Die «Zukunftskonferenz» 2007 und ihre Ergebnisse

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10. März 2022 – Vor 15 Jahren organisierte der Gemeinderat eine «Zukunftskonferenz», um heraus­zu­finden, was sich die Bevölkerung wünscht. Sie träumte von einem lebendigen Ortskern, von einer Forchstrasse als Boulevard, von einer gestalteten Seeanlage und von Zollikon als nachhaltiger «Energiestadt». Was ist aus diesen Träumen geworden?

Collage 4 Zukunftsprojekte
Davon träumt Zollikon (Collage: rs)

Die Zukunftskonferenz fand im März 2007 im Gemeindesaal statt. Rund 160 Zollikerinnen und Zolliker diskutierten lebhaft über ihren Wohnort und entwarfen Visionen (der Schreibende war auch dabei). Wie euphorisch und ambitioniert die Teilnehmenden waren, lässt sich dem Protokoll entnehmen: «Mit Fantasie und Kreativität stellte man sich vor, was es braucht, damit Zollikon in zehn Jahren zum Modellfall wird, der schweizweit in allen Aspekten des Lebens und Arbeitens als Vorbild dient.»

Zollikon als «schweizweites Vorbild in zehn Jahren» – das wäre 2017 gewesen.

Am Folgeanlass, der «Ergebniskonferenz», präsentierten ein halbes Jahr später zehn Arbeitsgruppen ihre Resultate. Zunächst wurden die Stärken Zollikons benannt: Gute Verkehrsanbindung, Stadtnähe, schöne Anlässe wie die Chilbi oder das Grümpi, hohe Qualität der Schulen, Naturnähe, tiefer Steuerfuss, schöne Seebadi.

Dann ging es um die Schwächen: Zu wenig bezahlbare Wohnungen, kein richtiger Dorfkern mit Begegnungszentrum, eine marode Seepromenade, fehlendes Ökokonzept der Gemeinde, störender Durchgangsverkehr auf dem Zollikerberg.

Projekt 1: Dorfkern

Die Arbeitsgruppe «Dorfkern» konstatierte, dass dieser seine Rolle als Orts- und Begegnungs­zentrum nur teilweise erfülle; es komme kein «Piazza-Gefühl» auf. Gefordert wurde unter anderem eine «verkehrsberuhigte Zone» mit Erweiterung des Dorfplatzes bis zum Restaurant «Trube».

Die Übungsanlage sah vor, dass sich der Gemeinderat zu den Vorschlägen der Arbeitsgruppen äussern sollte. Zum Dorfkern liess er verlauten, es gehe «nicht nur um eine Neugestaltung des Platzes, sondern um den ganzen Strassenraum von der Rotfluhstrasse bis zur Bergstrasse», also um den ganz grossen Wurf. Das tönte ziemlich vielversprechend.

Projekt 2: «Boulevard Forchstrasse»

Die Arbeitsgruppe «Boulevard Forchstrasse» bat die Gemeinde, die nötigen Schritte zu unter­nehmen, «damit die Forchbahn in absehbarer Frist im Bereich Zollikerberg unter die Erde verlegt wird». Die Trennung der Quartiere durch Strasse und Bahn werde von den AnwohnerInnen als grosser Nachteil für die Wohnqualität und als latentes Unfallrisiko empfunden.

Der Gemeinderat teilte mit, er setze sich beim Zürcher Verkehrsverbund und dem Kanton «vehement für die Interessen der Bevölkerung von Zollikerberg ein».

Projekt 3: Seeanlage

Obwohl Zollikon am See liege, werde es von den EinwohnerInnen nicht als Seegemeinde wahrgenommen, konstatierte die Arbeitsgruppe «Siedlungsentwicklung». Der Seezugang werde lediglich punktuell genützt – bei der Seebadi und bei der Grünanlage des Alters- und Pflegeheims. Die Gruppe forderte, den öffentlichen Uferbereich zu einem «attraktiven Erholungsraum» aufzuwerten.

Der Gemeinderat sagte, er bringe den Ideen zur Aufwertung des Seeufers «grosse Sympathien entgegen». Er werde im Rahmen der Finanzplanung entscheiden, «ob und welche Projekte in nächster Zeit realisiert werden können».

Projekt 4: «Energiestadt»

Auch die Arbeitsgruppe «Ökologie» formulierte klare Ziele: «Wir wollen, dass die Bevölkerung von Zollikon für ökologische Themen – z.B. Klimaerwärmung, Energieverbrauch, Umweltschutz, Schonung der Ressourcen – sensibilisiert wird und die persönliche Handlungsweise überdenkt.» Zollikon solle wie (damals) 140 andere Gemeinden in der Schweiz zur «Energiestadt» werden.

Der Gemeinderat teilte mit, ein «konkreter Massnahmekatalog» liege bereits vor.

«Wichtige Impulse für die Entwicklung»

Gemäss Protokoll erfüllten die Zukunfts- und die Ergebniskonferenz die Hoffnungen und Erwartungen des Gemeinderats vollumfänglich. Sie hätten «wichtige Impulse für die künftige Entwicklung Zollikons» gebracht. Der gemeinsame Prozess sei «ein grossartiger Erfolg». Die Anliegen und Ideen würden ernst genommen, versprach der Gemeinderat. Die Bevölkerung werde «laufend über Planungsprojekte informiert und frühzeitig in wichtige Entwicklungsprozesse mit einbezogen».

15 Jahre später fragt man sich: Warum sind all diese Projekte auf der Strecke geblieben? Um diese Frage dreht sich unsere Serie, die auch als politische Bilanz des Zolliker Gemeinderats 2018–2022 gelesen werden kann. (rs)

Zukunftskonferenz 2007
«Zukunftskonferenz» 2007 (Foto: Gemeinde)

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Super Idee! Bin sehr gespannt auf die weiteren Teile dieser Serie – und auf die Erklärungen der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, weshalb sie die Hoffnungen der engagierten Bürgerinnen und Bürger derart masslos enttäuschten.

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