«Unsere Gesellschaft braucht mutige Menschen»

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30. Dezember 2022 – Pascal Marquard hat sein Amt als katholischer Pfarrer in Zollikon im August 2020 angetreten. Er hält Gottesdienste in der Dreifaltigkeitskirche im Dorf, in der Kirche St. Michael Zollikerberg und in der Kapelle Bruder Klaus in Zumikon. Insgesamt betreut er rund 4500 Gläubige.

Pfarrer Pascal Marquard
Pfarrer Pascal Marquard (Foto: rs)

Pascal Marquard, was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?

Ein Ende des Krieges in der Ukraine und dass die Menschen dort ihr Leben selber bestimmen können. Dass die Schutzsuchenden aus der Ukraine in ihre Heimat zurückkehren und eine prosperierende Zukunft aufbauen können. Ich wünsche mir, dass die Flüchtlinge (auch aus anderen Welt-Gegenden) Wohlwollen und Wärme erfahren. Wir haben viele einsame Menschen hier in unserer Pfarrei. Für diese wünsche ich mir mehr Begegnung und Wertschätzung. Junge Familien sind oft hin und her gerissen zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Für sie wünsche ich mir eine gute Portion Gelassenheit und die nötige Distanz, die Prioritäten richtig zu setzen. 

Was haben Sie dieses Jahr neu gelernt?

Je tiefer ich die Dorfgemeinschaft kennenlernen darf, umso bunter wird mein Bild von ihr. Ich muss Zeit vor Ort verbringen, nicht nur die «Arbeitszeit», um die Menschen besser zu verstehen, ihre Nöte und Ängste, aber auch ihre Stärken und Freuden zu teilen. 

Woran sind Sie gescheitert?

Wir setzen viel daran, Crashs zu vermeiden. Manchmal muss man unterschiedliche Meinungen aushalten, denn man kann Spannungen nicht wie Probleme einfach lösen. 

Was wollen Sie nächstes Jahr unbedingt lernen?

Die Dringlichkeit in der Frage irritiert mich… Das eine oder andere persönliche Ziel gibt es schon, welches ich nächstes Jahr umsetzen möchte. Ich bin aber einfach froh und dankbar für meine Aufgabe, an diesem Ort, mit diesen Menschen, in dieser Zeit. Bei mir verläuft kein Tag wie der andere. Das hält mich wach. 

Welchen Namen dürfte man einem Kind niemals geben?

Superkalifragilistikexpialigetisch.

Erzählen Sie uns einen guten Witz! 

Der Pfarrer zur Haushälterin: «Legen Sie mir bitte für Sonntag ein frisches Hemd und eine alte Predigt raus.» – Der Witz ist natürlich aus der Zeit gefallen: Ich habe keine Haushälterin, und die Hemden wasche ich selber. Bleibt die Frage nach der Predigt: Bezug zur Gegenwart ist ein Muss. Aber es gibt natürlich auch Zeitloses in dem, was mir wichtig ist und was ich zu verkündigen versuche. 

Was war das Beste an Ihren Eltern?

Sie haben mich stets geliebt. 

Welches Tier wären Sie gern im nächsten Leben? 

Vielleicht ein Maulwurf. Die tauchen auf, wo man sie nicht erwartet, sie lockern das Erdreich und düngen es zugleich. 

Welche Hunderasse finden Sie altmodisch?

Haustiere haben für viele Menschen eine sehr grosse Bedeutung. Sie können nicht altmodisch sein. 

Welches Ereignis hat Ihnen im letzten Jahr Tränen in die Augen getrieben? 

Wenn Erlebtes mit dem Wort Gottes zu-fällig zusammenfällt und ich denke: Dieses Wort kam jetzt genau richtig. So etwas kann mich unglaublich berühren. 

Wann und unter welchen Umständen schmeckt Ihnen das Essen am besten?

Wenn ich Hunger habe, und wenn ich den Moment mit lieben Menschen teilen kann. 

Was war Ihr letzter grosser Irrtum?

Es ist mir schon passiert, dass ich Bittsteller im Pfarrhaus für falsche Fünfziger gehalten habe und dann das Gegenteil entdeckte. Das ist sehr beschämend, das kann ich mir fast nicht verzeihen. 

Was war das grösste Risiko, das Sie je in Ihrem Leben eingegangen sind?

Ich spreche lieber von Mut als von Risiko. Mutig ist für mich, wer sich für seine Ideale und Werte einsetzt und bereit ist, alle Konsequenzen zu tragen, welche ihm daraus erwachsen. Unsere Gesellschaft braucht – in diesem Sinne – viele mutige Menschen. Ob ich dazu gehöre, müssen andere beurteilen. 

Was würden Sie mit einem Millionengewinn im Lotto machen? 

Es ist eine Aufgabe wie jede andere. Darüber denke ich nach, wenn es soweit ist. 

Wie verhalten Sie sich gegenüber einem Bettler? 

Ich höre ihm zu, nehme Anteil an seiner Not. Wer Hunger hat, bekommt etwas, wer Rat sucht ebenso. 

Zu welcher Musik tanzen Sie am liebsten? 

Zu Hits aus den 70ern und 80ern.  

Wie wichtig ist Ihnen ein rauschender Jahreswechsel? 

Überhaupt nicht. Ich schlief die letzten Jahre jeweils. Schliesslich habe ich am 1. Januar Dienst. 😊

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