Die leidenschaftliche Meisterköchin

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4. Oktober 2022 – Irmi Szucs kocht unglaublich gerne für Freunde und Angehörige. Von nun an bereichert sie einmal im Monat unsere Rubrik «Zollikon kocht» mit einem speziellen «Irmi-Rezept». Wir schätzen uns glücklich: Herzlich willkommen! (1 Kommentar)

4. Oktober 2022 – Irmi Szucs kocht unglaublich gerne für Freunde und Angehörige. Von nun an bereichert sie einmal im Monat unsere Rubrik «Zollikon kocht» mit einem speziellen «Irmi-Rezept». Wir schätzen uns glücklich: Herzlich willkommen!

Porträt Irmi Szucs
Irmi Szucs mit der Knusper-Sonne von Betty Bossi (Foto: bl)

Die Demonstration der Küchengeräte ist eindrücklich. Der Glaskeramikofen verfügt über einen Dampfabzug, der direkt in die Herdplatten integriert ist. Der Eisschrank ist doppelt so gross wie in «normalen» Wohnungen – auf der einen Seite stehen die festen, auf der anderen die flüssigen Nahrungsmittel. Der Backofen ist multifunktional: Er backt perfekte Kuchen, bietet ausreichend Platz, um selbst den grössten Truthahn unterzubringen, vakuumiert in einer Spezialschublade Fleischstücke und Fische, die aufbewahrt werden sollen, und wärmt in der untersten Schublade Teller. Der raumgreifende Thermomix ist das «absolute Lieblingsgerät» der Köchin, mit dem sie Kuchenteige, Suppen und «das weltbeste Zabaione» zubereitet.

Kochen als Leidenschaft

Irmi Szucs ist in ihrem Element. Die 60jährige Münchnerin, die seit 1990 in der Schweiz und seit 2001 in Zollikon lebt und bis vor kurzem an der Universität Zürich in der Administration tätig war, kocht für ihr Leben gern. Sie strahlt: «Kochen ist meine allergrösste Leidenschaft.» Die Grundlagen dazu haben die «Mama und die Oma» gelegt. Später dann habe sie «learning by doing» betrieben und sich einerseits von Kochbüchern, je länger je mehr aber auch von ihrer Intuition leiten lassen.

2008 tat sie dann den Schritt, der ihre Entwicklung zur Meisterköchin entscheidend voranbringen sollte: Sie trat den «Gastrosophinnen» bei, dem ältesten Kochclub der Schweiz, der Frauen vorbehalten ist. Auf der Website www.gastrosophinnen.ch erfährt man noch etwas mehr über das Zielpublikum: Das sind «Frauen, die Freude am Kochen, am Essen, an schön gedeckten Tischen und am Ausprobieren und Austauschen von Rezepten haben.»

Damit konnte sich Irmi Szucs voll und ganz identifizieren. Seit 2008 ist sie Mitglied des sechsköpfigen Vorstands und mitverantwortlich für das Ressort Events. So plant sie Workshops zu Themen wie Gemüse fermentieren oder mit Blätterteig backen, Kitchenpartys im Parkhotel Vitznau am Vierwaldstättersee oder Kochreisen nach Sylt, während denen sich die Teilnehmerinnen mit Köchen treffen, Kochkurse absolvieren, eine Austernzucht besuchen und – ganz wichtig – gut essen gehen.

Sie selber habe bereits Dutzende von Kochkursen der «Gastrosophinnen» besucht und sich dabei sehr viel Wissen angeeignet. Sei es zum Grillieren, was sie als «Fleischtigerin» natürlich «wahnsinnig gern» mache, sei es zum Zerlegen von Geflügel, dem Auslösen eines Rehrückens oder dem Filetieren von Fisch: «Man kann mir hinlegen, was man will, ich zerkleinere alles, und zwar professionell.»

Drei Tage in der Küche

Wenn sie Gäste hat, dreht Irmi Szucs richtig auf. Zweimal pro Jahr lädt sie acht bis zehn Personen zu sich nach Hause ein und verwöhnt diese Runde von A bis Z. Dann wälzt sie als Erstes Kochbücher und wählt ein Menu aus. Im Herbst könne das beispielsweise ein Thanksgiving Menu sein mit einem Truthahn als Höhepunkt.

Das Apérogebäck von den Parmesankeksen bis zu den Grissini stellt sie – Ehrensache! –  selber her. Danach reicht sie einen gemischten Salat und eine Kartoffelsuppe mit Mandeln. Den Truthahn, den sie jeweils am Markt am Bürkliplatz kauft, füllt sie mit Brät, Marroni oder Pilzen und gönnt ihm dann reichliche vier Stunden im Backofen. Auch die Crème Brulée, der Rüebli-Ingwer-Kuchen und die Mousse au Chocolat sind selbstverständlich hausgemacht.

