«Wir haben eine Massenvermehrung»

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6. Februar 2023 – Letzthin, auf einem Spaziergang, fielen uns auf der Rüterwis die vielen braunen Haufen auf der Wiese auf. Sind da Maulwürfe am Werk?, fragten wir uns. Der Bio-Bauer Felix Wirz vom Zollikerberg belehrte uns eines besseren: Schermäuse, auch Wühlmäuse genannt, treiben wieder einmal ihr Unwesen. (1 Kommentar)

6. Februar 2023 – Letzthin, auf einem Spaziergang, fielen uns auf der Rüterwis die vielen braunen Haufen auf der Wiese auf. Sind da Maulwürfe am Werk?, fragten wir uns. Der Bio-Bauer Felix Wirz vom Zollikerberg belehrte uns eines besseren: Schermäuse, auch Wühlmäuse genannt, treiben wieder einmal ihr Unwesen.

Haufen von Schermäusen auf Wiese
Maulwürfe @work? Nein, schädliche Schermäuse (Foto: rs)

«Der Haufen des Maulwurfs ist wie ein Vulkan gebaut: ein Kegel und unten dran ein senkrechter Kanal», erklärt Felix Wirz. Ausserdem ist der «Aushub» recht grobkörnig. Die Schermaus schaufelt die Erde seitlich weg und macht flachere Häufchen.

Der Maulwurf kommt in Zollikon recht selten vor. Kein Wunder, hat er doch pro Jahr nur 1 bis 2 Würfe mit 1 bis 10 Jungen. Ganz anders die Schermaus, die sich mit 5 bis 6 Würfen à 2 bis 8 Jungtieren sprunghaft vermehrt. «Alle sechs, sieben Jahre gibt es eine Massenvermehrung, und die haben wir jetzt», konstatiert Wirz.

Schermaus
Schermaus (Foto: wiki)

Auf einer Hektare (10’000 m2) können dann gut und gern 400 Schermäuse zugange sein. Angesichts der reich gedeckten Tafel vermehrt sich auch die Zahl der Mäusebussarde und Milane. Der Fuchs profitiert ebenfalls. Er sei «zwar nicht auf Mäuse spezialisiert», sagt Wirz, «aber er frisst jedes Jahr eine Grundmenge.»

Nach der Massenvermehrung bricht die Mäuse-Population dann innert kürzester Zeit zusammen. Oft durch irgendeine Seuche, die den Bestand dezimiert. Der abrupte Nahrungsrückgang reguliert auch die Bestände der Raubvögel. Nachher bauen sich die Mäusefamilien langsam wieder auf. «Warum es bei den Schermäusen diesen regelmässigen Zyklus gibt, weiss man nicht genau.»

Nützlicher Maulwurf, schädliche Schermaus

Der blinde Maulwurf ist ein reiner Fleischfresser, der sich von Regenwürmern, Engerlingen, Insektenlarven und anderen Kleinlebewesen ernährt. Zur Freude der Bauern belüftet er mit seinen Tunnels den Boden. Die scharfsichtige Schermaus hingegen richtet innerhalb kurzer Zeit massive Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen an, beispielsweise im Obstbau, wo sie insbesondere die Wurzeln junger Bäume annagt. «Da muss man mit der Bekämpfung wirklich dran bleiben, sonst ist der Zug abgefahren», weiss Wirz aus eigener Erfahrung.

Eine seiner wichtigsten Strategien in der Mäusebekämpfung sei die Förderung der natürlichen Feinde: Hecken und Asthaufen bieten Wiesel und anderen Kleinjägern Unterschlupf. Die kleinen Helfer halten die Mäuse einigermassen in Schach. Den Rest besorgen moderne Fallen, in denen die Schermäuse «mit 99,9%iger Sicherheit erschlagen werden». Andere Landwirte bevorzugen sogenannte Mausvergaser mit Motoren, deren Abgase sie in die unterirdischen Gänge leiten. Oder Giftköder, was für einen Biobauern natürlich nicht in Frage kommt.

Maulwurf
Maulwurf (Foto: Wiki)

Sympathisch macht den Maulwurf überdies, dass er so gerne gräbt und die ganze Arbeit auf sich nimmt. Entsprechend ausgeprägt sind seine schaufelartigen Vorderglieder mit den starken Krallen. Der schlechter ausgerüsteten Schermaus ist die Wühlerei zu anstrengend. «Sie übernimmt lieber den fertigen Bau eines Maulwurfs oder einer Feldmaus, wenn einer zur Verfügung steht.» So oder so überwintert sie etwa 30 Zentimeter unter der Erde. 80 bis 90 Prozent der Population überleben, und dann geht’s im Frühling mit der Fresserei so richtig los.  

Der im Zollikerberg wohnhafte Wirz betreibt in Steinmaur im Zürcher Unterland einen 7,5 Hektaren umfassenden Kleinbetrieb mit 500 Hoch- und 300 Halbstammbäumen. Er produziert Verwertungsobst für die Mosterei und einen Edeldestillateur, der Schnäpse im Premium-Segment brennt. «Es ist eine knappe Existenz», räumt er ein, «aber ich arbeite ja auch noch beim kantonalen Strassenverkehrsamt.»

Rings um den Betrieb, den er seit drei Jahren alleine führt, gibt es nur Ackerkulturen. «Die Mäuse haben das nicht gern, weil der Bauer mit seinem Pflug alles ‹zunderobsi› macht.» Deshalb habe er eine viel kleinere Zuwanderung von Schermäusen, als wenn sein Kulturland von Wiesen umgeben wäre.

In Durchschnittsjahren fängt Wirz dennoch rund zwei Dutzend Schermäuse. In einem Jahr mit Massenvermehrung, wie wir es jetzt erleben, sind es bis zu 80 Stück. (rs)

So funktionieren die Mausefallen

Biobauer Felix Wirz
Bio-Bauer Felix Wirz im Frühling vor seinen Obstbäumen (Foto: zvg)

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Da staunte ich täglich – und freute mich – über die emsigen Maulwürfe entlang der Autostrasse zum Rumensee … Es sind Schermäuse!
Vielen Dank für den informativen Bericht,
Franziska Schläpfer, mit Waldmäusen im Keller und Garten.

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