Laut Statistik jede Woche ein Einbruch

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20. Februar 2023 – Kürzlich meldete die Kantonspolizei, Einbrecher hätten in Zollikon Bargeld, Schmuck und Uhren im Wert von rund 20’000 Franken entwendet. Das wirft Fragen auf: Wie häufig wird in Zollikon eingebrochen? Und was kann man dagegen tun?

Peter Zimmermann und Marco Wyss
Der Zolliker Polizeichef Peter Zimmermann (links) und sein Stellvertreter Marco Wyss (Foto: rs)

Laut Medienmitteilung wuchteten die Einbrecher im Schutz der Dunkelheit die Terrassentür eines Einfamilienhauses auf, durchsuchten es und flüchteten nach dem dreisten Diebstahl unentdeckt.

Das Vorgehen ist typisch. Die meisten Einbrüche finden gemäss Statistik in der Winterzeit zwischen 16 und 21 Uhr statt. Das sei auch in Zollikon so, sagen Polizeichef Peter Zimmermann und sein Stellvertreter Marco Wyss. Geschäfte und Büros würden eher in der Nacht heimgesucht.

Statistik Einbrüche in Zollikon
Einbruch-Statistik Zollikon

In Zollikon wurden im Jahr 2021 insgesamt 54 Einbrüche und 13 Einbruchsversuche registriert. Die Zahlen für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor, aber die beiden Polizisten rechnen «mit einem moderaten Anstieg auf das Niveau vor Corona». Die nahe liegende Erklärung für den zwischenzeitlichen Tiefstand: Viele Menschen waren im Homeoffice, in den Wohnungen brannte Licht – schlechte Voraussetzungen, um unbemerkt einzusteigen. Dass die Einbrüche seit 2018 insgesamt merklich zurückgegangen sind, führen Zimmermann und Wyss auf verschiedene Faktoren zurück: «Seltenere Täterschaft aus dem Ausland wegen Reisebeschränkungen, besserer Häuserschutz durch Alarmanlagen, verbreitete Videoüberwachung, mehr Tür- und Fenstersicherungen.»

Goldküste ist kein «Hotspot»

Wider Erwarten sind die Goldküsten-Gemeinden keine «Hotspots» für Einbrecher. Laut Bundesamt für Statistik werden im Bezirk Meilen jährlich 3 ½ Einbrüche pro 1000 EinwohnerInnen registriert. In der Stadt Zürich sind es mehr als doppelt so viele. Allerdings habe es in Zollikon im vergangenen Jahr wieder eine ganze Reihe gescheiterter Einbrüche gegeben, räumt Zimmermann ein. Die Diebe seien gestört oder von Alarmanlagen verjagt worden.

«Der typische Einbrecher ist ein Fluchttier», sagt der Polizeichef, «wird er gestört, sucht er sofort das Weite.» Professionelle Einbrecher benötigten manchmal nur wenige Minuten für ihre Tat, fügt sein Stellvertreter hinzu: «Sie brechen ein, gehen zielstrebig ins Bad, wo oft der Schmuck liegt, und ins Schlafzimmer, wo sie ebenso oft zu Recht grössere Mengen Bargeld vermuten. Sie bedienen sich – und weg sind sie.» Die schnelle Vorgehensweise mache es schwer, Einbrecher dingfest zu machen. Die Aufklärungsquote liegt denn auch bei weniger als 20 Prozent.

Im Fokus der Diebe: Mehrfamilienhäuser

Gibt es Strassenzüge im Dorf und auf dem Berg, wo besonders häufig eingebrochen wird? Die Polizisten verneinen das. Überraschenderweise werden nicht primär Einfamilienhäuser heimgesucht, wo eine grössere Beute zu erwarten wäre, sondern schlecht gesicherte Mehrfamilienhäuser. Analog zum Kanton entfallen rund 80 Prozent der Zolliker Einbrüche auf diesen Häusertyp.

Schwachstellen für Einbrüche bei Mehrfamilienhöusern
Schwachpunkte bei Mehrfamilienhäusern (Grafik: Verein Sicheres Wohnen Schweiz)

In einer Publikation des Vereins «Sicheres Wohnen Schweiz» werden die häufigsten Angriffspunkte von Mehrfamilienhäusern aufgelistet:

Die Diebe kommen bei offener Türe gerne durchs Treppenhaus und brechen anschliessend Wohnungstüren auf (rote Punkte), sie mögen ungesicherte Kellerfenster (orange), gehen an die Briefkästen (gelb), steigen durch Seiteneingänge wie Velokeller ein (hellgrün) oder klettern (auch mal via Abfallcontainer, dunkelgrün) über Balkone in Parterre-Wohnungen (blau).

Um ihnen das Handwerk zu legen, führen die Polizeikorps verschiedener Kantone seit einigen Jahren die «Aktion Indue» durch. Von Oktober bis Februar werden schwerpunktmässige Überwachungen und Kontrollen an Orten durchgeführt, wo sich Einbrüche häufen. Zimmermann: «Nicht selten kommen dann in Kofferräumen von Autos mit ausländischen Nummernschildern Einbruchswerkzeuge zum Vorschein.»

Weniger Brutalität

Die gute Nachricht ist, dass die Ära der brutalen Schlafzimmer-Räuber fürs Erste vorbei zu sein scheint. Im März 2016 verurteilte das Bezirksgericht Dietikon einen damals 36-jährigen Täter zu vier Jahren Gefängnis, der Hausbewohner im Schlaf überfallen und ausgeraubt hatte. Weitere viereinhalb Jahre erhielt er für ähnliche Taten in Holland. Seither hat es keine vergleichbaren Verbrechen mehr gegeben.

Die Zolliker Bevölkerung sei dennoch gut beraten, gewisse Vorsichtsmassnahmen zu beachten, sagen Zimmermann und Wyss: «Haus- und Wohnungstüren immer abschliessen; Fenster und Balkontüren nicht offen oder gekippt lassen, bei Abwesenheit nicht alle Lichter ausschalten und keine Hinweise auf Abwesenheit geben, beispielsweise mit einem überquellenden Briefkasten.»

Es gibt ausserdem eine ganze Reihe von Publikationen zum Thema, z.B. «Riegel vor – 7 Tipps, wie Sie Ihr Heim gegen Einbruch schützen sollten», «Einbruch – was nun?» oder «Gegen Einbruch kann man sich schützen». Die Zürcher Kantonspolizei bietet überdies eine «kostenlose, unabhängige und kompetente Sicherheitsberatung» vor Ort an. (rs)

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