Ein Kaiser aus Österreich belebt die Schweiz
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29. Januar 2025 – Christian Krahnstöver ist ein Gastronom, der für Aufsehen sorgt. Er liebt Pop-ups und wirtet derzeit im Stäfner «Frohberg» (neu «Landliebe»), nachdem er zuletzt den «Wilden Kaiser» in der «Trichti» im Zollikerberg geführt hat.

Kaum bin ich um kurz nach 7 Uhr auf den Beinen, trifft auch schon die erste Bestellung von zwei kleinen Gästen ein: mein Sohn und meine Tochter wünschen sich eine heisse Schoki, er ein Nutellabrot, sie ein Sauerteigbrot mit Frischkäse und beide eine Znüni-Box mit frischem Gemüse und einem Sandwich. Nicht alles supergesund, aber das muss es auch nicht sein.
Um 8 Uhr verlassen die Kinder das Haus, dann setze ich mich mit meiner Frau Nicole zusammen, wir trinken den ersten Kaffee und frühstücken. Gleichzeitig besprechen wir, was an dem Tag ansteht, wo der Schuh drückt, wer wo wann ist und beispielsweise die Kinder von der Schule abholen kann.
Nici ist zuständig für unser Restaurant in Egg, den «Wilden Kaiser Wia z`Haus». Ich kümmere mich momentan intensiver als auch schon um die «Wienzeile» am Zähringerplatz in Zürich, weil wir dort noch keinen Geschäftsführer haben. Dazu hält uns natürlich die «Landliebe Frohberg» auf Trab, unsere neueste Errungenschaft, die wir erst kürzlich eröffnet haben.
Um 10 Uhr starten wir einen Videocall mit Christina, meiner Assistentin, und Markus, dem Geschäftsführer der «Landliebe». Dabei geht es in erster Linie darum, dass wir uns hören und spüren, wie es allen geht. Natürlich reden wir auch über die Herausforderungen des Tages, über Liefer-Engpässe, Material-Engpässe oder Mitarbeiter-Engpässe, wenn jemand ausfällt, weil er krank ist.
Nach rund einer Dreiviertelstunde mache ich mich auf den Weg zur «Wienzeile». Weil ich ein wunderbares Team habe, kann ich es bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer etwas gemächlicher angehen. Es muss eine gute, geeignete Person sein, die zu uns passt.
Abgesehen davon arbeite ich zur Zeit aktiv mit im Service. Das geniesse ich, weil ich in diesen Stunden so gut abschalten kann wie sonst nie. Ich muss mich nur auf eine Aufgabe, meine Rolle als Gastgeber, konzentrieren statt ständig zehn Anliegen gleichzeitig zu verfolgen, die via Mail, Telefon, SMS oder persönliches Gespräch an mich herangetragen werden.
In der «Wienzeile» haben wir abends rund 100 Gäste; das ist viel. Aber es ist eine wirklich schöne Community mit zahlreichen Stammgästen, Alt und Jung aus allen Schichten, einige VIPs, Werbeleute zum Beispiel, die bei uns – supersimpel – ein Wiener Schnitzel verzehren. Mittags ist die Belegung schwankend, mal 30 Leute, mal 60. Anschliessend stelle ich mit der Küche die Mahlzeit zusammen, die wir als Social Media-Post fotografieren und in die Welt schicken. Das ist dann das Gericht, mit dem auch ich mich selber verköstige.
Von 13.45 bis 15.30 Uhr verfüge ich über ein Zeitfenster, in dem ich verschiedene Termine wahrnehme, online oder auch persönlich. Dabei geht’s um die Gesamtunternehmung. Ich kontaktiere beispielsweise Wein- oder Gemüselieferanten, bestelle Verbrauchsmaterial wie Papierservietten oder führe Vorstellungsgespräche mit Kandidaten.
In der Mehrzahl der Fälle bin ich es, der unsere Kinder, 7- und 11-jährig, um 15.40 Uhr von der Schule abholt. Wir stellen uns daheim ein z’Vieri zusammen, Früchte und manchmal auch ein kaltes Plättli. Falls nötig schaue ich mir dann ihre Hausaufgaben an.
Meine Frau verlässt gegen 17 Uhr das Haus Richtung Egg, ich muss um 18 Uhr los, um pünktlich in der «Wienzeile» zu sein. Von Dienstag bis Samstag haben wir für diese Abendstunden eine Nanny. Mein Aufenthalt in Zürich dauert sicher bis 22 Uhr, sind noch irgendwelche wichtigen Gäste vor Ort oder Leute, die ich persönlich kenne, tratschen wir manchmal auch noch länger. Solange wir das «Beisl 2.0» in der Trichtenhauser Mühle hatten, bin ich auf dem Heimweg dort vorbei und habe noch schnell nach dem Rechten geschaut. Danach habe ich meine Frau kontaktiert und gefragt, ob sie noch irgendetwas brauche.
Um 23.30 Uhr habe ich mich spätestens auf den Heimweg gemacht und unserer Nanny telefonisch mitgeteilt, dass ich sie in wenigen Minuten abhole und dann nach Hause fahre. In der Regel schaffe ich es, um Mitternacht zuhause zu sein. Dann ist auch meine Frau da. Feierabend! Gemeinsam geniessen wir noch ein gut gereiftes Stück Käse, einen Trüffelbrie, einen schönen Kräuter- oder einen Heukäse. Ein Glas Weisswein dazu. Traumhaft. Brot gibt’s nicht, keine Kohlehydrate zu so später Stunde. Um 1 Uhr gehen wir ins Bett. Meistens jedenfalls.
Samstags darf ich ausschlafen. Länger als bis 9 Uhr halte ich es allerdings nicht aus in den Federn. Schliesslich ist Familientag, und wir kochen jeweils gemeinsam. Das ist ein Ritual, das ich liebe, weil ich leidenschaftlich gern selber am Herd stehe.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)
«Talk am Puls»: Donnerstag, 6. Februar, im Café am Puls im reformierten Kirchgemeindehaus Zollikerberg. Die Bar öffnet um 19 Uhr, der Talk beginnt um 19.30 Uhr. Anschliessend gemütliches Beisammensein bei Getränken und Kuchen. Gastgeber ist Pfarrer Simon Gebs.