Den zeitlichen Aufwand für einen solchen Festschmaus beziffert sie auf einen Tag zum Einkaufen und drei Tage zum Kochen. Am Tag selber ist es ihr dann noch ein besonderes Anliegen, passendes Geschirr auszuwählen, ihren Tisch schön zu decken und mit Blumen und farblich abgestimmten Servietten zu dekorieren. Sie bekomme jeweils viele Komplimente für ihr Essen, und Gäste, die regelmässig auf Besuch seien, wüssten inzwischen, dass sie am Tag der Einladung besser nichts essen, bevor sie bei Irmi dann zuschlagen.

Bodenständiger Alltag

Im Alltag geht es auch bei ihr wesentlich bodenständiger zu. Auf das Frühstück verzichte sie als Anhängerin des Intervallfastens ganz. Gegen Mittag gebe es dann vielleicht einen Toast mit Avocado und Tomaten. Und abends koche sie beispielsweise einen grossen Topf Hühnersuppe mit viel Gemüse, die sie auch einfrieren könne. Was sie auch liebe, sei die ungarische Nationalspeise Pörkölt, ein Gulasch, das sie mit einer speziellen Würzpaste aromatisiere. Dazu brauche es Wadenfleisch vom Rind, das sie vorbestellen müsse. Ausserdem müsse das Gericht zwei bis drei Stunden schmoren, erst dann gelinge es wirklich: «Ich bin eine Langköchin», lacht sie, «die viel Geduld hat.» Die Beziehung zur ungarischen Küche verdankt sie ihrem Mann, dessen Vater 1956 aus Budapest in die Schweiz kam.

Was sie fast noch mehr liebe, seien englische Spezialitäten. Sie sei «Royalistin», erzählt sie begeistert, und habe gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer 28-jährigen Tochter dem 70 Jahr-Thronjubiläum der Queen beigewohnt. Kurz vor diesem Festtag habe sie englische Sandwiches zubereitet und ihren Bürokolleginnen mitgebracht: weisses Toastbrot, ohne Rinde, belegt mit marinierten Gurken, Eiercrème oder Lachs und dann in kleine Dreiecke geschnitten. Als die Queen dann im September leider gestorben sei, habe sie zum Geburtstag ihrer Tochter wenige Tage danach Scones, die mit Puderzucker bestäubten englischen Küchlein, belegt mit clotted cream, einer Art Crème Fraîche, und Erdbeermarmelade oder Lemon Curd, zubereitet: «Zu Ehren der Königin.» Sie lacht: «Das sind natürlich Spinnereien, aber die machen mir Freude.»

Früchte? «Nein danke!»

Gar keine Freude hat sie an Früchten. Fragt man sie, was sie nicht esse, kommt die Antwort prompt: «Jede Art von Früchten.» Ihre Ablehnung ist so radikal, dass sie Handschuhe tragen muss, wenn sie ihrem Mann wieder einmal seinen geliebten gedeckten Apfelkuchen backt oder Orangenkonfitüre kocht. Wenn ihre Tochter sich einen Smoothie mixt, bestehend aus püriertem Obst, muss sie die dazu benötigten Utensilien zweimal gründlich abwaschen, bevor sie wieder in den Schrank dürfen. Das sei «extrem», sie wisse es. Erklären könne sie es sich nur damit, dass ihre Mutter sie mit Bananen und Erdbeeren aufzupäppeln versucht habe, als sie über drei Monate vor Termin mit gerade einmal 1800 Gramm Körpergewicht zur Welt gekommen sei. Doch schon als Kleinkind habe sie offenbar jede Frucht ausgespuckt. Sie seufzt: «Ein Widerwillen, der mir geblieben ist.»

Das sei aber letztlich kein Problem, schliesslich gebe es ja tausend andere Gerichte, die sie liebend gern koche. Sie räumt ein, dass sie nach Rezepten koche, die sie allerdings oft nach eigenen Ideen variiere. Über die Jahre hat sie sich eine Sammlung von 200 Kochbüchern zugelegt.

Ein Umzug zwang sie dann allerdings auszumisten, und so trennte sie sich von 150, die sie dem Brocki überliess, und beschränkte sich auf diejenigen, die ihr wirklich viel bedeuten: alles von Spitzenköchin Tanja Grandits, deren israelisch-britischen Kollegen Yotam Ottolenghi oder dem deutschen Gastronomen Alfons Schuhbeck. Dazu aber auch die unverwüstlichen Betty Bossi-Bücher, die man dank ihren spiralförmigen Ringen am Rücken sofort erkennt: «Darin hat’s regelrechte Lieblingsrezepte von mir», schwärmt sie, und holt das «Apéro & Fingerfood»-Bändchen aus der Küche, in dem sie die «Knusper-Sonne» aus Blätterteig aufschlägt: «Ein Hingucker, den alle lieben.» (bl)

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Ja das ist Irmi! Begeisterungsfähig und immer voll bei der Sache. Ein Gewinn sie zu kennen, ein Gewinn für die Gastrosophinnen..

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

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