«Ich möchte unsere Mitgliederzahl verdoppeln»

3 KOMMENTARE

6. März 2025 – Die GLP Zollikon legt das Präsidium in die Hände der 29-jährigen Umweltingenieurin Nicole Wächter*. Welche Pläne hat die junge Frau, welche politischen Ziele sind ihr wichtig und wie will sie der Partei wieder zu frischem Wind und mehr engagierten Mitgliedern verhelfen? (3 Kommentare)

6. März 2025 – Die GLP Zollikon legt das Präsidium in die Hände der 29-jährigen Umweltingenieurin Nicole Wächter*. Welche Pläne hat die junge Frau, welche politischen Ziele sind ihr wichtig und wie will sie der Partei wieder zu frischem Wind und mehr engagierten Mitgliedern verhelfen?

Nicole Wächter, die neue GLP-Präsidentin (Fotos: zVg und ZN)
Nicole Wächter, die neue GLP-Präsidentin (Fotos: zVg und ZN)

VON BARBARA LUKESCH

Nicole Wächter, bisher haben drei Männer das Präsidium der GLP Zollikon geführt: Die Gemeinderäte Sascha Ullmann und Dorian Selz sowie das RGPK-Mitglied Arno Hold. Jetzt übernehmen Sie dieses Amt. Ziehen Sie sich da nicht sehr grosse Schuhe an?

In grossen Schuhen kann ich auch neues Potenzial für die GLP erschliessen, es eröffnen sich neue Wege, die ich als grosse Chance betrachte.

Dennoch: Bisher sassen drei Personen zusammen, drei Köpfe dachten mit. Wie wollen Sie als politisch relativ unerfahrene Einzelperson dagegenhalten?

Als erstes sollte man klarstellen, dass Dorian, Sascha und Arno das Präsidium im November 2023 in einer Art Notlage übernommen haben. Die GLP Küsnacht und Zollikon hatten sich getrennt, und es brauchte schnell eine Lösung. Da es in dem Moment niemanden bei uns gab, der das Präsidium übernehmen wollte, haben die drei Hand geboten zu dieser Übergangslösung.

Was war denn mit Ihnen?

Ich habe mir bereits damals überlegt, als Präsidentin zu kandidieren, aber es fehlten mir die zeitlichen Ressourcen. Ich studierte noch in Chur, was nicht vereinbar mit dem Amt gewesen wäre. Ab diesem Semester beschränkt sich mein Studium auf die Masterarbeit, die ich von daheim aus schreiben kann. Damit hatte ich genügend Kapazitäten, um mich stärker für die GLP zu engagieren.

Setzen Sie sich nicht einem enormen Druck aus: hier der Studienabschluss, da Ihre 40 Prozent-Erwerbsarbeit, dazu alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes und nun noch Parteipräsidentin?

Ich spüre keinen Druck. Mein Job bei der Non Profit-Organisation «Task 53», die zur International Energy Agency gehört, ist extrem cool und macht mir Spass. Das Mamasein macht mir ebenfalls Spass. Dazu ist eines der wichtigsten Ziele, das ich als GLP-Präsidentin anstrebe, dass sich politisches Engagement mit Familienpflichten vereinbaren lässt. Alleinerziehende Mütter, aber auch Elternpaare sollen Rahmenbedingungen vorfinden, die es ihnen erlauben, an der lokalen Politik teilzunehmen.

Haben Sie da schon konkrete Ideen?

Events wie der Dialogabend, den der Gemeinderat erstmals am 9. April um 19.30 Uhr durchführen wird, sollten mindestens eine halbe Stunde früher angesetzt werden. Ausserdem sollte eine Spielecke eingerichtet werden, damit auch Personen mit Kindern an einen solchen Anlass kommen können, ohne vorher Betreuungsprobleme lösen zu müssen. Auch unsere Vorstandssitzungen möchte ich flexibler gestalten: warum nicht einmal am Nachmittag bei einer Person daheim oder im Sommer auf dem Spielplatz zusammenkommen, wo wir unsere Söhne und Töchter mitnehmen können?

