schon in «Blind» und «Die Patientin» hatte sie einen kleinen Auftritt. Nun war die Zeit reif für eine grosse Rolle. Auch im «Unbekannten» nimmt Brand wieder einen Wechsel bei den Protagonisten vor. Diesmal ist es die tragische Familiengeschichte des blinden Nathaniel, die sie zum Herzstück ihres Romans macht.

Sieben Monate allein auf Weltreise

Christine Brand mag Veränderungen auch in anderen Bereichen ihres Lebens. Nach ihrer Ausbildung als Lehrerin wechselte sie mit 21 Jahren in den Journalismus und arbeitete als Redaktorin und Gerichtsreporterin bei der «Berner Zeitung», später beim «Bund». Vier Jahre als Fernsehjournalistin bei der «Rundschau» folgten, bevor sie neun Jahre der «NZZ am Sonntag» als Redaktorin die Treue hielt. Eine unglaublich lange Zeit für eine Frau, die von sich sagt, dass zu viel Routine und Wiederholungen des Immer-Gleichen sie extrem langweilten.

Um so radikaler dann der Bruch: 2016 nahm sie eine berufliche Auszeit, kündigte ihre Wohnung, verschenkte den Grossteil ihrer Habseligkeiten und ging für sieben Monate allein auf Weltreise: «Davon hatte ich schon lange geträumt.»

Schreiben auf Sansibar

Dass der Blanvalet Verlag ihr in dieser Zeit einen höchst lukrativen Vertrag für das Manuskript ihres ersten Milla Nova-Krimis «Blind» anbot, machte ihr Glück perfekt. Der rasant erzählte Kriminalroman mit seinen kurzen Kapiteln und den vielen Cliffhängern liefert tatsächlich viel Spannung. Mit fast 86’000 verkauften Exemplaren war der Erfolg überwältigend. «Die Patientin», das Nachfolgebuch, erschien mitten im ersten Lockdown und fand trotz Ladenschliessungen immer noch 54’000 Käuferinnen und Käufer. «Der Bruder» hat es bisher auf 40’000 gebracht.

Christine Brand hat nach wie vor keine eigene Wohnung. Die meiste Zeit verbringe sie sowieso im Ausland, erzählt sie, wo ihr Sansibar mit seinen Traumstränden und dem wunderbaren Klima besonders ans Herz gewachsen sei. So hat sie denn auch «Der Unbekannte» wieder in kleinen Strandcafés auf Sansibar, der Insel vor der Ostküste Afrikas, geschrieben.

Die 49-jährige Emmentalerin verfügt über eine enorme Schaffenskraft. Abgesehen von ihren Milla-Romanen hat sie im letzten Jahr mit «Bis er gesteht» erstmals eine Art literarischer Krimi vorgelegt, der auf einem wahren Fall einer Kindstötung basiert. Die Resonanz war gross, auch dieses Buch verkaufte sich bestens. Genauso wie die kurz darauf erschienene Sammlung von sechs Kriminalfällen unter dem Titel «Wahre Verbrechen». Am 26. Mai werden ausserdem ihre beiden ersten Romane «Kalte Seelen», und «Stiller Hass», zwei Vorgänger der Milla-Romane, neu aufgelegt.

Wir freuen uns sehr, dass wir die vielbeschäftigte Autorin wenige Tage nach den Vernissagen von «Der Unbekannte» in Bern und Zürich bei uns im «Talk am Puls» begrüssen können. (bl)

Donnerstag, 12. Mai, Café am Puls neben der reformierten Kirche in Zollikerberg. Ab 19 Uhr Barbetrieb, 20 Uhr Talk mit Christine Brand und Barbara Lukesch. Ab 21 Uhr Zeit für Gespräche und einen Schlummertrunk.

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