Nebengeräusche im Kinosaal

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Barbara Lukesch: «Wir lieben das Kino, das richtige Kino mit grossen Leinwänden, am besten noch mit Samtvorhängen und geräumigen Foyers. Netflix & Co. sind für uns keine Alternative. Fast jede Woche schauen wir uns einen Film an – nicht immer ungestört. (2 Kommentare)

Es bereitet uns Vergnügen, in die Stadt zu fahren und Lebensgeschichten wie «Ferrari», Kriminalfilme, Psychothriller oder auch mal eine richtig gute Komödie wie «Fack ju Göhte» zu sehen. Schön ist eigentlich auch, dass wir dieses Hobby mit anderen Menschen teilen können, niederschwellig, unkompliziert. Gemeinsam lachen oder sich ein paar Tränen abwischen. Das verbindet doch. Eigentlich. Denn mit der Gesellschaft anderer ist das mitunter so eine Sache.

Lassen Sie mich zwei Situationen aus der jüngsten Vergangenheit schildern: Im Kino Riffraff wurde das Biopic über die Sängerin Joan Baez «I am a noise» gezeigt. Der Saal war proppenvoll – etwas, was man nur noch selten in den Zürcher Studiokinos erlebt. Unter den Zuschauenden waren sehr viele ältere Menschen, wahrscheinlich Fans der inzwischen auch schon 83-jährigen Künstlerin.

Neben mir sass ein altes Paar. Währenddem Werbung gezeigt wurde, sprach der Mann ununterbrochen mit seiner Partnerin, kein Problem. Daran änderte sich auch während den Vorfilmen nichts, was mich schon leicht nervte, weil ich Vorfilme über alles liebe. Böses schwante mir dann allerdings, als er seine Ausführungen auch mit dem Beginn des Hauptfilms ungebremst fortsetzte. Was tun? Sofort intervenieren? Darauf hoffen, dass jemand anderes die Kraft aufbringt und den störenden Redefluss stoppt? Warten, bis sich das Problem von alleine löst?

Als nichts Hilfreiches geschah, platzte mir der Kragen, und ich bat meinen Nachbarn so höflich wie möglich, doch nun einmal Ruhe zu geben; es sei im Kino so üblich, dass man während der Vorführung schweigt. Er warf mir einen strafenden Blick zu; auch seine Begleiterin drehte sich zu mir und bedachte mich mit stummer Empörung. Diese Reaktion ist völlig normal; kein Mensch, den man im Kino oder Theater auffordert still zu sein, hat Freude an dieser Massregelung. Auch ich bin nach einer solchen Intervention für einige Minuten innerlich leicht aufgebracht. Egal – Hauptsache der andere nervt nicht länger. Hätte ich nichts gesagt, wäre der Kinoabend im Eimer gewesen.

Zwei, drei Wochen später sahen wir uns den Film «Shayda» im kleinen Saal des Piccadilly an, wo man auf engstem Raum wie in einer Art Wohnzimmer beisammensitzt. Das Drama über eine iranische Frau, die mit ihrer kleinen Tochter Zuflucht in einem Frauenhaus in Australien sucht, ist ein stiller Film, der einen nicht kaltlässt. Gleichwohl holte ein junges Paar direkt neben uns mit den ersten Szenen eine riesige Zellophantüte Popcorn aus dem Rucksack und begann sich einigermassen ungeniert damit zu verpflegen – knister, knister, knister.

Zwei Frauen in der vorderen Reihe wendeten sich demonstrativ den Essern zu und guckten sehr böse. Ergebnislos. Das Geknister ging weiter. Diesmal war es mein Mann, dem der Geduldsfaden riss; er forderte ultimativ Ruhe. Erfolgreich. Gut eine Stunde hielt der Frieden an; dann mochten sich die beiden offenbar nicht mehr zurückhalten und knisterten weiter. Diesmal mochte mein Mann nicht nochmal einschreiten; die Rolle des Meckerers ist ja auch wirklich nicht das, was man sich für einen angenehmen Feierabend wünscht.

Die beiden Frauen sprachen uns nach dem Verlassen des Kinos an. Sie seien ratlos und fragten sich, wie sich jemand in Gegenwart anderer so respektlos verhalten könne. Wir fragten uns beim Bier, warum sie nicht interveniert hatten. Es fällt nicht allen leicht, sich im Kino bei Störenfrieden unbeliebt zu machen.»

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Diese unbestritten störenden Beobachtungen werden noch getoppt durch warmes Essen z.B. im Lunchkino.. zwar nicht verboten, aber rücksichtslos. Uebrigens auch voll daneben in Tram und Forchbahn!!

Oh, da leide ich mit euch. Zu den Höhepunkten eines Kinobesuchs gehört auch das Paar, bei dem (meistens) der Mann der Frau erklärt, was sich jetzt grad auf der Leinwand abspielt. Wenn die beiden währenddessen noch ungerührt vor sich hin knistern, wär’s das mit dem angenehmen Feierabend wohl gewesen…

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