Welchen anderen politischen Themen werden Sie als neugewählte Parteipräsidentin Ihre Aufmerksamkeit schenken?

Meiner Meinung nach kann man weder eine Partei noch das Präsidium im Alleingang führen. Deshalb habe ich bereits ein erstesmal den neuen Anlass «Politics & Drinks» veranstaltet, den ich wie einen Workshop aufgezogen habe, um die Bedürfnisse, Wünsche und politischen Ziele unserer Mitglieder abzuholen. Nur mit diesem Wissen im Hinterkopf kann ich auch entscheiden, wohin unser Weg gehen soll. Zentrale Themen, die an diesem Anlass erwähnt wurden, sind die Verkehrssituation in der Gemeinde, konkret Velowege und Tempo 30er-Zonen, erneuerbare Energie beispielsweise in Form von Fotovoltaik-Anlagen auf allen gemeindeeigenen Häusern, und Familienverträglichkeit der Lokalpolitik.

Wie wollen Sie diese Erkenntnisse in konkrete Politik umsetzen?

Ich plane weitere Treffen mit unseren Mitgliedern, um wieder workshopartig Massnahmenpakete und Strategien zu erarbeiten und daraus konkrete Aktivitäten abzuleiten. Mir liegt viel daran, die Partei als Ganzes einzubinden. Wir sind ja eine Gemeinschaft.

Wie wollen Sie die Bevölkerung für GLP-Themen wie Energiewende oder Velosicherheit sensibilisieren?

Etwas, was gross in meiner politischen Agenda steht, sind Infoabende und Anlässe zu Themen, die alle etwas angehen. Beispielsweise die Stromrechnung. Dazu möchte ich gern eine Veranstaltung machen, an der es um folgende Fragen geht: Wie setzt sich unser Strom zusammen? Wieviel erneuerbare Energie steckt drin? Wofür genau bezahlen wir was? Ich bin überzeugt, dass die meisten Leute diese Fragen nicht beantworten können.

Alle Zolliker Parteien haben für die «ZollikerNews» ihre Ziele für die Legislatur 2022 bis 2026 aufgeschrieben. Die GLP gab unter anderem an, sie wolle mehr altersgerechte Wohnungen an zentraler Lage und eine Tagesschule. Sie wollte sich für bezahlbare Wohnungen einsetzen und kündigte ein Projekt an, um junge Leute zur Mitgestaltung der Gemeinde zu bewegen. Was haben Sie in den letzten drei Jahren erreicht?

(zögert) Da ist tatsächlich vieles unerledigt geblieben und braucht noch mehr Zeit. Was aktuell in der GLP höchste Priorität hat, ist die Verhinderung der Deponie auf dem Zollikerberg. Dieses Thema berührt zahlreiche Anliegen wie Grundwasser-, Pflanzen- und Tierschutz, aber auch Erhaltung grüner Naherholungsgebiete für die Bevölkerung, die zur DNA unserer Partei gehören. Entsprechend gross ist auch unser Engagement.

Hoher Stellenwert für Nicole Wächter: Pflanzenschutz
Hoher Stellenwert für Nicole Wächter: Pflanzenschutz

In Ihrem Parteiprogramm stösst man auf etliche Politfloskeln, etwa zum Dorfkern, wo die GLP schreibt:  «Das Beugi-Areal wollen wir in einem partizipativen Prozess zur Stärkung des Ortskerns Zollikon-Dorf für die Öffentlichkeit nachhaltig entwickeln.» Passiert ist – nichts. Wie erklären Sie das Ihren Wählerinnen und Wählern?

Ich denke, es war für unsere Partei in der aktuellen Situation schwierig, bei einem Dossier wie dem Beugi-Areal gross etwas zu bewegen. Es war unseren Co-Präsidenten nicht bewusst, dass sie als Gemeinderat beziehungsweise Behördenmitglied nicht mehr frei agieren können.

