Wie aus Freunden Feinde wurden

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Ursula Zangger: «Im Jahr 1848 war die Welt noch eine andere. Zwar hatte der älteste Sohn einer Bauernfamilie die Hoffnung und das Anrecht, den elterlichen Hof zu übernehmen. Aber Jakob Furrer, der nichts lieber als Bauer bleiben wollte in Wald im Zürcher Oberland, dieser Jakob (…)

Im Jahr 1848 war die Welt noch eine andere. Zwar hatte der älteste Sohn einer Bauernfamilie die Hoffnung und das Anrecht, den elterlichen Hof zu übernehmen. Aber Jakob Furrer, der nichts lieber als Bauer bleiben wollte in Wald im Zürcher Oberland, dieser Jakob, lebens- und hoffnungsfroh, verliebte sich trotz seiner ärmlichen Herkunft in die Tochter einer besseren Familie und geriet in arge Schwierigkeiten.

Denn sein früherer bester Freund, Balthasar Bodmer, wollte Susanna für sich. So wurde Bodmer zu Jakobs erbittertem Feind. Damit beginnt eine gnadenlose Verfolgung. Jakob flüchtet erst nach Aussersihl in Zürich, dort findet er Arbeit auf dem Bau. Er lernt das städtische Leben kennen, aber auch Hunger, Kälte, ein ärmliches Zimmer, lange Arbeitstage, zwielichtige Gestalten. Und Frauen. Und er begeht aus Not einen Mord.

Bodmer ist ihm ständig auf den Fersen, und irgendwann bleibt Jakob nur noch das Auswandererschiff nach Amerika. Sein grosser Traum: eine eigene Rinderfarm. Diesem bleibt er hartnäckig treu auf all seinen Stationen von New York nach New Orleans und bis in den Westen, wo er zusammen mit einer indigenen Frau tatsächlich mit der Rinderzucht beginnt und mit Hilfe anderer ausgewanderter Schweizer für kurze Zeit ein Leben nach seinen Wünschen und Vorstellungen führen kann.

Doch leider hält sein kleines Glück nicht lange an. Verarmt und hoffnungslos zieht er, als einer von sieben Schweizern, in die Schlacht am Little Big Horn und stirbt mit 27 Jahren.

Stephan Pörtner, bekannt als Krimischriftsteller, gelingt in diesem historischen Roman eigentlich alles. Nach langen Recherchen in Archiven, Reisen in die USA und mit der ihm eigenen Fantasie und Erzählkunst hat er ein Buch geschrieben, das Abenteuerroman, Sozialgeschichte und Liebesgeschichte in einem ist. «Heimatlos» liest sich atemlos; die Lektüre ist ein riesiges Vergnügen, das sich niemand entgehen lassen sollte.

Stephan Pörtner*, Heimatlos oder Das abenteuerliche Leben des Jakob Furrer von der Halde bei Wald. Bilgerverlag

*2021 hat sich auch der Zürcher Buchhändler- und Verlegerverein ZBVV dem Veranstaltungsformat «Eine Stadt liest ein Buch» angeschlossen. Diese Aktion wird seit 1998 weltweit mit grossem Erfolg durchgeführt. Vom 12. bis zum 26. Mai 2023 liest Zürich «Heimatlos» von Stephan Pörtner.

Die gelernte Buchhändlerin Ursula Zangger leitet seit knapp 20 Jahren die Orell Füssli-Filiale am Bellevue.

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