«Ich finde Technik so etwas Furchtbares»

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28. Dezember 2022 – Die 87-jährige Karin Jacobs stammt aus Templin in der Uckermark, derselben Stadt, aus der auch Alt-Kanzlerin Angela Merkel kommt. Sie wohnt seit 12 Jahren in Zollikon. Vorher hat sie mit ihrem vor sechs Jahren verstorbenen Mann in New York und Paris gelebt.

Karin Jacobs mit ihrem Hund
Karin Jacobs mit Hund (Foto: zvg)

Karin Jacobs, was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?

Frieden.

Was haben Sie dieses Jahr neu gelernt?

Wenn ich es mir so überlege, eigentlich gar nichts. Wobei: Ich habe in einer Gruppe von zehn sympathischen Frauen neue Tanzschritte gelernt. Wir treffen uns regelmässig, die Leiterin spielt laute Musik und tanzt uns etwas vor, zum Beispiel Twist. Wir tanzen es nach und schwingen möglichst graziös mit den Armen.  

Woran sind Sie gescheitert?

Ich hatte aus Spass angefangen, Spanisch zu lernen. Ich war ja sehr oft in Südamerika, konnte die Sprache schon ein wenig. Aber im Kurs hat es nicht geklappt mit meinen Hörgeräten. Es war eine grosse Klasse, und ich habe die Leute oft nicht verstanden, und mir war es zu blöd, immer nachzufragen. Dann wurde der Kurs online gestellt, und da habe ich gesagt, nein, das mache ich nicht.

Was wollen Sie nächstes Jahr unbedingt lernen?

Vielleicht mit den elektronischen Geräten besser klarzukommen? Aber da müsste ich mir jemanden nehmen, und ich wüsste nicht wen. Ob es dann hinhauen würde, weiss ich auch nicht, ich habe keine Geduld für sowas. Ich finde Technik so etwas Furchtbares. Wenn ich all die Leute sehe, auf der Strasse, auf der Treppe, im Bus, überall starren alle aufs Handy – ich hasse diese Dinger!

Welchen Namen dürfte man einem Kind niemals geben?

Das weiss ich nicht. Ich habe keine Kinder und beschäftige mich deshalb auch nicht mit dem Thema.

Erzählen Sie uns einen guten Witz! 

Ich könnte nur einen ganz unanständigen Witz erzählen, aber das tue ich jetzt nicht. Im Übrigen verstehe ich sowieso keine Witze.

Was war das Beste an Ihren Eltern?

Meinen Vater habe ich kaum gekannt, er ist im Krieg erschossen worden. Meine Mutter war prima, die hat alles mitgemacht und war immer lustig. Sie liess sich auch nicht die Laune verderben, als wir im Krieg von Templin in die Heide flüchten und bei Verwandten wohnen mussten. Die dachten, wir bringen Geschenke mit, aber wir haben uns nur einquartiert, und da war es mit der Freundschaft schnell vorbei.  

Welches Tier wären Sie gern im nächsten Leben? 

Ein Vogel.

Welche Hunderasse finden Sie altmodisch?

Dackel.

Welches Ereignis hat Ihnen im letzten Jahr Tränen in die Augen getrieben? 

Der Krieg, weil ich ihn ja seinerzeit selbst erlebt habe. Die Zustände in der Ukraine, die armen Frauen und Kinder, die da frieren und hungern, die tun mir sehr leid.

Wann und unter welchen Umständen schmeckt Ihnen das Essen am besten?

Immer.

Was war Ihr letzter grosser Irrtum?

Von Irrtümern bin ich eigentlich immer verschont geblieben. Was mir dazu am ehesten in den Sinn kommt: Ich wäre nach all den Jahren in Paris lieber nach Hamburg gezogen, weil ich das Wasser und Norddeutschland liebe. Aber mein Mann hat gesagt: «Wir sind keine Deutschen mehr.» Wir mussten ja die deutsche Staatsbürgerschaft aufgeben, als wir uns in den USA einbürgern liessen. Ausserdem hatten wir Freunde in der Schweiz, und mein Mann hatte seine Firma hier. Heute bin ich froh, dass wir uns so entschieden haben. Ich möchte nicht in Deutschland leben.

Was war das grösste Risiko, das Sie je in Ihrem Leben eingegangen sind?

Ich hatte immer so ein schönes Leben und musste nie Risiken eingehen. Als mein Mann nach New York versetzt wurde, habe ich den Umzug nicht als Risiko empfunden, ganz im Gegenteil, da habe ich «Hurra» geschrien!

Was würden Sie mit einem Millionengewinn im Lotto machen? 

Ich würde das Geld armen Leuten verschenken, zum Beispiel in Afrika.

Wie verhalten Sie sich gegenüber einem Bettler oder einer Bettlerin? 

Das kommt darauf an. Wenn mich jemand auf der Strasse anspricht und Geld verlangt, gehe ich einfach weiter. Wenn ich aber einen armen Menschen sehe, der wirklich nichts hat und Unterstützung braucht, dann gebe ich gerne etwas.

Zu welcher Musik tanzen Sie am liebsten? 

Tango!

Wie wichtig ist Ihnen ein rauschender Jahreswechsel? 

Früher sehr, heute nicht mehr. Ich lebe alleine, habe keine Kinder, was soll ich da an einem rauschenden Fest? Es guckt mich ja eh keiner mehr an.

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