Es ist ja bekannt, dass die Gemeinden, aber auch Parteien zunehmend Mühe haben, Personal für ihre Ämter beziehungsweise für lokalpolitisches Engagement zu finden. Wie sieht das bei Ihnen innerhalb der Partei aus?

Mein Ziel ist es, mindestens 30, lieber noch 50 neue Mitglieder zu gewinnen. Auch deshalb werde ich mich sehr dafür einsetzen, mehr attraktive Veranstaltungen mit einem Mehrwert für ein breites Publikum durchzuführen. Podien beispielsweise, an denen zwei Fachleute ein aktuelles politisches Thema wie jetzt die Fernwärme diskutieren und damit so etwas wie Aufklärung betreiben. Wer weiss denn schon genau, was sich hinter diesem abstrakten Begriff versteckt? Am Rande eines solchen Events entscheidet sich der eine oder die andere dann vielleicht auch, Mitglied der GLP zu werden.

Andere Ideen?

Ich möchte mehr Transparenz unserer Parteipolitik. So könnte ich mir vorstellen, unsere Vorstandssitzungen für alle Parteimitglieder zu öffnen. Alle sind willkommen, können zuhören, sich aber auch einbringen, wobei natürlich die Entscheidungskompetenz beim Vorstand bliebe. Was ich mir auch wünsche, ist eine Vergrösserung der Mitgliederversammlungen. Bis jetzt sind wir eine kleine Gruppe; mit 20 Leuten wäre ich schon sehr zufrieden.

Warum nehmen Sie all diese Arbeit und Anstrengungen, die das Amt der Präsidentin mit sich bringt, auf sich?

Weil ich hier lebe, und es wichtig finde, diesem Ort Sorge zu tragen, damit auch mein Sohn und meine Enkelkinder eines Tages den gleichen Wohlstand erleben können wie wir.

*Nicole Wächter ist 29 Jahre alt. Sie hat einen Bachelor als Umweltingenieurin und schreibt zur Zeit ihre Masterarbeit in Business Administration mit der Vertiefung Sustainable Business Development. Sie bekleidet einen 40 Prozent-Job im Bereich erneuerbare Energien. Ihr Sohn ist sieben Jahre und besucht die erste Klasse im Schulhaus Rüterwis.

Wenn Sie unseren wöchentlichen Gratis-Newsletter erhalten möchten, können Sie sich gerne hier anmelden.

3 KOMMENTARE

Nicole ist eine besonders sonnige Persönlichkeit: ich wünsche ihr gutes Gelingen in diesem neuen Bereich! Ich freue mich, dass Nicole solch ein spannendes Interview gleich zu Anfang Ihres Parteivorsitzes realisieren durfte! Wie bereits im Titel klar ist: Nicole ist ambitioniert und möchte für ihre Gemeinde als junge Frau einen zusätzlichen und frischen Gesichtspunkt einbringen – das wird für alle Kollegen spannend und auch für die Bewohner dieser schönen Zürcher Gemeinde, die Nicole für ihr unglaubliches Engagement unterstützen sollten.

Wow, starke Ziele für Zollikon! Und wenn nicht Nicole, wer dann ;), bin unendlich stolz auf dich und was du bis jetzt alles erreicht hast, macht weiter so!!

Ich durfte als Nicht-Mitglied eine Versammlung miterleben und an einem Abend reinschnuppern. Nicole hat eine unglaublich positive Macher-Energie und kommuniziert authentisch und offen. Ich erkenne bei ihr tatsächlich die Chance, unter ihrer Leitung eine Partei zu erleben, die nicht das übliche nichtssagende Politgebrabbel vom Stapel lässt. Sie bringt definitiv frischen Wind und ich wünsche ihr, dass sie nicht ausgebremst wird.

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 × eins =

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht