Viel Vorfreude, aber auch etliche Bedenken

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16. Februar 2022 – Der Bundesrat hat das Ende der Pandemie ausgerufen und eine «Blitzöffnung» beschlossen. Wir haben einige Frauen und Männer in Zollikon gefragt, was das bei ihnen für Gefühle auslöst und wie sie mit der neuen Freiheit umgehen werden.

Läden, Restaurants, Kulturbetriebe, öffentliche Gebäude und Veranstaltungen sind wieder ohne Maske und Zertifikat zugänglich. Es gibt keine Einschränkungen mehr für private Treffen und keine Maskenpflicht mehr am Arbeitsplatz.

Auf dieser Basis haben wir drei Fragen gestellt:

1. Worauf freuen Sie sich am meisten?
2. An welchen Schutzmassnahmen halten Sie fest?
3. Welche Befürchtungen treiben Sie nach wie vor um?

Regula Vogt wird im Mai 89 Jahre alt. Sie arbeitet noch immer als Schneiderin und wohnt in Zollikon.

Porträt Regula Vogt
Regula Vogt

1. Ich freue mich darauf, dass man die Maske nicht mehr bei jeder Gelegenheit tragen muss.

2. Ich werde weiterhin eine Maske tragen, wenn ich am Schulhaus vorbeigehe und die vielen Kinder herausstürmen – oder wenn ich unterwegs bin und es viele Leute hat. Auch in den Einkaufsläden werde ich weiterhin die Maske aufsetzen, auch wenn es nicht mehr vorgeschrieben ist.

3. Wir wissen ja nicht, was auf uns zukommt, es könnte weitere Mutationen geben, und dann müsste man wieder in die Isolation und sich erneut impfen lassen. Das möchte ich kein viertes Mal tun müssen, denn man hat eben doch immer Nebenwirkungen.

Ferry Hermida (43) arbeitet als Primarlehrer in Männedorf, ist Präsident des SC Zollikon und wohnt im Zollikerberg.

Porträt Ferry Hermida
Ferry Hermida

1. Ich würde mich freuen, wenn die Aufhebung dieser Massnahmen gleichbedeutend mit einer Verbesserung im gesundheitlichen Bereich wäre. Das hiesse, wir können uns privat und auch im Fussball wieder ein bisschen freier bewegen.

2. Ich werde weiterhin eher vorsichtig sein. Im Beruf werde ich mich natürlich an die empfohlenen Hygienemassnahmen halten und weiterhin eine Maske tragen. Mir scheint das als Primarlehrer mit vielen Kontakten zu Erwachsenen und Kindern wichtig, insbesondere, weil ich leider auch einige weniger angenehme Situationen miterlebt habe.

3. Es könnte bei dieser schnellen Öffnung gerade im Fussball mit den engen Umkleidekabinen erneut zu grösseren Ansteckungen kommen. Im letzten Jahr konnte praktisch normal Fussball gespielt werden, weil das Virus einigermassen unter Kontrolle war. Es wäre sehr schade, wenn die Aufhebung der Massnahmen dazu führen würde, dass Trainings und Spiele wieder abgesagt werden müssten.

Monika Sutter (52) ist Inhaberin des Geschäfts «fein & fine» beim Restaurant Rössli in Zollikon und wohnt in Küsnacht.

Porträt Monika Sutter
Monika Sutter

1. Ich freue mich am meisten, dass der Tagesablauf wieder ungezwungener wird –  vor allem auch für Menschen, die sozial isoliert waren, Hilfe gebraucht hätten und nicht auf eine Familie oder Freunde zählen konnten. Ich hoffe auch, dass es für das Spitalpersonal nun endlich eine Entspannung gibt.

2. Im öffentlichen Verkehr werde ich weiterhin eine Maske tragen. Meine Geschäftspartnerin Manuela Gassmann und ich haben auch diskutiert, wie wir es diesbezüglich in unserem kleinen Laden halten wollen, in dem man sich doch sehr nahe kommt. Auch wenn die Maskenpflicht beim Einkaufen nun fällt, werden wir als Team vorläufig die Masken anbehalten und zunächst abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

3. Wir sind Unternehmerinnen – wenn bei uns jemand an Covid erkrankt, dann wäre womöglich der Laden zu. Längere Ausfälle können wir uns nicht leisten. Am meisten Respekt habe ich nach wie vor vor Long Covid; ich habe zwei Bekannte, die sehr darunter leiden. Wie viele Menschen hoffe ich, dass keine neue, gefährliche Virusmutation auftaucht. Ausgestanden ist die Pandemie wohl noch nicht ganz.

Balthasar Leuzinger (61) ist Facharzt für innere Medizin mit eigener Praxis in Erlenbach und wohnt in Zollikon.

Porträt Balthasar Leuzinger
Balthasar Leuzinger

1. Ich freue mich darauf, dass wir uns wieder ungezwungen begegnen können und das Sozialleben endlich wieder Fahrt aufnimmt.

2. Die Schutzmassnahme, an der ich festhalte, ist die Impfempfehlung. Als Arzt fordere ich alle auf, sich impfen zu lassen, damit sie nicht in eine Long Covid-Situation hineinrasseln. Ungeimpft zu bleiben, ist ein Poker sondergleichen. Auf die Masken können wir meiner Meinung nach hingegen getrost verzichten.

3. Meine Befürchtung: im schlimmsten Fall könnte eine Virusmutante auftauchen, die auch bei Geimpften wieder schwere Krankheitsverläufe verursacht. Dann müssten alle Massnahmen wieder neu überdacht und angepasst werden. Aber bis dahin sollen Gesunde auf Masken verzichten, so dass möglichst viele Personen einen grossen Pool an verschiedenartigen Antikörpern aufbauen können. Unser Immunsystem ist täglich am Lernen, das darf man nicht vergessen!

Umfrage des «Tages-Anzeigers»

Kurz nach der Medienkonferenz des Bundesrats, um 14.30 Uhr, fragte der «Tages-Anzeiger» seine Leserschaft online, was sie zur grossen Öffnung meine. Eine Stunde später hatten sich bereits mehr als 10’000 Personen geäussert. Die Bedenken überwogen:

Umfrage TA
TA-Umfrage, Stand 15.30 Uhr

(rs)

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