«Wir wollen nichts über das Knie brechen»

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13. Januar 2023 – Warum lässt sich Zollikon so viel Zeit mit dem Grundsatzentscheid zum provisorischen Gastro-Projekt «Wilder Kaiser» auf der Roswies im Zollikerberg? Patrick Dümmler nimmt Stellung. Er ist im Gemeinderat zuständig für das Ressort Liegenschaften. (13 Kommentare)

13. Januar 2023 – Warum lässt sich Zollikon so viel Zeit mit dem Grundsatzentscheid zum provisorischen Gastro-Projekt «Wilder Kaiser» auf der Roswies im Zollikerberg? Patrick Dümmler nimmt Stellung. Er ist im Gemeinderat zuständig für das Ressort Liegenschaften.

Patrick Dümmler
Patrick Dümmler, Ressortvorsteher Liegenschaften (Foto: zvg)

INTERVIEW: RENE STAUBLI

Herr Dümmler, der Gemeinderat hat dem «Kaiser»-Wirt Christian Krahnstöver noch vor Weihnachten einen Grundsatzentscheid zum Projekt Roswies versprochen. Dann hat er das Traktandum auf den 29. Januar verschoben, auf den 10. Januar zurückverschoben und nun neu auf den 18. Januar angesetzt. Warum dieses Hin und Her?

Das mit dem Hin und Her stimmt so nicht. Es ist richtig, wir wollten im Gemeinderat noch vor Weihnachten über das Thema diskutieren, sind aber aus Zeitgründen nicht dazu gekommen und haben es deshalb auf die Traktandenliste der nächsten regulären Sitzung vom 18. Januar gesetzt – es ist also nur einmal verschoben worden.

Trotzdem: wie kann es sein, dass man ein solches Geschäft nicht schneller behandelt?

Ganz einfach: wegen der Ressourcen des Gemeinderats und anderen Prioritäten. Mir ist schon klar, dass es eine starke Interessengruppe gibt, die das «Kaiser»-Projekt pushen will – da zähle ich auch Ihr Medium dazu. Es geht hier um einen Grundsatzentscheid. Das Entwicklungspotenzial der Roswies ist sicherlich da. Aber es gibt verschiedenste Ansprüche, was mit ihr passieren soll – etwa von Seiten der Genossenschaften, die dort Wohnungen errichten möchten, des Quartiervereins, der die Zentrumsgestaltung im Sinn hat, und des Blumengeschäfts Verdissimo, das eine neue provisorische Bleibe sucht; eine private Pferdehalterin hat ebenfalls Ideen. Der Gemeinderat muss diese Ansprüche sorgfältig gegeneinander abwägen. Wir wollen nichts über das Knie brechen.

Das kann aber auch bedeuten, dass dem Zollikerberg die Chance der «Kaiser»-Zwischennutzung entgeht und stattdessen Zumikon zum Zug kommt…

Ich bin ein wenig überrascht von der Dynamik, die sich innert kürzester Zeit aufgebaut hat. Die Idee wurde im Dezember mündlich an die Liegenschaftenabteilung herangetragen, ein ausgearbeitetes schriftliches Konzept liegt bis heute nicht vor. Wenn wir im Januar darüber entscheiden, kann ich unter Berücksichtigung der Weihnachtsferien keine wahnsinnige Verzögerung erkennen. Da müssen wir uns sicher nichts vorwerfen lassen.

Wird der Gemeinderat am 18. Januar einen Grundsatzentscheid für oder gegen den «Wilden Kaiser» auf der Roswies fällen?

Wir werden grundsätzlich darüber diskutieren, ob eine Zwischennutzung zugelassen werden soll oder nicht. Und wenn Ja, welches oder welche der möglichen Projekte dafür in Frage kommen. Uns geht es vor allem darum, dass wir als Gemeinde die Möglichkeit haben, die Roswies so zu entwickeln, dass die Gesamtbevölkerung mittel- und langfristig davon profitiert. Wenn eine kurzfristige Nutzung diesem Ziel entgegensteht, müssen wir darauf verzichten. Damit nehme ich keinen Entscheid vorweg. Diese Diskussion wird am nächsten Mittwoch stattfinden – mit offenem Ausgang.

Was spricht aus Ihrer Sicht für den fünfjährigen Pilotversuch mit dem «Wilden Kaiser» und was dagegen?

Das Konzept ist durchaus attraktiv. Ich bin schon im Sommer im «Wilden Kaiser» zu Gast gewesen, lange bevor die Diskussion um die Roswies aufgekommen ist. Grundsätzlich habe ich nichts gegen ein solches Projekt. Es gibt jedoch zwei «Aber»: Einerseits geht es um die Verkehrs- und Lärm-Immissionen, gerade im Sommer, wenn die Gäste draussen sitzen; das müssen wir abklären. Und dann könnte es durchaus Interessengruppen geben, die sich nach fünf Jahren für eine Beibehaltung des Projekts stark machen, sodass aus dem Provisorium ein Providurium würde, was eine andere, dauerhafte Nutzung verhindern könnte. Da denke ich insbesondere an die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum.

