Die wilde Schlucht zum Creux du Van

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Edwin van der Geest: «Der Grand Canyon der Schweiz ist ein Leckerbissen, besonders zu Fuss. Wer Glück hat, sieht in der spektakulären Felsenarena sogar Steinwild. Wer keines sieht, kann sich in der Chocolaterie Jacot in Noiraigue schadlos halten.»

Heute bin ich mit Bettina unterwegs. Wir haben viel zu besprechen und finden im Büro nicht die Musse dazu. Also wandern und diskutieren wir. Sechs Stunden inklusive kurzer Pausen. Beim Abschied in Neuchâtel sind wir mehr als zufrieden – aber alles der Reihe nach. 

Die Route ist gut markiert – «Creux du Van» steht auf dem Wanderschild am Bahnhof Boudry. Ein paar Meter Asphalt hinunter zum Fluss, dann biegen wir schon auf den Wanderweg ein. Jetzt einfach dem Wasser nach oben folgen …

Boudry – der Blick zur Schlucht
Boudry – der Blick zur Schlucht

Wenig später markiert ein kleiner Tunnel, dass es eng wird. Wir können zwar meist gut nebeneinander gehen, aber stellenweise gibt die Schlucht das nicht her. Es riecht herrlich nach frischen Blättern, und hin und wieder spritzt etwas Gischt auf meine Nase. Erste Fotostopps – das ist wunderschön hier! Später folgen pittoreske Brücklein, dann ziehen ausgewaschene Felsenbäder unsere Aufmerksamkeit auf sich. Am besten überzeugt ihr Euch selbst:

Impressionen… 4 Fotos nacheinander ohne Legende
Schöner Weg entlang des Baches
Impressionen… 4 Fotos nacheinander ohne Legende
Natur pur
Impressionen… 4 Fotos nacheinander ohne Legende
Hier muss man sich bücken, um den Felsen zu umrunden
Impressionen… 4 Fotos nacheinander ohne Legende
Malerisches Brücklein

Nach einer guten Stunde öffnet sich das Gelände, und wir passieren Champ du Moulin (mit Bahnhof etwas weiter oben am Hang). Das Weidland ist jedoch nur eine Anekdote in diesem unwegsamen Gelände, bald verengt sich das Tal wieder. Es folgt erneut eine eindrückliche Schlucht-Passage entlang dem tosenden Wasser. Beim engsten Teil verlässt unsere Route den Fluss, und wir folgen nun den Schildern durch den Wald zur «Ferme Robert». Das Ausflugsrestaurant liegt am Fuss des Creux du Van auf einer flachen Lichtung und ist per Auto erreichbar. An diesem bewölkten Freitag ist glücklicherweise kaum einer da. Immerhin ist die Beiz offen, und es gibt einen Kaffee.

Das Forellen-Hotel ist heute zu. Im Hintergrund sehen wir erstmals den Creux du Van
Das Forellen-Hotel ist heute zu. Im Hintergrund sehen wir erstmals den Creux du Van
Weitere Schluchterlebnisse
Weitere Schluchterlebnisse

Vor uns baut sich die eindrückliche Wand auf, im Halbkreis legt sie sich wie ein schützender Arm um den Talkessel. Mehrere Wege stehen zur Auswahl, um über die südliche Seitenflanke auf die bis zu 150 Meter hohe Mauer zu gelangen. Sie führen alle durch den Wald und sind etwa gleich lang. 

Die Steigung ist knackig, der Pfad aber immer breiter als angenommen. Schwierigkeiten gibt es keine, aber es wird ziemlich warm, die Schweisstropfen kullern nur so über meine Nasenspitze. Genau jetzt ruft ein Klient zum Conf Call … zum Glück gibt es die Mute-Taste :-). Wenig später erreicht der Bettina-Edwin-Express die Gratkante. Voller Freude setzen wir uns nach getaner Arbeit ein paar Hundert Meter weiter auf den Rand des grausligen Abgrunds. Ein paar Selfies sind jetzt angezeigt.

Creux du Van
Creux du Van

Inzwischen tropfen die ersten Vorboten der nächsten Schlechtwetterfront auf unser Gesicht. Wir lassen uns die Freude nicht verderben und ziehen mit montierten Anoraks weiter zum anderen Ende des Creux du Van. Was für ein Spektakel! Und das alles frei zugänglich, ohne Abschrankungen, Sicherheitsnetze und Eintrittsgebühr! Man stelle sich vor, man wäre hier in den USA – unvorstellbar. Nur für die weidenden Tiere haben die Bauern ein Mäuerchen aufgestapelt. 

Leider ist heute nicht wirklich Fotowetter, darum poste ich unterhalb dieses Beitrags zwei Links zu den Fotos von Fotografen, die bei besserem Wetter und zu anderen Tageszeiten hier waren.

Die Wand ohne Schutzwand…
Die Wand ohne Schutzwand…

Nach einem letzten Blick in die Tiefe steigen wir schliesslich über die nördliche Seitenflanke in das Val de Travers ab und mäandern den Wald hinunter nach Noiraigue. Ich bedaure, kein Steinwild (es soll hier viel geben) gesehen zu haben, was den Genuss noch erhöht hätte. 

Aber dann führt mich Bettina in Noiraigue zur Chocolaterie Jacot, die mit wunderbaren Spezialitäten punktet. Das hätte ich hier nicht erwartet! Ich kaufe mit Freude ein und ärgere mich nicht darüber, dass der stündliche Bummelzug gerade durchgerauscht ist und die Dorfbeiz renoviert wird. Doch der Bahnhofkiosk serviert auch ein Bier – und natürlich wandert auch ein Fläschchen Grüne Fee (Absinthe) als Souvenir aus dem Val de Travers in den Rucksack.

Probieren lohnt sich!
Probieren lohnt sich!

Anreise: ÖV nach Boudry und von Noiraigue zurück.

Anforderung: 20,5 km, 1135 m aufwärts, 897 m abwärts, 6 ¾ Stunden (Edwin ist immer ein bisschen schneller unterwegs ;-).

Route: PDF von SchweizMobil

Foto-Links: Creux du Van 1, Creux du Van-2

Edwin van der Geest

Der Zolliker Edwin van der Geest ist ein begeisterter Wanderer. Er beschreibt in dieser Kolumne jeden Monat eine seiner Lieblingstouren.

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