«Aufgeben war nie eine Option»

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28. Februar 2023 – Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie so hart getroffen wie die Fitness-Clubs. Das musste auch Misho Farouk vom Tulua-Health Club im Migros-Gebäude im Dorf erfahren. Doch langsam nimmt sein Geschäft Fahrt auf, und er plant Zusatzangebote.

Misho Farouk vom Tulua-Health Club
Misho Farouk vom Tulua-Health Club (Fotos: bl)

Vor gut einem Jahr sollte es in Zollikon endlich losgehen. Das war auch bitter nötig, nachdem die Corona-Pandemie mit dem mehrmonatigen Lockdown Misho Farouk und seinen Tulua-Health Club für rund zwei Jahre brutal ausgebremst und die Eröffnung unendlich lang verzögert hatte.

Diese Erfahrung war ein Schlag für den gebürtigen Ägypter, der mit seinem ersten Geschäft in Thalwil, das er 2006 noch unter dem Namen Pleasure and Pain Health Club eröffnet hatte, eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatte: «Bis zum Beginn der Pandemie lief es so gut, dass mein rund zehnköpfiges Trainer- und Therapeutinnen-Team Schichten von halb sechs Uhr morgens bis abends um neun schieben musste.» Einzelne seien an ihre Grenzen gestossen, weil der Betrieb auch am Samstag und Sonntag auf Hochtouren lief.

Da überlegte Farouk, ob er nicht andernorts einen weiteren Club eröffnen könnte. Freunde, die in Küsnacht und Zollikon wohnen und bis anhin bei ihm in Thalwil trainiert hatten, animierten ihn dazu, ein Lokal an der Goldküste zu suchen.

Ein Club nach eigenen Vorstellungen

Im Migros-Gebäude am Dorfplatz wurde er schliesslich fündig. Die Lage sei ideal, Parkplätze gebe es zur Genüge, erzählt er, und der Raum sei gross und dank der langen Fensterfronten lichtdurchflutet. So unterschrieb er am 19. Dezember 2019 den Vertrag, nahm einen hohen sechsstelligen Betrag in die Hand und liess sich von seinen Architekten einen Club ganz nach seinen Vorstellungen entwerfen.

Ende Oktober 2020 war alles bereit. «Wir fieberten dem Start entgegen», erinnert sich Farouk, doch genau zu diesem Zeitpunkt habe die Pandemie in der Schweiz nochmals zugeschlagen. Weitere vier Monate Lockdown folgten, die Hauptsaison im Herbst 2020 und im ersten Halbjahr 2021 war ruiniert: «Futsch, einfach futsch und zwar in Zollikon und Thalwil gleichermassen.»

In Thalwil habe er immerhin auf eine langjährige Stammkundschaft zählen können, die ihm die Treue gehalten habe. «In Zollikon aber standen wir am Punkt Null und mussten alles von Grund auf aufbauen.» Andere Startups hätten unter solchen Umständen vielleicht aufgegeben, doch Farouk beteuert, dass es diese Option für ihn nie gegeben habe.

Sportler aus Leidenschaft

Der 42-Jährige, der seit 20 Jahren in der Schweiz lebt, bezeichnet den Sport als Leidenschaft, die sein ganzes Leben geprägt habe. Schon als 5-Jähriger sei er geschwommen und habe Leichtathletik betrieben. Als junger Mann lief er wettkampfmässig über 100, 200 und 400 Meter, dazu widmete er sich verschiedenen Kampfsportarten, die er als Basis für jede Art von Sport bezeichnet. Als er sich nach seinem Ökonomie-Studium überlegte, welchen beruflichen Weg er einschlagen sollte, landete er prompt wieder bei seiner alten Leidenschaft: «Ein Fitness-Club war für mich die ideale Kombination.»

Anfangs 2022 konnte er sein Geschäft in Zollikon dann endlich eröffnen. In den ersten Monaten waren die Folgen der Pandemie noch immer spürbar. Die Angst vor Ansteckung habe die Leute nach wie vor belastet und die Zahl der Kunden tief gehalten. Im Januar und Februar, seufzt Farouk, hätten sie höchstens zwei bis drei Prozent des angestrebten Umsatzes erzielt. In Thalwil sei es besser gelaufen; dort hätten sie schnell gegen 30 Prozent des ursprünglichen Volumens erreicht.

Inzwischen läuft es an beiden Orten deutlich besser: In Thalwil sei die Auslastung wieder bei 70 Prozent, in Zollikon liege sie bei 30 bis 40 Prozent. «Damit sind wir natürlich überhaupt noch nicht am Ziel», räumt er ein, «aber wir sind auf einem guten Weg.»

Beeindruckender Optimimus

Der Aufbau einer neuen Filiale erfordere viel Geduld. Momentan würden in Zollikon täglich zwischen fünf und zehn Kunden und Kundinnen betreut. Das Ziel seien 30 pro Tag. Zum Vergleich nennt er die aktuelle Frequenz in Thalwil. Zum Zeitpunkt unseres Interviews – es ist 10 Uhr an einem Dienstagvormittag – seien dort bereits 16 Trainings und drei physiotherapeutische Behandlungen durchgeführt worden. Auch das Wochenende könne in Zollikon noch deutlich zulegen. Erst vor wenigen Tagen habe er seinen ersten Samstag-Einsatz überhaupt als Personal-Trainer an der Goldküste gehabt.

Farouks Optimismus ist beeindruckend. Er sei sich bewusst, dass wir uns momentan zu allem hin auch noch in einer Wirtschaftskrise mit Inflation und gestiegenen Preisen befänden. Dessen ungeachtet plant er verschiedene Zusatzangebote für seine Zolliker Kundschaft. Sobald das Geschäft rund laufe, solle es auch Sportmassagen und physiotherapeutische Behandlungen geben; der Therapieraum sei parat. Überdies werde eine Kältekammer zur Verfügung stehen.

Farouk hat mit seinem Club eine kaufkräftige Klientel im Visier. Eine Stunde Personal Training kostet 200 Franken, wer ein 30er-Abo bucht, zahlt 5100 Franken. Neu wolle er für einen jährlichen Beitrag zwischen 3000 und 3500 Franken auch Mitglieder zulassen, die allein oder nur mit beschränkter Supervision trainieren wollen. Dieses Angebot werde er aber höchstens 50 Personen zugänglich machen, «um die Aura von Diskretion und Individualität nicht zu verwässern».

Dass er seine Clubs neuerdings «Tulua» nennt, kommt nicht von ungefähr: Tulua bedeute so viel wie aufstehen oder sich erheben – also das Gegenteil von aufgeben. (bl)

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