Dieses Problem könnte man mit einer vertraglich festgelegten Begrenzung der Zwischennutzung auf fünf Jahre regeln.

Schon, aber Sie wissen selber, wie solche Dynamiken dann ablaufen, Stichwort «Globus-Provisorium» in Zürich, wo der Globus schon längst dem Coop Platz gemacht hat. Eine solche Entwicklung wollen wir vermeiden. Wenn eine Zwischennutzung quasi mit Blut unterschrieben und festgelegt würde, dass sich nach fünf Jahren niemand für eine Verlängerung und gegen eine andere Nutzung wehrt, wäre das eine andere Ausgangslage. Aber das kann uns niemand garantieren.

Spielt auch der Aspekt «Strukturerhaltung» eine Rolle? Nimmt der Gemeinderat bei seinem Entscheid Rücksicht auf das benachbarte Restaurant Rosengarten?

Nein, überhaupt nicht. Die beiden Gastro-Unternehmen sind in verschiedenen Segmenten tätig und sprechen einen unterschiedlichen Kundenkreis an. Da gäbe es meiner Meinung nach keinen grossen Konflikt. Und wenn doch, wäre es nicht am Staat, hier einzugreifen. Für uns ist die Entwicklung des Zentrums Zollikerberg entscheidend. Es umfasst grundsätzlich den Gerensaal, den Freizeitdienst und unter Umständen eben auch die Roswies. Wir wollen ein attraktives Zentrum schaffen und uns die Freiheit bewahren, die Roswies mit einzubeziehen oder sie für andere Nutzungen freizugeben.

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Ich wohne zwar in Zumikon, bin aber im Herzen immer noch Zolliker. Es ist tatsächlich eine traurige Entwicklung. Als Wirtesohn beobachte ich mit einer gewissen Nachdenklichkeit die Entwicklung in unserer Gemeinde aber auch in den Gemeinden rund um Zollikon. Man sieht, dass immer mehr Restaurants entweder die Türen schliessen oder ständig mit einem neuen noch besseren Konzept einen Neuanfang wagen wollen…

Und meistens klappt es einfach nicht – sei es aus Ideenlosigkeit oder sei es wegen zu teuren Preisen oder irgendwelchen anderen Hindernissen. So viel sei gesagt: Das Konzept vom «Kaiser»-Wirt ist grossartig. Von der oesterreichischen Gastfreundschaft kann sich so mancher Schweizer Wirt hier in der Umgebung eine ganze Scheibe abschneiden… Da liegen oft einfach nur Welten dazwischen!

Wir haben unsere Besuche in der Zumiker Zwischenlösung jedes Mal von A-Z genossen. Super gutes Essen, eine freundliche Bedienung, ein authentisches Wirte-Team und eine echte Bereicherung für die Gemeinde.

Denn wo sonst kann man in Zumikon noch gemütlich draussen sitzen und das unkomplizierte Beisammensein geniessen? Und das bei einem währschaften Wienerschnitzel inklusive hausgemachtem Kartoffelsalat?

Egal ob in Zumikon oder Zollikon – dieses Gastrokonzept ist eine echte Bereicherung für unsere vergammelte und arrogante Gastrokultur in der Region.

Und sonst kann man es ja so machen wie mit dem Waldhof Guldenen auf der Forch – lassen wir die potenziell verfügbaren Lokalitäten einfach verrotten und warten auf bessere Zeiten… 9 Jahre steht es bereits leer. 2000 wollte sogar Michael Schumacher das Grundstück samt Haus kaufen – wurde aber nichts aus diesen Plänen.

Schade.

Ich wünsche mir mehr Mut von unserer Regionalpolitik und drücke Christian beide Daumen, dass es irgendwo bald klappt.

Freue mich schon jetzt auf das nächste Wienerschnitzel hier in der Region!

Beinahe gebetsmühlenartig haben die heute im Gemeinderat vertretenen Parteien (auch die anderen !) in ihren Legislaturzielen und anlässlich der Podiumsgespräche auch die heutigen Gemeinderäte im vergangenen Frühjahr der Zolliker Bevölkerung mitgeteilt, was sie vorhaben. So wurden explizit erwähnt lebendige Begegnungsorte und endlich ein Zentrum auf dem Zollikerberg.
Die Roswies liegt brach – daneben suchen das Blumengeschäft, der Chramschopf und auch andere Nutzer eine neue Bleibe. Und jetzt kommt zusätzlich noch ein nachweislich erfolgreiches Projekt, das in Zumikon nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch die lokalen Vereine und Gäste aus umliegenden Gemeinden sehr angesprochen hat: ein tolles Restaurant mit einer wunderbaren Küche und grossartigen Gastgebern.
Bekanntlich wurden in Zollikon in den letzten Jahren einige Restaurants geschlossen; Chez Max, Höhe, Riethof und im kommenden Frühjahr schliesst auch die Trichtenhausermühle ihre Pforten – neue kamen keine dazu.
Der Gemeinderat – der auch an der letzten Gemeindeversammlung Aufbruchstimmung vermitteln wollte – hat nun die einmalige Chance, mit einer sinnvollen Zwischennutzung auf der Roswies Restaurant und Blumenladen sowie möglicherweise auch andere Interessenten zusammenzuführen und parallel dazu die weitere Zukunft der Roswies zu planen.
Dem Zollikerberg wäre ein solcher Anfang zu wünschen – Avenir Suisse ist auch Avenir Zollikerberg !

Ich bin vor 14 Jahren aus Zollikon ausgewandert und schau mir die Entwicklung der Gemeinde immer noch gerne an. Leider macht der Gemeinderat immer wieder Entscheide, die an den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei gehenn. Die Argumente gegen etwas Neues spiegeln sich seit Jahren immer wieder im gleichen Schema. Ein mutiger GR müsste etwas mehr nach draussen hören und Entscheide fällen, die ev. in späteren Jahren wieder hinterfragt werden. GR werden für nicht gute Entscheidungen ja auch nie zur Rechenschaft gezogen. Also liebe Gemeinderäte, macht einen mutigen Schritt, und die Bevölkerung wird es ihnen danken!

«Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!»

Dies schrieb der Reformator Ulrich Zwingli am 16. Juni 1529 an den Zürcher Rat. Er wollte die Regierung damit bewegen, ihre zögerliche Haltung aufzugeben und in den Krieg gegen die katholischen Innerschweizer Kantone zu ziehen.

In einen Krieg gegen die Innerschweiz loszuziehen verlangt ja niemand, eine tapfere Zustimmung zu einer sinnvollen Zwischennutzung des Areals würde genügen.

Mich beelendet die ablehnenden Haltung von GR Dümmler. Es geht hier um einen Grundsatzentscheid zu einer Zwischennutzung. Nicht weniger und nicht mehr. Die Argumente des GR sind an den Haaren herbeigezogen und lassen befürchten, dass der bei der Amtsübernahme der Bauabteilung offen und erfrischend anpackend aufgetretene GR Dümmler nun bereits wieder im Fahrwasser des alten Gemeinderats dahin dümpelt. Mich erinnern seine Antworten stark an das unselige Vorgehen des GR bei der Initiative zur Rettung der Försterhütte. Statt positiv eingestellt und mit eigenem Einsatz eine gute Idee oder eine sinnvolles Vorhaben zu unterstützen werden Allerweltsargumente aufgetischt bzw. vorgeschoben, die mit der sachlichen Beurteilung der Grundsatzfrage gar nichts zu tun haben, viel jedoch mit Widerstand gegen Neues und Unkonventionelles. Selbstverständlich müssen die Verkehrs- und Lärmfragen geklärt werden. Ein positiver Grundsatzentscheid kann dies doch einfach voraussetzen. Besonders bedenklich ist jedoch der völlig deplatzierte Hinweis auf das sog. Globusprovisorium bzw. Providurium und die offenkundige Angst vor einer „Dynamik“ (!), wo sich der GR später vielleicht unbequemen Anliegen von „Interessengruppen“ (!), also Bürgern, stellen muss, wenn es dereinst um den großen Wurf einer wünschenswerten und lang ersehnten Zentrumsgestaltung Zollikerberg geht. Folgt man dieser kleinkarierten Logik, dürften in Zollikon zukünftig überhaupt keine Zwischenutzungen mehr möglich sein.
Man kann also nur hoffen, dass der neue GR unter Federführung von Herrn Dümmler rasch wieder auf den Pfad der Tugend zurückfindet und hier rechtzeitig einen richtigen Grundsatzentscheid trifft, der das Prädikat „bürgernah, unkompliziert und mutig“ verdient.

Danke für Ihre Worte Herr Wahlenmayer! Sehe ich genau so! Übrigens auf der Homepage der Gemeinde nachgeschaut. Ich meine Herr Dümmler ist Ressortvorsteher Liegenschaften und nicht Bau.

Warum immer erstmal das Haar in der Suppe suchen, anstatt mal mutig etwas angehen?

Dem kann man nur beipflichten. Verschlafen, wie so vieles. Mal etwas wagen, bitte. Das Risiko mit dem «Restaurant» im neuen Fohrbach ist einiges grösser.

In Zollikon geht Restaurant um Restaurant zu. An der letzten Gemeindeversammlung wurde vom Gemeinderat Aufbruchstimmung vermittelt. Jetzt kommt eine gute Idee und der Gemeinderat scheint schon mal nein zu sagen. Das verstehe ich nicht.

Genau Herr Steiner. In Zumikon sind schon alle zu, bis auf die Pizzeria auf dem Dorfplatz und dann haben wir noch den Tennisclub Zumikon. (sehr empfehlenswert)
In Zollikon ist es die geliebte Trichti die am 26. März ihre Pforten schliesst. Jammerschade.

Zum Gemeinderat, VERHARREN ist seine Devise.

Korrekt. Leider macht Zollikon dieselben Fehler wie fast alle anderen auch. Fällanden, um ein Beispiel zu nennen, in seiner ganzen Hässlichkeit, dient dem Gemeinderat von Zollikon leider nicht als abschreckendes Beispiel

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